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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0096

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lyg - Neue Erscheinungen der Kunstliteratur — Anzeigen 176

Fenster aber beinah verschwinden ließ. Da dazwischen
etwas Maßwerk angebracht ist, wird die Erinnerung an
gotische Bauten geweckt. Oben darauf hat er ein mäch-
tiges Schieferdach wie einen ungeheuren Hut gesiülpt.
Eine organische Einheit ist weder bei diesen Teilen unter
sich, noch mit den Nebengebäuden erreicht, und so wirkt
der Bau wohl originell und keineswegs reizlos, aber doch
nicht befriedigend. Ganz ungehemmt konnte sich dagegen
die Kunst des Architekten im Innern entfalten. Der mäch-
tige Lichthof, der hoch oben von zwei Brücken überspannt
ist und nach allen Seiten Blicke auf zierliche Zickzacktreppen
mit auf- und abwogenden Menschenmassen gewährt, ist
nicht sowohl wegen seiner vielleicht gar zu prunkvollen
Ausstattung, sondern wegen seiner ungemein glücklichen
Verhältnisse der schönste monumentale Raum, der in der
letzten Zeit geschaffen worden ist, man empfindet in ihm
im stärksten Maße das, was man als Oroßstadtpoesie be-
zeichnet hat. o.

Im Anschluß an die von uns gemeldeten Vorgänge
in Wien, die sich an die Ernennung des Medailleurs
Marschall zum Professor an der dortigen Akademie
knüpfen, sei weiter mitgeteilt, daß die Wiener Akademie
der bildenden Künste wegen stürmischer Szenen, die sich
dort abgespielt hatten, zeitweilig geschlossen werden mußte.
Höchst bemerkenswert gestaltete sich dann die Unterredung,
die eine Deputation der Professoren der Akademie bei
dem Unterrichtsminister Härtel hatte. Der Minister hatte
nämlich in einer Kammerrede die Akademie als ein Institut
bezeichnet, das künstlerisch schon seit längerer Zeit in
bedauernswerter Stagnation begriffen sei. In der Antwort,
die der Minister den beschwerdeführenden Professoren er-
teilte, kommen folgende Sätze vor: »MeineWorte sollen nicht
mehr, aber auch nicht weniger sagen, als daß, wie jedes
Institut, ja wie jeder Organismus, so auch die Akademie
der Künste, zur Erreichung ihrer hohen Aufgabe —
die Erziehung ihrer Jünger zur hohen Kunst erfolgreich

durchzuführen und sich selbst aufnahmsfähig und produktiv
zu erhalten — der stetigen Verjüngung des Zuflusses
frischer Kräfte bedarf. Ich will hier nicht rekriminierend
der Schwierigkeiten gedenken, welche sich seit der Er-
nennung Pochwalskis, dessen Besitz Sie nicht Ihren Vor-
schlägen, sondern der Unterrichtsverwaltung zu danken
haben, der raschen Besetzung vakanter Lehrstühle ent-
gegenstellten. Denn den einzelnen trifft kein Verschulden.
Die Ursache zeitweiliger Störungen und Stagnationen liegt
in den schroffen Gegensätzen der zeitgenössischen Kunst,
sie liegt in den beengenden akademischen Einrichtungen,
die allmählig der Erstarrung entgegengehen und eine freie,
lebendige Entfaltung ihrer vollen Kraft nicht erleichtern.
Die Frage der Reorganisation des akademischen Unter-
richtes in allen Zweigen der Kunst und auf allen Stufen
steht im Mittelpunkte des allgemeinen Interesses. Hier
wie anderwärts, in allen Künstlerkreisen und auch in Ihrer
Mitte sind Stimmen laut geworden, die in eindringlicher
Weise zu weitgehenden Reformen mahnen. So trat schon
vor mehreren Jahren Professor Hellmer mit einer Publi-
kation an die Öffentlichkeit, welche die Reorganisierung
der Bildhauerschule empfiehlt und wenn ich auch nicht so
weit gehe wie Professor Hellmer, der gegen die »Kunst-
schule« den Vorwurf erhob, das früher bestandene frei-
künstlerische Schaffen vernichtet zu haben, und wenn ich
auch weit davon entfernt bin, mit ihm die mißliche Lage
eines Teiles der absolvierten Schüler vor allem auf die
bestehenden Einrichtungen zurückzuführen, so teile ich
doch mit ihm die Überzeugung, daß die in der alten un-
zweckmäßigen Form begründete künstlerische Stagnation
durch eine vernünftige Reform beseitigt werden könne und
müsse. Soweit es im Rahmen des Statuts möglich war,
habe ich auch einschlägigen Anträgen Professor Hellmers
bereitwillig entsprochen.« — Mit solchem Freimut hat wohl
selten ein Minister in unseren Tagen über das Wesen der
Akademien sich geäußert.

Lehrer

für die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule
:----^ zu Magdeburg. ==-

Zum 1. April 1905 werden

zwei künstlerisch befähigte
Cehrkräfte

gesucht, die eine für Landschaftszeichnen und
Lithographie oder Radierung, sowie Zeichnen

und Skizzieren nach der Natur, die andere
für Entwerfen von Mustern für Stickerei, Weberei, Tapeten u. s. w. Lithographien sowie
Stickereien und Handwebereien können in den Schulwerkstätten ausgeführt werden. Jahres-
entschädigung während der zweijährigen Probezeit 3300 Mark. Nach der festen Anstellung,
mit der Anspruch auf Ruhegehalt und Witwen- und Waisenversorgung verbunden ist, Gebalt
steigend bis 4800 Mark neben 660 Mark Wohnungsgeldzuschuß.

Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugnissen und selbstgefertigten Arbeiten sind umgehend

an den Direktor Thormählen, Brandenburgerstraße 10, einzusenden.

Magdeburg, den 27. Dez. 1904.

Der Vorstand der gewerblichen Lehranstalten.

Inhalt: Das Wetzlarer Skizzenbuch und der Qiebel des Heidelberger Otto Heinrichsbaues. Von Albrecht Haupt. - Der Meister Anthoni des
Heidelberger Kontrakts von 1558. Von Friedrich H. Hofmann. — Ernst Ewald f. — Dr. Friedrich Sarre und Dr. Ferdinand Laban zu
Professoren ernannt. — Berlin, Ausstellungen im Kupferstichkabinett und im Kunstgewerbemuseum; Kunstausstellung in Venedig; Bonn,
Ausstellung belgischer Kunst; Klingers Drama in Wien; Kunstausstellung in München; Ausstellung der Hamburger Kunsthalle; Staalsbei-
hilfe für die deutsche Kunstgewerbeausstellung 1906. — Riga, neues Museum; Ankauf von Wereschtschagins Nachlaß; Pierpont Morgan
Präsident. — Charlottenburg, Brunnen-Wettbewerb. — Stiftung eines Studienhauses. — Biidhauerkonkurrenzen betreffend; Widerlegung
Adolf Venturis; Der Erweiterungsbau des Wertheimschen Warenhauses; Schließung der Wiener Akademie. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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