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Ausstellungen
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eigenhändiges Werk von Rubens, sondern nicht einmal
eine Kopie nach ihm. Ob es dem Vicentino nach dem
Vorschlage des Herrn Qeheimrat von Reber zuzuweisen
oder sonst als ein Ausläufer der Richtung des Tintoretto
oder der Bassano zu bezeichnen ist, muß vorläufig dahin-
gestellt sein, jedenfalls ist es ein herzlich schwaches Werk,
das weder direkt noch indirekt mit Rubens in Zusammen-
hang steht. b.
Das Römisch-germanische Zentralmuseum zu
Mainz hat einen Jahresbericht für 1904—1905 heraus-
gegeben. Aus demselben ergibt sich, daß die Sammlung
gegenwärtig 20580 Nachbildungen von Altertümern aus
den verschiedensten Kulturperioden Deutschlands aufweist.
Hierzu treten 3486 Originale. Im letzten Jahre fand eine
Vermehrung der Nachbildungen um 523 Nummern statt,
während der Zuwachs an Originalen 384 Nummern auf-
weist. Von diesen ist der Inhalt von 87 Gräbern eines
frühfränkischen Reihenfriedhofes aus Schwarzrheindorf von
besonderer Bedeutung.
Fritz Gärtners Gemälde »Schiffe auf der Elbe«, das
im Kunstverein in München ausgestellt war, wurde von
der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft
und Kunst in Böhmen für die Galerie in Prag angekauft.
In Bieberach wird ein Wieland-Museum errichtet
werden. Der dortige Altertumsverein hat zu diesem Zwecke
das ehemalige Gartenhaus Wielands angekauft.
Eine Versammlung von Künstlern in Berlin, zu
der die Kgl. Akademie der Künste, der Verein Berliner
Künstler, die Vereinigung Berliner Architekten und der
Verband deutscher Illustratoren Vertreter entsandt hatten,
beschloß eine Eingabe an beide Häuser des Landtages,
um die. Gründung einer Adolph Menzel-Sammlung in Berlin
zu erwirken.
AUSSTELLUNGEN
Der Leipziger Kunstverein zeigt in seiner Mai-
ausstellung eine schöne Kollektion von farbigen Radie-
rungen französischer Künstler. Sie ist wertvoll zur Er-
kenntnis, wie ungemein malerisch die sehr in Flor ge-
kommene Technik zu wirken vermag, vor allem aber gibt
sie uns einen Hauch von jenem Charme zu spüren, mit
dem das junge Paris seine künstlerische Welt zu umweben
versteht. Einfachheit, Eleganz und eine Verve, wie sie
dem französischen Temperament eigen ist, kennzeichnen
alle diese flott und impressionistisch behandelten Skizzen.
Da ist Raffaelli mit seinen Bildern aus dem modernen
Straßenleben von Paris, Gaston la Touche, Boutet de
Monvel, J. Villon, der den Typus der Mädchen von Mont-
martre und der Töchter des Moulin de la Galette mit
jenem Geiste der Boheme umkleidet, der auf der Butte
lebt, Charpentier, der sich in seinen Blättern als Verehrer
des Idylls, als Maler landschaftlicher Romantik zeigt und
in seinen Schwanenteichen japanische Stilistik mit einem
tiefen poetisch-träumerischen Gefühl für Natur zu verbin-
den versteht, da sind ferner Fritz Thaulow, Houdard,
Osterlind, dessen spanische Tänzerinnen die ganze sinn-
liche Glut jener Carmen-Typen offenbaren, wie sie auf
den Plätzen von Sevilla tanzen — kurz eine treffliche
Auswahl moderner französischer Künstler, die sich hier
zusammenfinden. Auch die Ausstellung des Vereins für
Originalradierung in München bietet mancherlei Inter-
essantes, Künstler wie Peter Halm, W. Geiger und Gg.
