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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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59

Nekrologe — Personalien — Ausstellungen

60

Die Anordnung der Bilder ist chronologisch, der be-
gleitende Text in den Rahmen einer kurzen Biographie
zusammengefaßt. Es ist durch diese Publikation eine
sicher oft empfundene Lücke ausgeglichen, das gesamte
Lebenswerk eines Meisters illustrativ in einem Bande vereinigt
zu haben, ohne daß der Preis zu große Opfer erfordert.
Außerdem ist die künstlerische Entwicklung durch die
chronologische Folge besser gekennzeichnet, als dies eine
ausführliche Beschreibung würde erreichen können. Be-
sonders beachtenswert ist der Dürerband, zerlegt in die
vier Abteilungen: Oemälde, Kupferstiche, Holzschnitte und
»Nicht beglaubigte und zweifelhafte Blätter«. Die Stiche
und Holzschnitte wurden bis auf wenige Ausnahmen den
Blättern des Stuttgarter Kabinetts nachgebildet. Wir finden
die große und kleine Passion, das Marienleben, all die
Blätter, aus denen so viel deutscher Geist und deutsches
Empfinden weht, die aber viel zu wenigen noch in dieser
Reichhaltigkeit zugänglich waren. Anerkennend sei auch
hier die Klarheit des Druckes und die gediegene Aus-
stattung des Werkes erwähnt.

NEKROLOGE

Am 14. Oktober starb in Düsseldorf der Porträtmaler
Laurenz Schäfer. Er war am 5. Juli 1849 in Lüftelberg
geboren, studierte bei der Düsseldorfer Akademie und
wandte sich bald mit Erfolg dem Porträtfache zu, in dem
er es bis zu einer gewissen lokalen Bekanntheit ge-
bracht hat.

PERSONALIEN

An der Wiener Kunstgewerbeschule vollzieht sich
ein Direktoratswechsel unter eigentümlichen Umständen.
Felician Freiherr von Myrbach, der seit mehreren Jahren
mit großem Erfolge als Direktor der Anstalt wirkte, ist von
seiner auf Staatskosten unternommenen Studienreise nach
Amerika nicht mehr zurückgekehrt und hat von Kalifornien
aus sein Abschiedsgesuch eingereicht. Myrbach, der ur-
sprünglich Militärzeichner und Illustrator war, ist in den
letzten Jahren in die vorderste Reihe der österreichischen
Sezessionsbewegung eingerückt und hat sich zumal seit
Übernahme des Direktorats der Wiener Kunstgewerbe-
schule als ein dekoratives und organisatorisches Talent von
vorzüglichen Qualitäten geoffenbart.

AUSSTELLUNGEN
Die Große Berliner Kunstausstellung hat mit dem

stattlichen Überschuß von mehr als 100000 Mark abge-
schlossen.

Die Düsseldorfer Kunstausstellung ist am 23. Ok-
tober mit einer Feier geschlossen worden. Alle Beteiligten
haben Grund, sich ihres Erfolges zu freuen.

Der märkische Künstlerbund hat nach längerer
Pause soeben wieder bei Schulte in Berlin eine Ausstellung
eröffnet.

Dresdener Kunstleben. Noch vor Schluß der Großen
Kunstausstellung, die diesmal bis Ende Oktober gedauert
hat, haben die Kunsthandlungen mit ihren Herbstunter-
nehmungen eingesetzt. Sowohl bei Ernst Arnold wie bei
Emil Richter sehen wir infolgedessen bereits interessante
Kunstwerke. Die Arnoldsche Kunsthandlung veranstaltete
namentlich eine bedeutende Zo/vz-Ausstellung und zeigte
daneben eine reiche Sammlung alter und neuer Bilder von
Leistikow, während wir bei Emil Richter einen bisher in
Norddeutschland weniger bekannten Künstler Eberhardt
Ege aus Stuttgart kennen lernten. Anders Zorn ist einer
der begabtesten und entschiedensten Vertreter der modernen
Bestrebungen in der Kunst. Als Bildhauer, als Maler wie
als Radierer leistet er gleich Bedeutendes. Zorn ist 1860

