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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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411

Wettbewerbe — Denkmäler — Sammlungen — Ausstellungen

412

Kenntnis der Geschichte und Kultur der XVIII. Dynastie
erweitern, er wird auch unsere Begriffe von dem Kunst-
geschmack und dem hochstehenden Handwerk der alten
Nilanwohner ganz neu fundieren helfen. m.

Bei den Arbeiten in S. Vitale zu Ravenna wurden,
dem Popolo Romano zufolge, in einer Nische zahlreiche
Scherben aus der byzantinischen Zeit gefunden. Dieselben
zeigen reiche Ornamentik von Heiligenbildern und Szenen
mit Huldigungen an Fürsten. Ursprünglich gehörten sie
zu dem Gerät, dessen sich die ersten Christengemeinden
bedienten. Durch die Seltenheit solcher Glasgeschirre aus
der byzantinischen Epoche haben diese Funde besondere
Bedeutung.

WETTBEWERBE

Zum Erwerb von vier Wandbildern für das Stände-
haus in Hannover wird ein Wettbewerb unter den in der
Provinz Hannover ansässigen und daselbst geborenen
Künstlern ausgeschrieben. Zu den Preisrichtern gehören
von Künstlern die Professoren Ernst Hildebrand und Kall-
morgen in Berlin, Claus Meyer-Düsseldorf und Hermann
Schaper-Hannover. Für jedes der vier Bilder wird dem
Ausführenden ein Honorar von 3500 Mark gezahlt. Von
den nicht zur Ausführung in Vorschlag gebrachten Skizzen
sollen — die Zustimmung der Künstler vorausgesetzt —
acht zum Preise von je 400 Mark durch Ankauf erworben
werden. Die Frist der Einlieferung läuft am 15. September
dieses Jahres, abends 6 Uhr, ab.

Der Stadtmagistrat von Nürnberg schreibt zur Ge-
winnung plastischer Skizzen für ein Schillerdenkmal drei
Preise von 1000, 800 und 600 Mark aus. Zur Ausführung
stehen 50000 Mark zur Verfügung.

Der von den deutschen Malern Brüdern Müller in
Rom ausgesetzte Preis von 11000 Lire für das beste Werk
der dortigen Kunstausstellung wurde dem italienischen
Maler Joris für ein Gemälde »Giovedi santo« verliehen.

DENKMÄLER
Die Stadtgemeinde von Ansbach schreibt für ein
Brunnendenkmal auf dem Ludwigsplatze eine Konkurrenz
unter den in Bayern lebenden Künstlern aus. Das Preis-
richteramt haben die Professoren Hildebrandt, Rümann,
R. v. Seitz u. Stuck übernommen. Als erster Preis gilt
der Auftrag zur Ausführung, für die 42500 Mark verfügbar
sind, die weiteren Preise betragen 1200, 800 und 500 Mark.

SAMMLUNGEN

Die Ausstellung der Neuerwerbungen im Königlichen
Kunstgewerbemuseum zu Berlin ist um zwei wertvolle
Stücke vermehrt worden. Es sind zwei Trinkhörner, Ge-
schenke der.Frau Präsidentin Becher, Berlin. Die lebendig
bewegten Figuren, welche die Büffelhörner tragen, und
die reiche Fassung, wurden im Jahre 1880 im Auftrage
der Geschenkgeberin von Professor Janensch modelliert
und von Hugo Schaper in Silber gegossen. Eine kostbare
Goldschmiedearbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts ist für
einige Zeit vor dem Eingange zum Schlüterzimmer aus-
gestellt. Es ist eine Schützenkette aus dem Besitze der
Schützengilde zu Stolberg am Harz. Die Kette ist in einer
Stoiberger Chronik im Zusammenhang mit der Schilderung
eines großen, im Jahre 1487 gefeierten Schützenfestes er-
wähnt und vermutlich zu diesem angefertigt worden.

Das Großherzogl. Museum in Karlsruhe hat Gott-
hardt Kuehls Gemälde »Die Johanniskirche in München«,
eines der hervorragendsten Werke des Künstlers, erworben.

Das Museum zu Danzig erwarb zum Preise von
10000 Mark das große Gemälde »Der Tag der Almosen«
von Adolf Maennchen.

