Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

DOI Artikel:
Necker, Moritz: Hans Schliessmann
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0215

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
417

Kunstbistoriscbes. — Vereine und Gesellschaften.

418

Blätter" veröffentlichte Kraftmensch in seinen neun
Kunststücken; noch kürzlich hat er im „Figaro" die
einzelnen musikalischen Stimmungen einer Violin-
sonate heiter in den Bewegungen des Spielers ver-
anschaulicht.

Dies genüge zur Charakteristik dieses lokalen
Künstlers. Seine Wirkung ist nicht geringzuschätzen.
Er wird für die Kenntnis des modernen Wien gar
nicht zu vermissen sein.

Wien, im Januar 1890. Dr. MORITZ NECKER.

KUNSTHISTORISCHES.

Neues wu Altdorfer.
Als ich im vorigen
Herbst in Regensburg
war, fand ich im Lokale
des historischen Vereins
eine Anzahl (22) Bruch-
stücke von Mauerge-
mälden, die 1888 aus
dem Badezimmer des
Bischofshofes abgelöst
worden waren. Ich hatte
damals nicht übel Lust,
dieselben ihrer Kunst-
weise nach für Werke
des Albrecht Altdorfer
zu halten, und korre-
spondirte in diesem
Sinne mit dem Vorstande
des Vereins, Herrn Rat
Dr. C. Will, ob nicht
vielleicht Anhaltspunkte
in Bezug auf die Archi-
tektur etc. vorliegen,
welche eine nähere Zeit-
und Meisterbestimmung
ermöglichen. Leider ist
dies jedoch nicht der
Fall. Nun fand ich
kürzlich auf dem Bruch-
stücke eines weiblichen
niederbückenden Kopfes
(Hintergrund Architek-
tur) in die Stirn einge-
kratzt die Jahreszahl 1517. Nach der Sachlage können die bei-
den letzten Ziffern nicht anders gelesen werden, nur ist beim
Einkratzen derselben die Farbe teilweise ausgesprungen. Unter
der Jahreszahl steht ein Monogramm, dessen zweiter Buchstabe
noch als A entziffert werden kann. An ein Künstlerzeichen
ist hierbei nicht zu denken; ein Besucher hat sich eben ver-
ewigt, wie dies zu allen Zeiten zu geschehen pflegte. Für
die Zeit der Entstehung ist damit eine einseitige Grenze ge-
geben, und es lässt sich nicht leugnen, dass dadurch die
Aussichten Altdorfers gewachsen sind. Auch sind die Ty-
pen etc. mindestens sehr diesem Meister verwandt. So zum
Beispiel gerade obiger Kopf mit seiner strähnigen Haarbe-
handlung, ferner der andere niederblickende weibliche Profil-
kopf, dessen Hintergrund Butzenscheiben bilden. Zuzugeben
ist ja, dass man von Altdorfer derartige Gegenstände (es
sind üppige Darstellungen männlicher und weiblicher Baden-
der in Renaissancehallen) sonst nicht kennt, und dass die

Aus dem „Schliessmarm-Album", Verlag von R. Waldheim in Wien.

schlechte, fragmentarische Erhaltung und die bei Altdorfer
ungewohnten Grössenverhältnisse einzelner Köpfe das Urteil
erschweren und zur Vorsicht mahnen. Die ganze Geschichte
war unter der Tünche begraben. Die Technik ist Öl, auch
ist zur Verzierung Gold verwendet. Lange vor 1517 ist die
Entstehung nicht zu setzen: die Tracht weist dies zurück,
auch besteht die Architektur aus Renaissancemotiven. Eine
(schwache) Erinnerung an den ehemaligen Zustand geben
die sechs Stück Photographien, die der Verein vor dem Ab-
nehmen hat machen lassen. Als Besteller ist wohl der da-
malige Administrator des Bistums, Pfalzgraf Johann, anzu-
nehmen. WILH. SCHMIDT.

Lukas Cranach d. J. als Tiermaler. Das Königl. Sachs-
Hauptstaatsarchiv birgt Schriftstücke, aus denen uns Lukas
Cranach d. j. auch als Tiermaler entgegentritt. So entwarf

er im Jahre 1568 für den
Kurfürsten August zu
Sachsen Gewölbdecken,
welche besonders wegen
der Tiere in den Mustern
gefielen und veranlass-
ten, dass der Künstler
„von allerley wilden tie-
ren unnd auch vögeln,
doch ide arth besonder"
zu malen bekam (Kopial
345,210). Am 13. Okto-
ber 1583 fing derselbe
Kurfürst unweit der
Stadt Kolditz (am Tan-
nenberge im Amte Leis-
nig), in der Lukas Cra-
nach an der Altartafel
der Schlosskapelle be-
schäftigt war1), ein hau-
endes Wildschwein, wel-
ches das enorme Gewicht
von 737 Pfunden hatte.
Dieses nahm Cranach
auf, und als August
davon Kunde erhalten
hatte, befahl er ihm die
Anfertigung von sechs,
bezw. neun Exemplaren
(Kopial 484, 416, 4101),
415 b, Kopial 501, 25 b),
welche er an Reichs-
fürsten zu verschenken
beabsichtigte. Aus der einschlagenden Korrespondenz erfahren
wir noch, dass jedes Bild mit fünf Thalern bezahlt wurde und
der Meister, der lange kein Wildschwein gesehen zu haben
anführte, von seinem Landesherrn die Hoffnung erteilt hielt,
einmal auf eine Schweinhatz erfordert zu werden, damit er
„die Thiere recht sehen,, auch selbst eines fangen könne"
(Kopial 484, 415 b und Kopial 492, 2/3).

Dresden. THEODOR DISTEL.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

S. Archäologische Gese'lschafl in Berlin. Aprilsitzung.
Nach einigen Vorlagen der Herren Curtius, Conze und Engel-

l) Man vergl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit XXVI, 1
S. 28 u. 29 und die dort angezogene wissenschaftliche Beilage. Das
betreffende Bild befindet sich jetzt in der Königl. Gemäldegalerie zu
Dresden.
 
Annotationen