Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0219

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
421

Personalien — Denkmäler — Denkmalpflege — Sammlungen

422

eine recht gute und anmutige Figur. Vortrefflich ist auch
die Reiterstatue des Connetable Anne von Montmorency
vor dem Schlosse von Chantilly, und in der Kathedrale
von Nantes steht ein gewaltiges Grabmal für den General
von Lamoriciere, das neben dem Grabmal von Michel
Colomb für den Herzog Franz II. und seine Gemahlin
Margarethe von Foix, einem der bedeutendsten und
schönsten Bildhauerwerke der Renaissance auf französischem
Boden, noch seine Geltung behält. Für eine moderne
Arbeit will eine solche Kraftprobe nicht wenig bedeuten.
Dubois arbeitete sehr langsam und gewissenhaft, und so
ist die Zahl seiner Werke weit geringer als man bei seiner
bis ins hohe Alter unablässigen Tätigkeit glauben sollte.
An dem Grabmal für Lamoriciere hat er länger als ein
Jahrzehnt gearbeitet, die Jungfrau von Orleans beschäftigte
ihn fünf volle Jahre, und seine letzte Arbeit, eine Elsaß-
Lothringen versinnbildlichende Gruppe, hat auch fünf oder
sechs Jahre Arbeit gekostet. Diese Gruppe ist vielleicht
die schönste Arbeit, die der auf die Wiedereroberung des
Reichslandes gerichtete französische Patriotismus zutage
gefördert hat. Alle anderen, diesem Ziele geltenden Ar-
beiten, allen voran die im Tuileriengarten stehende Gruppe
»Quand meine« von Mercie, sind theatralisch und voll von
hohlem Pathos. Bei Dubois sitzen einfach zwei jugend-
liche Frauengestalten in der Tracht der beiden verlorenen
Provinzen auf einem Hügel, der wohl ein Grabhügel sein
kann. Sie schmiegen sich eng aneinander und scheinen
eine bei der anderen Trost im Leiden zu suchen. Diese
letzte Arbeit ist wie die erste von Dubois, der florentinische
Sänger, ein lyrisches Werk von höchster Anmut und wirk-
lich rührender Innigkeit. k- e. Sch.

In Halensee ist der Porträtmaler und Radierer Wil-
helm Rubach im Alter vnn 35 Jahren gestorben. Seine
Radierungen nach Rembrandt und F. v. Lenbach sind in
weiten Kreisen bekannt geworden.

In Braunschweig starb der bekannte Tier- und Land-
schaftsmaler Geheimer Hofrat Professor Nickol im Alter
von 81 Jahren; er war lange Mitglied der technischen
Hochschule.

In Utrecht starb der 1847 in Amsterdam geborene
Landschaftsmaler W. J. Oppenoorth.

In Wien starb der Maler Joseph Kriehuber im Alter
von 67 Jahren, der ein Sohn des berühmten Porträtisten
und Landschaftsmalers Kriehuber war.

In Wien starb im Alter von 66 Jahren der Kunst-
händler Karl Josef Wawra, Besitzer der großen Medaille
für Wissenschaft und Kunst.

PERSONALIEN
Professor Dr. Franz Winter-Innsbruck hat einen Ruf
als Professor der klassischen Archäologie nach Graz an-
genommen.

Professor Dr. v. Oettingen, erster ständiger Sekretär
der Akademie der Künste in Berlin, hat sein Abschiedsge-
such eingereicht, um sich ausschließlich seinen kunstwissen-
schaftlichen Arbeiten widmen zu können.

Budapest. Die große Staatsmedaille wurde vom
Kultusminister folgendermaßen verteilt: von den Auslän-
dern erhielten große Medaillen J. E. Blanche und Solomon
J. Solomon, kleine Medaillen die Künstler Andre Dauchez,
Fritz Thaulow und Walter Gay. Von den ungarischen
Künstlern erhielten der Maler Ferencz von Olgyay die große
und die Maler Izsak Perlmutter und Dorne Skutezky die
kleinen goldenen Medaillen. — Das Stipendium der Witwe
Nadanyi von 500 Kronen wurde dem Kunstmaler Janos
Stein zuerkannt.