Braumüller mit seinen Lithographien zeigen ihr ganzes
Können. An Ölgemälden sieht man eine Kollektion des
Düsseldorfer Eugen Kampf und einige Stücke der Mün-
chener Carl Raupp und Alexander Erdelt. Von Leipziger
Malern sind sechs, R. Bossert mit einem Damenporträt,
K. Tuch als Porträtist und mit einer Landschaft aus dem
oberen Saaletal, Klara Werner mit Blumenstücken und
Käthe Hertwich, letztere sehr vorteilhaft, vertreten. Jaro-
Chadima-Leipzig zeigt eine ganze Reihe von Skizzen in
Tempera und Bleistift. — Auch diesmal ist die Plastik
zwar bescheiden, aber durch Hugo Lederers Bronzen
glänzend repräsentiert. So ist auch diese Ausstellung ein
würdiges Zeugnis für den durchaus modernen Geist, der
die Veranstaltungen des Kunstvereins kennzeichnet, b.
In Dresden wurde die internationale graphische Aus-
stellung unter lebhafter Teilnahme des Publikums eröffnet.
Neben dem reichen Material von Werken englischer und
französischer Künstler werden eine Reihe deutscher Künst-
ler in großen Sonderausstellungen sich dem Publikum ge-
schlossen zeigen, um so besser einen Überblick über ihr
künstlerisches Schaffen zu geben.
Da die Anmeldungen für die deutsche Kunstge-
werbeausstellung 1906 bereits so zahlreich eingegangen
sind, wird es nicht möglich sein, das Dresdener Kunst-
gewerbe überhaupt mit im Ausstellungspalast unterzu-
bringen. Es wird deshalb ein besonderer Dresdener
Pavillion errichtet werden, dessen Ausstattung dem Archi-
tekten Professor Wilhelm Kreis in Dresden übertragen
worden ist. Dieser Pavillion soll etwa 25 Räume enthalten
und nur Werke von Dresdener Künstlern und Kunsthand-
werkern enthalten.
Der Sächsische Kunstverein in Dresden zeigt zur-
zeit eine internationale Kunstausstellung, die außerordentlich
vielseitig ist. Neben Dresden sind vor allem Berlin,
München, Stuttgart, Karlsruhe, Weimar und viele Städte
des Auslandes vertreten.
Die neu gegründete Hamburger Kunstgesellschaft
wird ihre Mitglieder im kommenden Herbst und Winter mit
zahlreichen Vorträgen und durch zwei Sonderausstellungen
erfreuen. Die eine soll den künstlerischen Nachlaß des
Landschaftsmalers Professor Louis Gurlitt umfassen, während
die zweite den Lehrern der Königsberger Kunstakademie
gelten soll. In dieser werden hauptsächlich die Professoren
Ludwig Dettmann, Otto Heichert, Olof Jernberg, Wilhelm
Wolff und Ludwig Storch mit neuen Werken vertreten sein.
Im Kunstsalon von Bangel in Frankfurt a. M. sieht
man zurzeit eine Kollektion von Werken des Malers Franz
Hecker-Osnabrück, ferner eine Anzahl Arbeiten von Fritz
Grätz, Rothenburg a. T, Edmund Steppes, Albert Stagura,
Paul Brandenburg und anderen.
Im Kunstverein zu Frankfurt wurde eine Exlibris-
Ausstellung eröffnet, die mehrere hundert Werke der be-
kanntesten deutschen Schwarz-Weiß-Künstler enthält.
In Osnabrück wurde eine reichhaltige Hans Thoma-
Ausstellung eröffnet.
Im Keller & Reinerschen Kunstsalon in Berlin
sind zurzeit nicht weniger als 170 Werke des berühmten
Historienmalers Werner Schuch ausgestellt. Dazu kommen
zwei lebensgroße Porträts des Kronprinzen-Brautpaares von
F. Triesch. Von Interesse sind ferner Silhouetten nach
Pflanzen und anderen Naturgebilden von Johanna Beckmann.
In Caspers Kunstsalon in Berlin befindet sich zur-
zeit eine Kollektivausstellung der Arbeiten von W. Rudinoff.
Der Katalog enthält 127 Nummern.
München wird nach Beendigung der Berliner Aus-
stellung ebenfalls eine Menzel-Ausstellung im Kunstverein
haben, die durch das freundliche Entgegenkommen des
preußischen Kultus-Ministeriums und der Direktion der
Königl. Nationalgalerie in Berlin ermöglicht ist. Da man
ähnlich wie in Berlin auch hier die Gefälligkeit weiterer
Privatkreise in Anspruch nehmen will, hofft man den Be-
suchern ein umfassendes Bild von dem vielseitigen Schaffen
des großen Künstlers vorführen zu können.
