Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 14
DOI article:
Tietze-Conrat, Erica: Uvachromie
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0274

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
264

Uvadifomie

Vor allem möAte idi vorausiAi&en, daß idi bark voreingenommen, (a
mit Widerwillen an diefe neue Erfindung fierantrat. Erftens bin idi über^
haupt gegen jede Verbefferung der Reproduktion, da fie uns dem Origina!
entfremdet, und iA werte die Vorteile, die eine nodi getreuere Wiedergabe
der Forfdiung an die Hand gibt, niAt fo hodi, wie iA die Abbumpfung
unferes etbifAen Oewiffens fürAte. Zweitens babe iA — wie übrigens die
meiften Kunbhiboriker — einen Horror vor jeder farbigen Reproduktion
überhaupt. Lieber ein SAwarzbifd, deffen Farben der BetraAter fefbft dazu
denken muß, afs nur eine einzige faffAe Nuance, die ßA fo fAwer in der Vor-
fteifung retufAieren läßt. Und niAt weniger als die falfAen fürAte iA die riA-
tigen Farben, wenn be aus ihrer originalen Ausdehnung, aus dem Wirkungs-
feid, das ihnen der Künftler gegeben hat, herausgeriflen werden. Und weiter;
wenn wir auA vor dem in die WeißfAwarzfkala reduzierten Bilde die über^
zeugung, es bloß mit einer Reproduktion zu tun zu haben, uns bewahren
können, vor dem farbigen wird diefe letzte Referve fAwinden,- bei den farbigen
Gefpenftern an der Projektionswand, beim Blatt buntem Papier werden wir die
AndaAt vor dem Original völlig verlernen. BndliA bei dem befonderen Fall
des Diapobtivs : wie kann ein Gemälde, deffen Farbe — wenn wir be auA
transparent nennen moAten — doA am Stoffe haftet und von außen her
das LiAt empfängt, durA ein Glasbild wiedergegeben werden, das doA erb
durA die DurAleuAtung des SkioptikonliAtes an die Wand geworfen
wird, alfo ein wirkliAes Transparent iff? !
Einige diefer gewiAtigen Einwürfe behielten ReAt, einige diefer voraus^
gefehenen Mängel (teilten hA ein. ManAe Nuance ftimmte niAt, anderen
wuAs in der (tarken Vergrößerung veränderte Wirkungskraft zu. Amwenigften
(torte noA die Transparenz. Die Beurteilung aber über eine Minderung der
ethifAen Wertung, die das zugrunde liegende Original erfahren könnte, kann
niAt naA dem erben EindruA gefAehen. Ja, mir fAien es, daß diefe bunten
SAatten niemals mit dem Original konkurrieren würden, und gerade diefe
Dibanz empfand iA als ihren feinben Vorzug, diefe Not als ihre bebe Tugend.
Trotzdem alfo die Voreingenommenheit niAt unbegründet war, habe iA —
und mit mir eine ganze Reihe der Anwefenden — bei dem am 10. Dezember
im Rahmen der Wiener UvaAromwoAe im Saal des ÖberreiAifAen Mu-
feums gehaltenen Vortrag über den Ifenheimer Altar (Hans Tietze) den
EindruA gewonnen, daß wir es bei diefen bebzehn UvaAromaufnahmen, die
die MünAener UvaAromgefellfAab vor dem Rü&transport des Altars naA
Kolmar hergebellt hat, mit einem für unfere kunbgefAiAtliAe SAulung außer-
ordentliA wiAtigen Behelf zu tun haben. Es war endliA mögliA, auA ohne
das Original von den pfyAologilAen Wirkungen der Farbe zu fpreAen und
be dem Publikum niAt nur zu oktroyieren, fondern in der Tat verbändliA
 
Annotationen