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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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173

Museen — Wettbewerbe — Stiftungen — Vermischtes

174

Bonn a. Rh. Auf Anregung der Oesellschaft für
Literatur und Kunst (Dramatische Gesellschaft) hat die
Stadt Bonn ihr kleines Obernier-Museum, die Stiftung
eines vor mehr als zwanzig Jahren verstorbenen Arztes
Obernier, durch den Anbau einer geräumigen Ausstellungs-
halle erweitert. Die Gesellschaft, die sich schon seit einigen
Jahren in Bonn die Veranstaltung kleinerer moderner Kunst-
ausstellungen hat angelegen sein lassen, wird auf diesem
Gebiete nunmehr in den guten Oberlichträumen des Neu-
baues eine um so regsamere Tätigkeit entfalten können.
Die Organisation dieser Ausstellungen liegt in den Händen
des Herrn Dr. Edmund Renard in Bonn.

In den ersten Tagen des Januar 1905 wird die neue
Halle mit der Ausstellung einer größeren Kollektion mo-
derner belgischer Gemälde, Zeichnungen, Radierungen und
Bronzeplastiken, im ganzen etwa 150 Nummern, ihrer Be-
stimmung übergeben werden. Wenn auch innerhalb dieses
Umfanges eine umfassende Vorführung der modernen
belgischen Malerei ausgeschlossen erscheinen muß, so
kann doch in Bonn zum erstenmal die Aufmerksamkeit
eines ziemlich kunsthungerigen Publikums auf die große
Entwickelung der neuesten belgischen Kunst hingelenkt
werden. Constantin Meunier steht mit einigen Bildern
und Skulpturen voran; ihm folgt Frans Courtens mit ver-
schiedenen großzügigen Bildern, dann der feine Land-
schafter Henri Meunier-Brüssel, Alfred Delaunois-Löwen,
Jules Potvin-Saventhem mit geschlossenen kleineren Kol-
lektionen. Die Landschafter nehmen überhaupt den brei-
testen Raum in dieser Ausstellung ein, so Frans Simons-
Brasschaet, Jac. Snoeck-Haarlem, Georges Barwolf-Paris,
Jules Merckaert-Brüssel, Armand Jamar-Brüssel, Cesar de
Cock-Gent, Oscar Halle-Ostende und andere; aber auch
der modernste Spiritualismus Belgiens ist durch seinen
Hauptmeister, Fernand Khnopff, mit verschiedenen Bildern,
darunter seinem »Geheimnis«, trefflich vertreten.

Klingers Drama wird soeben nach Wien transportiert,
um von Ende dieser Woche ab in der dortigen Sezession
zur Ausstellung zu kommen.

Auf der diesjährigen internationalen Kunstausstellung
in München wird eine besondere spanische Abteilung ge-
bildet, für die ein Regierungskommissar ernannt worden ist.

Die Hamburger Kunsthalle hat jetzt eine Aus-
stellung ihrer Bereicherungen des letzten Jahres durch
Schenkung oder Kauf veranstaltet. Daraus sind hervor-
zuheben einige Elbansichten von Ludwig von Hofmann,
Ph. O. Runges Bildnis seiner Eltern und eine Reihe von
Hamburger Porträts von L. v. Kalckreuth.

Das sächsische Ministerium hat 50000 Mark als Staats-
beihilfe zur Deckung eines etwaigen Fehlbetrages bei der
1906 in Dresden stattfindenden deutschen Kunstge-
werbeausstellung zugesichert. Die gleiche Summe von
50000 Mark hat der Rat der Stadt Dresden hierfür bereit-
gestellt.

MUSEEN

Riga. Im Frühling soll das neue, von der Stadt am
Anlagenring errichtete Museumsgebäude bezogen werden.
Außer den städtischen Sammlungen und den mit diesen
vereinigten des Rigaschen Kunstvereins wird auch die
schöne F. W. Brederlosche Galerie hier Aufstellung finden.
Zum Direktor des Museums ist Dr. Wilh. Neumann be-
rufen worden.

