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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Aus dem Münchener Kunstleben, [1]
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Kropp, D.: Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung in Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0246

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Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung in Bremen 1890.

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bildung eines alten Bremer Stadtthores und das Ver-
waltungsgebäude ist demselben in malerischer Wir-
kung zur Seite gestellt. Durch dieses Thor gelangt
der Besucher vor den Hollersee, dessen umgebende,
geradlinigen Alleen und Bosketts im Gegensatze zu
den andern Parkanlagen im französischen Charakter
erscheinen und diesem Teil des Parkes einen vor-
nehmen Eindruck verleihen, welcher noch durch das
neue fürstliche Parkhaus mit seinen hochragenden
Kuppeln erhöht wird. Der gewaltige, im italieni-
schen Spätrenaissancestil erdachte Bau verdankt seine
Entstehung der Ausstellung und ist massiv mit Be-
nutzung von Eisenkonstruktionen in der kurzen Zeit

Auf der dem See entgegengesetzten Seite des
Parkhauses befindet sich der Hauptausstellungsplatz,
der sogen. Fontänenplatz, welcher Anklänge an die
Pariser Weltausstellung aufweist. Der Besucher er-
blickt von den Terrassen des Parkhauses aus ein
imponirendes Panorama mit den drei grossen Aus-
stellungsbauten, links die Marinehalle, rechts die
Kunsthalle und im Hintergrunde das Hauptausstel-
lungsgebäude. Inmitten dieser architektonischen Um-
rahmung rauschen die Wasserkünste, Fontänen und
Kaskaden mit reichem figürlichen Schmuck, und die
Gartenbaukunst war bemüht, die Fluren herrlich zu
schmücken. An die Zeit der „fürstlichen Baumeister"

Hauptgebäude der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung in Bremen.

von neun Monaten nacb den Entwürfen des Archi-
tekten Poppe von dem Architekten Bausclienbcrg aus-
geführt. Er bedeckt einen Flächenraum von 6400 qm,
der mittlere Kuppelbau hat eine Höhe von 45 m.
Die Gesamthöhe beträgt mit Einschluss der laternen-
artigen Spitze 70 m. Auf der linken Seite des
Hollersees überragt die Maschinenhalle mit ihren
vier Türmen die Alleen. Ihre Bauart ist einfach,
dem absolut praktischen Dienste des Gebäudes an-
gepasst. Neben der Maschinenhalle ist das Archi-
tektenhaus nach einem Entwürfe des Architekten
Rauschenberg zum Teil in byzantinischer Bauart er-
richtet und zeichnet sich durch seine originelle Be-
malung aus. In diesen Räumen haben die Archi-
tektenvereine und die Behörden ihre Pläne und
Modelle zur Schau gebracht.

des 17. und 18. Jahrhunderts erinnernde Palastarchi-
tektur, den Zwecken jedesmal mit Geschick ange-
passt, hat den Gebäuden einen grossartig monumen-
talen Charakter verliehen, der es bedauern lässt, dass
diese Werke leider nur aus Holz und für die kurze
Zeit von vier Monaten geschaffen wurden.

Das Marinegebäude hat einen Flächeninhalt von
3200 qm und dient zur Ausstellung der kaiserlichen
Marine, des Norddeutschen Lloyd, der Weserwerfte,
der Hochseefischereigesellschaften und der natur-
wissenschaftlichen Sammlungen.

Die Kunsthalle, äusserlich durch einen ionischen
Säulengang mit antiken Skulpturen und Wandge-
mälden, Motive aus dem Hellas und aus Rom, erkenn-
bar, besetzt 1650 qm Bodenfläche, und 2000 qm Wand-
fläche dienen zur Aufnahme von ca. 1400 Gemälden
 
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