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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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89

Nekrologe — Sammlungen — Ausstellungen

QO

wohlEntSt-ehungsgeschichte und sonstige Einzelheiten, die
teressiererf116' Si"d' ^ Freunde der Kunst Joys zu in"
mäRPe?rSe William Joy ist in Paris, wo er ziemlich regel-
Werlf lm a'-en Sal°" ausstel,t. wohl bekannt, und fast alle
wierl e' 'n C*em vor"egenden Buche farbig oder schwarz
Se" erg,egeoen sind. waren nacheinander in Paris zu sehen,
p m,e.. Kunst umfaßt alle Gebiete der Figurenmalerei, vom
°r rat bis zur genrehaften Anekdote, von der großen
istorie bis zur durch Figuren belebten Landschaft, vom
°nentalischen Kostümbild bis zur religiösen, militärischen
0der.Patriotischen Szene. Wie es scheint, muß ein Bild,
f"! 'n England verkäuflich zu sein, eine Anekdote ent-
alten, die möglichst leicht verständlich ist. Indem Joy
e^m Publikum seiner Heimat diese Konzession macht, geht
lrn übrigen doch nur rein malerischen Zielen nach.
.Ile seine Bilder, selbst »die letzten Augenblicke Gordons«
S1"d nach rein malerischen Gesichtspunkten komponiert,
Und einige davon erreichen allein durch ihre farbigen Reize
die höchste Wirkung. So ist sein Trommlerjunge aus der
^•eit Wellingtons eine prächtige Harmonie von Gold und
Scharlach, »Lesbias Sperling« fügt dieser etwas herabge-
dampften Harmonie einen warmen Silberton hinzu, Gri-
seldis ist eine graue Perle in einem Emailschrein von
Limoges. Künstlerisch am wenigsten bedeuten gerade die
in England am populärsten gewordenen, durch die Chromo-
lithographie allenthalben verbreiteten patriotischen Anek-
doten aus dem Leben Wellingtons, und am höchsten
stehen die Sachen, die dem englischen Publikum am
Wenigsten gefallen haben: die badenden Kinder in dem
rings vom leuchtendsten Grün eingeschlossenen Waldbache
und der Bayswater Omnibus« mit seinen sehr geschickt
beobachteten und mit feinstem malerischen Verständnis
wiedergegebenen interessanten Lichteffekten.

Die Ausstattung des Buches ist prächtig und vornehm,
die Photogravüren sind tadellos und die farbigen Repro-
duktionen, die teils in England, teils in Frankreich herge-
stellt sind, sehr gut, obschon einige von ihnen den fatalen
Eindruck von Chromos machen und nur die besten den
deutschen Erzeugnissen des Farbendruckes gleichkommen.

K. E. Sc/i.

NEKROLOGE

In Wien verstarb am 14. November der Landschafts-
maler Rudolf Ribarz. Er war 1848 in Wien geboren.
Hevesi stellt ihn in seiner Geschichte der österreichischen
Kunst des 19. Jahrhunderts neben Jettel und schreibt von
ihm: »Er hat lange in Nordfrankreich gemalt und seiner
Zeit in Luft und Wasser feine Wirkung erreicht; so in
seinem großen Bilde ,Schiedam'. Er fiel früher gern ins
Braune, das er nicht immer zu lösen wußte; später störte
ein totes Weiß. In den letzten Jahren hat er viele Wand-
schirme in japanischer Art gemalt, denen aber die japanische
Leichtigkeit fehlt; im Vordergrund steht immer irgend eine
überlebensgroße Blume oder auch Küchenpflanze, während
sich hintenhin etwas Landschaftliches verflüchtigt.«

SAMMLUNGEN
Florenz. In den Uffizien sind zwei neuerworbene
Bilder zur Aufstellung gelangt. Das eine, Madonna mit
Engeln, dem Caporali zugeschrieben, ist hier früher schon
erwähnt worden. Das andere Bild wurde noch unter Ridolfi
für die Sammlung gekauft, aber erst jetzt zugänglich ge-
macht. Die dem Filippino Lippi zugeschriebene »Anbetung
des Kindes« ist eine besonders anmutige spätquattrocen-
tistische Arbeit; sie steht qualitativ wesentlich über der
Schulware, von der man häufig zu viel Aufhebens macht.