Der russische Zar hat für die Summe von 200000
Rubel den ganzen jetzt in Petersburg ausgestellten Nach-
laß von Werechtschagin erworben und wird ihn dem
Kaiser Alexander-Museum einverleiben.

Pierpont Morgan ist nicht, wie aus Amerika zuerst
gemeldet wurde, zum Direktor, sondern nur zum Präsidenten
der Trustees des Metropolitanmuseums in New York er-
nannt worden. Er ist also nicht Nachfolger des Direktors
Cesnola, sondern des Herrn Marquard. Damit verliert
diese Angelegenheit ganz ihre Absonderlichkeit, denn ka-
pitalkräftige Kunstfreunde sind auch in London im Ver-
waltungsrat der Museen tätig.

WETTBEWERBE
Die Stadt Charlottenburg hatte für die Schöpfung
eines Brunnens auf dem Platze vor der Hochschule einen
Wettbewerb ausgeschrieben. Gekrönt worden ist ein Ent-
wurf des Bildhauers Gaul, womit die Stadt Charlottenburg
in die glückliche Lage kommt, sich um einen ungewöhn-
lich schönen Tierbrunnen zu bereichern. In den Mittel-
punkt hat Gaul einen großen Elefanten gestellt, aus
dessen Rüssel zwei mächtige Wasserstrahlen entspringen.

STIFTUNGEN
Der vor kurzem verstorbene belgische Maler Raey-
makers hat sein in den Ardennen liegendes Wohnhaus
dem belgischen Staat vermacht, mit der Bestimmung, daß
es geeigneten Künstlern als Studienhaus unentgeltlich vom
Staate auf die Dauer von höchstens zwei Jahren ange-
wiesen werden soll, auch für die Unterhaltungskosten hat
der Erblasser gesorgt.

VERMISCHTES

Das preußische Ministerium hat eine Anweisung er-
lassen, daß in Zukunft bei öffentlichen Bildhauerkonkur-
renzen, die von der allgemeinen deutschen Kunstgenossen-
schaft aufgestellten »Grundsätze« in Anwendung gezogen
werden sollen, damit die mehrfachen Mißstände, die bisher
mit solchen Konkurrenzen verknüpft waren, sich nicht
wiederholen.

Adolf Venturi, der, wie wir neulich vermeldeten, jetzt
selbst so heftig Angegriffene, hat kürzlich in der Zeit-
schrift »I'Arte« allerlei losgelassen, was er gegen die
Direktion der alten Pinakothek in München auf dem
Herzen hatte. Die »Vossische Zeitung«, die anscheinend
in dieser Sache sehr gut unterrichtet ist, teilt mit, daß an
Venturis Beschuldigungen kein wahres Wort ist. Statt daß,
wie dieser behauptet, viele Bilder in neuester Zeit durch
Restauration verunglimpft wären, sind die meisten der
namhaft gemachten seit 80 bis 100 Jahren überhaupt
nicht berührt worden, andere vor 20 bis 25 Jahren durch
Hauser auf das Schonendste nur von ihren anfangs des
Jahrhunderts aufgepinselten »Verschönerungen« befreit
worden. Der ganze Angriff und seine Zurückweisung
gleicht vollkommen dem kürzlich hier verhandelten Fall
der Kasseler Galerie.

Der Erweiterungsbau des Wertheimschen Waren-
hauses ist in der Presse so eingehend besprochen und
zum Teil verhimmelt worden, daß es sich wohl geziemt,
auch in der »Kunstchronik« diesen allerdings interessante-
sten Berliner Privatbau der letzten Zeit kurz zu würdigen.
Alfred Messel hat sich die ungemein schwierige, wenn
nicht unlösliche Aufgabe gestellt, von seinem bisher un-
übertroffenen Warenhausstil zu der stillen Palastarchitektur
des Leipziger Platzes hinüber zu leiten. Er hat das Unter-
geschoß durch eine mit reizenden Skulpturen geschmückte
Bogenhalle verdeckt und im Obergeschoß die schlanken
Pfeiler so nahe aneinander gerückt, das er für den Innen-
raum genügendes Licht behielt, für die Außenansicht die
 
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