Der deutsche Künstlerbund hat seine Ateliers in
der Villa Romana bei Florenz als Stipendien kürzlich an

folgende drei Meister verteilt: Thomas Theodor Heine er-
hielt das Stipendium für zwei Jahre, Gustav Klimt für ein
Jahr und der Berliner Ulrich Hübner auf ein Vierteljahr.

In der Soci6t6 nationale des beaux-arts zu Paris
wurde an Stelle des bisherigen Präsidenten Carolus-
Duran, der sieben Jahre das Amt ausgefüllt hat, Roll
gewählt. Er war bisher Präsident der Abteilung für
Malerei und wurde seinerseits durch Besnard ersetzt.
Dieser wiederum, der der Abteilung der Kunstgegenstände
vorstand, hat zum Nachfolger Lhermitte erhalten.

Die philosophische Fakultät der Universität Jena hat
August Rodin zum Ehrendoktor ernannt.

DENKMÄLER
Ein Denkmal für Corona Schröter wurde in Guben
enthüllt. Es ist das Werk des Professors Karl Donndorf
(Stuttgart) und besteht aus einer Bronzebüste auf einer
Säule aus rotem schwedischen Granit. Auf der Säule liest
man Geburts- und Sterbejahr der Künstlerin. Der Sockel
trägt die Verse aus Goethes Gedicht »Auf Miedings Tod«:
Es gönnten ihr die Musen jede Gunst
Und die Natur erschuf in ihr die Kunst.
In Marseille hat sich ein Komitee gebildet, um dem
Maler Monücelli ein Denkmal zu errichten.

In Dresden plant man ein Eichendorff-Denkmal, das
in dem von dem Dichter besonders geliebten Vororte
Wachwitz Aufstellung finden soll.

DENKMALPFLEGE

Für die Instandsetzung des historisch so denkwürdigen
Reichssaales des Regensburger Rathauses, der der
Schauplatz der immerwährenden Beratungen in den letzten
zwei Jahrhunderten des heiligen römischen Reiches war,
hat sich nunmehr ein Ausschuß gebildet, dem neben
städtischen Behörden auch einige Künstler angehören.

In Bremen hat man dem berühmten Rolandstand-
bilde auf dem Markte wieder den alten farbigen Schmuck
zurückgegeben, den es von 1404 bis zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts gehabt hat. Man ist bei dieser Restauration
außerordentlich diskret vergegangen. Die Farben sind so
mäßig aufgetragen, daß sie kaum die Flickarbeiten decken,
die in dem Laufe der Zeit an dem Standbilde vorgenommen
wurden, aber »Roland der Ries« scheint in seinem farbigen
Kleide zu neuem Leben erwacht.

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen hat
für die künstlerische Ausstattung des zwischen Ritter- und
Grafensaales gelegenen Vorraumes auf Schloß Burg a.
d. Wupper die Summe von 15000 Mark bewilligt.

SAMMLUNGEN
In einem Aufsatz »Ein übersehener Rubens in der
AugsburgerGalerie«(Beilage zur»Allgem.Zeitg.«, Nr. 101,
102) hatte unlängst Professor Dr. von Boloz Antoniewicz
interessante Untersuchungen über ein bisher dem Dilet-
tanten König Sigismund III. zugewiesenes Bild veröffent-
licht, das der Verfasser mit zahlreichen Gründen dem
großen Rubens zusprechen zu können glaubte. Wie vor-
auszusehen war, mußte eine derartige Entdeckung Auf-
sehen erregen und den Streit der Meinungen entfachen.
Was uns an Urteilen bis heute vorliegt, läßt allerdings
sehr darauf schließen, daß Professor von Boloz Antoniewicz
mit seiner Entdeckung wenig Glück gehabt hat und daß
der sogenannte »Rubens« tatsächlich weiter nichts ist, als
für was man ihn bislang gehalten. Karl Voll äußert sich
an derselben Stelle, von wo aus zuerst die Entdeckung
proklamiert wurde (Beilage zur »Allgem. Zeitg.«, Nr. 119)
über die Urheberschaft Rubens' durchaus gegenteilig und
kommt dabei zu dem Schlüsse, das Bild sei nicht nur kein
 
Annotationen