Ein eigenhändiges Bild Filippinos ist es nicht; leider läßt
auch die Erhaltung zu wünschen übrig.

Interimistisch haben diese Bilder in dem großen Raum,
der anfangs die Skulpturen aus Santa Maria Nuova be-
herbergte, Aufstellung gefunden. Vorläufig hat dieser auch
den großen Lorenzo Monaco aufgenommen (denn die
spätere Anordnung wird wohl in diesen Eingangsräumen
der Uffizien die gesamte Trecentokunst vereinen); das
Krönungsbild von Fra Angelico hat man hier ebenfalls
aufgestellt.

An sonstigen Änderungen ist hervorzuheben, daß das
Hauptbild von Herkules Seghers, früher zu hoch placiert,
als es über einem Stilleben der Rachel Ruysch hing, mit
diesem seinen Platz vertauscht hat, und jetzt aus nächster
Nähe studiert werden kann. Aus der »Tribuna« wurde
Daniele da Volterras Kindermord entfernt; an seiner Stelle
hängt jetzt zwischen Bronzinos Panciatichiporträts das mäch-
tige Kardinalsbildnis von Domenichino und zieht gleich
beim Hereintreten den Blick auf sich.

Im Museo Nazionale wurde das kleine, dem Bertoldo
zugeschriebene Puttenrelief in Bronze gestohlen, glück-
licherweise aber erkannte der Kunsthändler, dem es zum
Kauf angeboten wurde, sofort die Provenienz, und so
kehrte das kostbare Stück gleich wieder an seine alte Stelle
zurück.

In Santa Maria Novella wurde die Grabplatte von
Ghiberti, die versteckt hinter dem Hochaltar aufgestellt
war, vor den Stufen, die zu diesem heraufführen, in den
Boden eingelassen, und zum Schutz mit einer Kristallplatte
bedeckt, eine an und für sich lobenswerte Vorsicht, aber
bei dem von drei Seiten einfallenden Licht ist nun die
Spiegelung derart, daß man das Werk selbst kaum noch
sehen kann. o. Gr.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Schulte hat eine Anzahl meist älterer, zum
Teil aus Privatbesitz stammender Bilder zu einer höchst inter-
essanten Ausstellung vereinigt. Es handelt sich im wesent-
lichen um jene Maler, die sich in der zweiten Hälfte der
sechziger Jahre als junge Leute in München zusammen-
fanden und damals schon in einen ziemlich merkbaren
Gegensatz zur Piloty-Schule traten. Später sind sie sehr
verschiedene Wege gegangen. Die einen gerieten in den
Bann der alten deutschen Meister, die anderen schlössen
sich an die Franzosen, inbesondere an Courbet, an, der
1869 selbst München besuchte. Größere Maler sind die
letzteren geworden, unter denen Leibi und Trübner obenan
stehen. Aus Leibis Frühzeit sieht man jenes schöne Herren-
bildnis von 1866, das man schon in diesem Sommer in
Dresden bewundern konnte, und den prächtigen auf ganz
hellem Grunde stehenden Kopf des Malers Karl Schuch
mit der Virginia im Munde. Schuch selbst, der 1903 ziem-
lich unbekannt starb, ist mit ein paar kleineren Bildern
vertreten, unter denen ein Stilleben in ganz gedämpften
Farben (Hummer und Zinngeschirr) hervorragt. Leibis
Zeitungsleser von 1891 ist bekannt, eine Überraschung
dürfte dagegen das schöne Frauenbildnis aus seinem letzten
Lebensjahre sein, auch für die, die es aus der Abbildung
in Gronaus Biographie kennen. Der Meister zeigt sich in ihm
in völlig ungebrochener Kraft. Von Trübners Werken war
ein Bild »Wildschwein und Hund« neu, das ganz besonders
stark an ähnliche Arbeiten von Courbet erinnert. Zu Leibis
engerem Kreise gehören auch Johann Sperl, Theodor Alt
und Rudolf Hirth du Frenes. In der anderen Gruppe ragt
Hans Thoma weit über die anderen empor. Karl Haiders
Landschaften erfreuen sich seit einer Reihe von Jahren leb-
haften Beifalls; der gar zu absichtlichen Naivität seiner
 
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