Ausstellungen
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eigenhändiges Werk von Rubens, sondern nicht einmal
eine Kopie nach ihm. Ob es dem Vicentino nach dem
Vorschlage des Herrn Qeheimrat von Reber zuzuweisen
oder sonst als ein Ausläufer der Richtung des Tintoretto
oder der Bassano zu bezeichnen ist, muß vorläufig dahin-
gestellt sein, jedenfalls ist es ein herzlich schwaches Werk,
das weder direkt noch indirekt mit Rubens in Zusammen-
hang steht. b.
Das Römisch-germanische Zentralmuseum zu
Mainz hat einen Jahresbericht für 1904—1905 heraus-
gegeben. Aus demselben ergibt sich, daß die Sammlung
gegenwärtig 20580 Nachbildungen von Altertümern aus
den verschiedensten Kulturperioden Deutschlands aufweist.
Hierzu treten 3486 Originale. Im letzten Jahre fand eine
Vermehrung der Nachbildungen um 523 Nummern statt,
während der Zuwachs an Originalen 384 Nummern auf-
weist. Von diesen ist der Inhalt von 87 Gräbern eines
frühfränkischen Reihenfriedhofes aus Schwarzrheindorf von
besonderer Bedeutung.
Fritz Gärtners Gemälde »Schiffe auf der Elbe«, das
im Kunstverein in München ausgestellt war, wurde von
der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft
und Kunst in Böhmen für die Galerie in Prag angekauft.
In Bieberach wird ein Wieland-Museum errichtet
werden. Der dortige Altertumsverein hat zu diesem Zwecke
das ehemalige Gartenhaus Wielands angekauft.
Eine Versammlung von Künstlern in Berlin, zu
der die Kgl. Akademie der Künste, der Verein Berliner
Künstler, die Vereinigung Berliner Architekten und der
Verband deutscher Illustratoren Vertreter entsandt hatten,
beschloß eine Eingabe an beide Häuser des Landtages,
um die. Gründung einer Adolph Menzel-Sammlung in Berlin
zu erwirken.
AUSSTELLUNGEN
Der Leipziger Kunstverein zeigt in seiner Mai-
ausstellung eine schöne Kollektion von farbigen Radie-
rungen französischer Künstler. Sie ist wertvoll zur Er-
kenntnis, wie ungemein malerisch die sehr in Flor ge-
kommene Technik zu wirken vermag, vor allem aber gibt
sie uns einen Hauch von jenem Charme zu spüren, mit
dem das junge Paris seine künstlerische Welt zu umweben
versteht. Einfachheit, Eleganz und eine Verve, wie sie
dem französischen Temperament eigen ist, kennzeichnen
alle diese flott und impressionistisch behandelten Skizzen.
Da ist Raffaelli mit seinen Bildern aus dem modernen
Straßenleben von Paris, Gaston la Touche, Boutet de
Monvel, J. Villon, der den Typus der Mädchen von Mont-
martre und der Töchter des Moulin de la Galette mit
jenem Geiste der Boheme umkleidet, der auf der Butte
lebt, Charpentier, der sich in seinen Blättern als Verehrer
des Idylls, als Maler landschaftlicher Romantik zeigt und
in seinen Schwanenteichen japanische Stilistik mit einem
tiefen poetisch-träumerischen Gefühl für Natur zu verbin-
den versteht, da sind ferner Fritz Thaulow, Houdard,
Osterlind, dessen spanische Tänzerinnen die ganze sinn-
liche Glut jener Carmen-Typen offenbaren, wie sie auf
den Plätzen von Sevilla tanzen — kurz eine treffliche
Auswahl moderner französischer Künstler, die sich hier
zusammenfinden. Auch die Ausstellung des Vereins für
Originalradierung in München bietet mancherlei Inter-
essantes, Künstler wie Peter Halm, W. Geiger und Gg.
