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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 8
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Der neue Greco-Saal des Prado-Museums
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0158

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148 »Einige Hauptwerke der kirchfidien Materei und Bitdhauerei des Mitteialters

LITERATUR
SAleG Aes Mufeum für KunGgewerbe und
Aftertümer. Einige Hauptwerke der
kirchlichen Materei und Bitdhauerei
des Mittefatters. Mit zehn Tafetn.
Bresfau 1920. Vertag des Mufeums.
Das intereffanteGe Mufeum des deutAen
OGens iG, wie mancher fernher Gekom-
mene bereits zu feiner ÜberraAung be-
merkt hat, das SAleGAe Mufeum für
KunGgewerbe und Aftertümer in Brestau.
Aus dem 1857 mit privaten Mittetn be-
gründeten Mufeum AleGAer Attertümer
hervorgegangen, hat es an der Schwelte des
gegenwärtigen Jahrhunderts die Umwandt
tung in ein GädtiAes KunGgewerbemufeum
durAgemaAt, aber feine Hauptvorzüge
beruhen noch immer auf diefer, durch eine
Jahrzehnte tang unter günftigen Verhält-
niffen betriebene Sammeitätigkeit begrün-
deten provinziaten Eigenart. Der Befitz
des Mufeums an Werken der kirchtichen
und profanen GroßkunG iff deshatb auch
kaum weniger bedeutend ais der an Er-
zeugniilen eigenttich kunGhandwerkfiAer
Art, und feinem großen Saaie der mittet-
alterliAen Bitdwerke und Gemätde wird
kaum eine andere deutfche Altertumsfamm-
tung etwas gteich Eindrucksvottes an die
Seite zu Gellen haben, zumai da diefe
AleGAen Arbeiten zum größten Tei]
trefflich erhalten und von übten ReGau-
rationen glüAfiA verAont geblieben ßnd.
So reiche Schätze durch einen beArei-
benden Katafog mit Abbildungen den
Fachkreifen aitgemein zugänglich zu machen,
iff natürtich tängft beabhchtigt und in An-
griff genommen, aber der Krieg und die
ungünitigen ZeitumGände haben auch hier
diefem umfafJenden Unternehmen vorläufig
Einhalt geboten. So müffen wir das oben
genannte, zunäAG für die Bedürfnilfe des
größeren Publikums beitimmte Büchlein als
vorläufigen Erfatz hinnehmen und dürfen
es in feiner knappen, klaren und geAmack-
vollen Art mit Dank begrüßen. Sein Ver-
faifer, DirektorialafGGent Prof. Dr. C o n r a d
Buchwald, hat Geh damit ein wirkliches
VerdienG erworben, gewiß auch um manchen
Fachgenoffen, dem die hier befprochenen
und in guten Autotypien abgebildeten, mit
Veritändnis ausgewählten zehn Werke

nach verlchiedenen Richtungen hin neue
Perfpektiven eröffnen mögen.
An ihrer Spitze Geht das Phon durch
feine Wiedergabe in R. Brnit's Publikation
bekannt gewordene Gemälde der Anna
felbdritt aus der Karmeiiterkirche in
Striegau (nicht aus Goldberg, wie es dort
heißt), das eine wichtige ÜbergangsGelfung
in der GeAiAte der böhmiAen Malerei
einnimmt. Die als Gefamtwirkung gut
bewahrte, zum Glück von keiner ReGau-
ratorenhand geGörte FarbenGimmung grün-
blau-grau bezeiAnet den Wandel von der
miniaturhaG bunten und feuAtenden KunG
des MeiGers von Hohenfurt zu der auA
im Kolorit ruhigeren, monumentalen Hal-
tung des fog. MeiGers von Wittingau. No A
gänzliA unbekannt in weiteren Kreifen
wird die erG 1915 aus dem Handel er-
worbene hofzgeGhnitzte Prozeffions-
gruppe einer thronenden Maria mit zwei
Engeln fein, die von einer feAs- bis Geben-
faAen FarbenfAiAt gefAickt befreit, heut
in einem glitzernden Mofaik roter, blauer
und goldiger FarbenfleckAen, den ReGen
der urfprüngliAen Bemalung, fuGig und
reizvoll erglänzt. Das in vermiedener
Beziehung intereffante Stück wird von
BuAwald zutreffend AarakteriGert. Nur
würde iA für die beiden Löwen, auf denen
die dienenden Engel knien, weniger an
Portal Amu A und Symbolik denken, als
an den auf die Himmelskönigin übertra-
genen Salomonsthron, wie er in ausführ-
liAer GeGalt im Wandgemälde zu Gurk,
am Hauptportal des Straßburger MünGers
und mehrfaA in Glasgemälden erAeint.
Die Auswahl der drei folgenden Werke
der KalkGeinpietä von 1384 aus der
ElifabethkirAe, der von mir als mittel-
rheini A bezeiAneten Aönen KalkGeinGgur
der Maria mit dem Kinde und des
GattliAen, zweigeAofGgen Altars der
Breslauer GoldfAmiede darf iA wohl
mit befonderer Freude begrüßen, da iA Ge,
in zwei Auffätzen des JahrbuAs des
Mufeums (Bd. IV und VU), fämtliA zu-
erG in die Literatur eingeführt habe. Den
Glauben an eine EntGehung der Kalk-
GeinplaGiken in Böhmen vermag iA aller-
dings, trotz der Aeinbaren BeGätigung,
die ihm neuerdings durA das AuftauAen
der MarienGguren aus Krummau und Wit-
 
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