In Prag wurde die moderne Galerie (Landesgalerie
des Königreiches Böhmen) eröffnet, in der die deutsche
Abteilung gegenüber der tschechischen weniger stark ver-
treten ist. Gleich am Eröffnungstage wurde Franz Metzners
Plastik »Die Erde« von der deutschen Sektion für 10000
Kronen erworben.

Die Pinakothek in München erhielt A. v. Kellers
Bild Chopin geschenkt.

Franz Stucks »Bacchanal« ist von der Kunsthalle in
Bremen erworben worden.

AUSSTELLUNGEN
Die zweite Ausstellung des deutschen Künstler-
bundes, die am ig. Mai im neuen Hause der Berliner
Sezession mit einer Ansprache des Präsidenten Grafen
Kalckreuth eröffnet wurde, hat endlich die Erwartungen
erfüllt, die man seit der Begründung des Bundes vor andert-
halb Jahren auf eine künstlerische Tat von seiner Seite
gesetzt hat, und die durch seine erste Ausstellung im
Sommer igo4 zu München einigermaßen enttäuscht wurden.
Die jetzige Berliner Veranstaltung ist in Wahrheit eine
umfassende Generalrevue über die vorhandenen deutschen
Kräfte spezifisch modernen Gepräges, die weniger durch
überragende Einzelleistungen imponiert als durch ein ver-
hältnismäßig hohes Gesamtniveau und den künstlerischen
Ernst, der sich in ihr ausspricht. Zugleich beweist sie,
wie günstig für die Entwickelung des sezessionistischen
Gedankens, namentlich in Berlin, die Zusammenfassung
der vereinzelten Gruppen in dem größeren Rahmen des
Künstlerbundes gewesen ist. Einmal war es dadurch mög-
lich, unter völligem Verzicht auf das Ausland und ohne
Verlegenheits-Anleihen bei den großen Alten und den
großen Toten die ganze Ausstellung aus der frischen ein-
heimischen Produktion der jüngsten Jahre zu bestreiten.
Dann aber werden die Einseitigkeiten, die sich in dem
kleineren Kreise der Berliner Sezession mit jedem Jahre
stärker bemerkbar machen mußten, durch eine solche all-
gemeine deutsche Umschau sehr glücklich ausgeglichen,
und das Publikum bekommt eine gute Vorstellung von
der Mannigfaltigkeit der Arten und Ziele, die in dem großen
Verbände friedlich nebeneinander stehen. Es zeigt sich
dabei, daß der dogmatisch betriebene Schulimpressionismus,
auch in Berlin, wo er bisher besonders eifrig gepflegt
wurde, seine zuerst wohltätige, aber seit geraumer Frist
unleidlich gewordene Alleinherrschaft einzubüßen und
einer freieren Verwertung der modernen Farbenanschauung
zu weichen beginnt. Bezeichnend dafür scheint mir vor
allem das Hauptwerk, das Max Liebermann diesmal, außer
einigen anderen, neueren und älteren Arbeiten ausstellt:
das Porträt Wilhelm Bodes, das nicht nur ein gutes Bild,
sondern auch die Darstellung einer Persönlichkeit ist, neben
reifstem malerischen Können auch ein energisches Ein-
dringen in das menschliche Problem verrät, das neben
dem koloristischen liegt. Auch Slevogt hat ein interessantes
Herrenporträt ausgestellt; daneben einen weiblichen Rücken-
akt von verblüffendem Realismus. Corinth bringt drei
neue Bilder von charakteristischer Kraft der Mache, doch
von größerer Geschlossenheit der Wirkung als seine letzten
Sachen; darunter eine famos gearbeitete Szene »Frauen-
räuber«, zwei geharnischte Landsknechtgestalten, die eine
üppige nackte Schöne davonschleppen, und eine figuren-
reiche zweiteilige Komposition »Das Leben«, deren sym-
bolische Beziehungen zwar ohne Kommentar dunkel
bleiben, die aber eine Reihe glänzend gemalter Akte ent-
hält. Leistikow zeigt neue Landschaften von schöner
Stimmung und feinen malerischen Qualitäten, unter denen
namentlich zwei kleine Gouaches aus dem winterlichen
Riesengebirge fesseln. Leo von König ein sehr ge-
 
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