Braumüller mit seinen Lithographien zeigen ihr ganzes
Können. An Ölgemälden sieht man eine Kollektion des
Düsseldorfer Eugen Kampf und einige Stücke der Mün-
chener Carl Raupp und Alexander Erdelt. Von Leipziger
Malern sind sechs, R. Bossert mit einem Damenporträt,
K. Tuch als Porträtist und mit einer Landschaft aus dem
oberen Saaletal, Klara Werner mit Blumenstücken und
Käthe Hertwich, letztere sehr vorteilhaft, vertreten. Jaro-
Chadima-Leipzig zeigt eine ganze Reihe von Skizzen in
Tempera und Bleistift. — Auch diesmal ist die Plastik
zwar bescheiden, aber durch Hugo Lederers Bronzen
glänzend repräsentiert. So ist auch diese Ausstellung ein
würdiges Zeugnis für den durchaus modernen Geist, der
die Veranstaltungen des Kunstvereins kennzeichnet, b.
In Dresden wurde die internationale graphische Aus-
stellung unter lebhafter Teilnahme des Publikums eröffnet.
Neben dem reichen Material von Werken englischer und
französischer Künstler werden eine Reihe deutscher Künst-
ler in großen Sonderausstellungen sich dem Publikum ge-
schlossen zeigen, um so besser einen Überblick über ihr
künstlerisches Schaffen zu geben.
Da die Anmeldungen für die deutsche Kunstge-
werbeausstellung 1906 bereits so zahlreich eingegangen
sind, wird es nicht möglich sein, das Dresdener Kunst-
gewerbe überhaupt mit im Ausstellungspalast unterzu-
bringen. Es wird deshalb ein besonderer Dresdener
Pavillion errichtet werden, dessen Ausstattung dem Archi-
tekten Professor Wilhelm Kreis in Dresden übertragen
worden ist. Dieser Pavillion soll etwa 25 Räume enthalten
und nur Werke von Dresdener Künstlern und Kunsthand-
werkern enthalten.
Der Sächsische Kunstverein in Dresden zeigt zur-
zeit eine internationale Kunstausstellung, die außerordentlich
vielseitig ist. Neben Dresden sind vor allem Berlin,
München, Stuttgart, Karlsruhe, Weimar und viele Städte
des Auslandes vertreten.
Die neu gegründete Hamburger Kunstgesellschaft
wird ihre Mitglieder im kommenden Herbst und Winter mit
zahlreichen Vorträgen und durch zwei Sonderausstellungen
erfreuen. Die eine soll den künstlerischen Nachlaß des
Landschaftsmalers Professor Louis Gurlitt umfassen, während
die zweite den Lehrern der Königsberger Kunstakademie
gelten soll. In dieser werden hauptsächlich die Professoren
Ludwig Dettmann, Otto Heichert, Olof Jernberg, Wilhelm
Wolff und Ludwig Storch mit neuen Werken vertreten sein.
Im Kunstsalon von Bangel in Frankfurt a. M. sieht
man zurzeit eine Kollektion von Werken des Malers Franz
Hecker-Osnabrück, ferner eine Anzahl Arbeiten von Fritz
Grätz, Rothenburg a. T, Edmund Steppes, Albert Stagura,
Paul Brandenburg und anderen.
Im Kunstverein zu Frankfurt wurde eine Exlibris-
Ausstellung eröffnet, die mehrere hundert Werke der be-
kanntesten deutschen Schwarz-Weiß-Künstler enthält.
In Osnabrück wurde eine reichhaltige Hans Thoma-
Ausstellung eröffnet.
Im Keller & Reinerschen Kunstsalon in Berlin
sind zurzeit nicht weniger als 170 Werke des berühmten
Historienmalers Werner Schuch ausgestellt. Dazu kommen
zwei lebensgroße Porträts des Kronprinzen-Brautpaares von
F. Triesch. Von Interesse sind ferner Silhouetten nach
Pflanzen und anderen Naturgebilden von Johanna Beckmann.
In Caspers Kunstsalon in Berlin befindet sich zur-
zeit eine Kollektivausstellung der Arbeiten von W. Rudinoff.
Der Katalog enthält 127 Nummern.
München wird nach Beendigung der Berliner Aus-
stellung ebenfalls eine Menzel-Ausstellung im Kunstverein
haben, die durch das freundliche Entgegenkommen des
preußischen Kultus-Ministeriums und der Direktion der
Königl. Nationalgalerie in Berlin ermöglicht ist. Da man
ähnlich wie in Berlin auch hier die Gefälligkeit weiterer
Privatkreise in Anspruch nehmen will, hofft man den Be-
suchern ein umfassendes Bild von dem vielseitigen Schaffen
des großen Künstlers vorführen zu können.