in Mora in Schweden geboren; er besuchte die Akademie
zu Stockholm, machte zunächst Studien als Bildhauer, ging
aber dann zur Malerei über und vollendete als solcher
seine Studien in Paris. Er hat, wie wir Müller-Singers
Künstlerlexikon entnehmen, Spanien, Afrika und Italien
besucht und war als Bildnismaler längere Zeit in Amerika
und London tätig. Daß er als Bildhauer Hervorragendes
leistet, zeigte seine hinreißende Statuette Gustav Wasas
in Bronze, die in der diesjährigen Dresdener Kunstaus-
stellung zu sehen war. Was dieses Standbild aufweist,
nämlich die Kraft der Verinnerlichung und Beseelung, fehlt
den Radierungen Zorns. Wir bewundern die spielende
Leichtigkeit, mit der er jede technische Schwierigkeit über-
windet, die unfehlbare Sicherheit, jede Erscheinung ma-
lerisch scharf zu erfassen und mit den geringsten Mitteln
in geschlossener Wirkung auf das Papier zu bringen, aber
darüber hinaus gibt er wenig, tieferen Gehalt haben seine
Schöpfungen kaum. Indes Zorns Kunst ist darum nichts
weniger als zu mißachten. Das lehrte die Ausstellung bei
Ernst Arnold, welche eine so große Anzahl der Zornschen
Meisterwerke vereinigte, von neuem. Wie Zorn mit den
scharfen Strichen seiner Radiernadel die duftigsten male-
rischen Wirkungen hervorbringt, wie er jede Form in
ihrer Modellierung, jede Beleuchtung überzeugend und
packend wiederzugeben weiß, das bewundert man ange-
sichts seiner Blätter immer von neuem. In dieser Hin-
sicht stellt das Blatt »Der Walzer«, wie die Paare im flim-
mernden Kerzenlicht über das spiegelnde Parkett dahin-
fliegen, den Höhepunkt malerischer Wirkung mit der Radier-
nadel dar. Auch eine Reihe von Bildnissen, z. B. des ameri-
kanischen Bildhauers Augustus St. Gaudens, des Dichters
Paul Verlaine, des Malers Larsson sind in ihrer Art
meisterhaft; hier wie in seinen sonstigen Schöpfungen gibt
Zorn mit Vorliebe das Augenblickliche in Haltung und
Ausdruck wieder. Ähnliches gilt von seinen Gemälden.
Die »Eva«, ein weiblicher Akt im Freien, ist im köstlich
warmen, goldigen Sonnenlichte geradezu prachtvoll ge-
malt. Gehaltvoller freilich und darum von nachhaltigerer
Wirkung als diese Leistungen Zorns waren seine Bilder
aus dem schwedischen Volksleben, vor allem der Sommer-
nachtstanz im Freien, den wir in der Dresdener Ausstellung
1901 sahen.

Nicht minder interessant und lehrreich war die Ernst
Arnoldsche Leistikow-AussieWung, die nicht weniger als
30 Aquarelle und Ölgemälde, und dabei fast nur aus-
gereifte Schöpfungen seiner Kunst, umfaßte. Namentlich
in den Motiven aus dem Grunewald und aus dem Havel-
gebiet kam die stimmungsvolle Kraft seiner vereinfachen-
den Flächendarstellung aufs glücklichste zur Geltung. Neu
waren einige Bilder von der Seeküste, Bilder aus dem
deutschen Dünenlande — alle kraftvoll und stimmungs-
kräftig, wenn auch vielleicht noch nicht den ganzen Zauber
jenes köstlich-herben Landstriches erschöpfend.

Außer Zorn und Leistikow war besonders noch Otto
Fischer in der Ausstellung vertreten. Der ausgezeichnete
Radierer hatte diesmal Aquarelle aus dem Riesengebirge
ausgestellt, die in ihrer volltonigen Kraft und frischen
Herbigkeit erneut des Künstlers charaktervolles Wesen
wie sein stets wachsendes Können bekundeten.

Nicht minder interessant war die Ausstellung von
Eberhard Ege bei Emil Richter. Sie gab einen gut ein-
führenden Überblick über das bisherige Schaffen dieses
Künstlers. Ege stammt aus Stuttgart und steht im sieben-
unddreißigsten Lebensjahre. Von der Architektur, der er
sich auf Wunsch seines Vaters ursprünglich widmete, ging
er später zur Malerei über. Seine Studien machte er bei
Constant und Lefevre in der Akademie Julian zu Paris
und zugleich bei den alten Meistern im Louvre. Aus diesen
 
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