Adolf von Hildebrand
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füh!, woraus diefe Tendenz erwaAfen iß, nennt Hildebrand felbß »das
Quälende des KubilAenc. »Solange eine plaßifAe Figur hA in eriter Linie
ais ein KubifAes geltend maAt, iß be noA im Anfangsßadium ihrer GeßaF
tung, erß wenn iie als eine Flädie wirkt, oblAon he kubilA iit, gewinnt he
eine künßlerikhe Form, das heißt, eine Bedeutung für die GehAtsvorßellung.c
Dies iß ein germanifA^gotifAes Gefühl, kein klafhfAes. Wenn Hildebrand
den BefAauer in die Entfernung treibt, damit er den Bewegungsakt des
von Form zu Form gleitenden, abtaßenden Sehens überwinde, wozu das
nahe, hA vor dem Gegenßand befindende Auge gezwungen iit, um dann
von dort aus fAarf hA einßellend mit einem einzigen BiiA das Ganze zu
umfaßen, fo fAöpft er aus dem Borne eAt mittelalteriiAen Gefühls. Tym-
panon, Portalgewände und SAnitzaltar, he alle waren einzig unter folAen
GehAtspunkten gefAaifen. Ihrer plaßifAen Einzelexißenz und Einzelfunktion
entkleidet, hnd die Figuren nebeneinander geordnet, um einem Gemälde
gleiA malerifAe Dienite zu tun. Gebilde im Sinne von abzutaßenden OH-
jekten hnd he niAt. PlaßifAes Formen, das heißt SAaffen aus einem in
Daumen und Zeigefinger liegenden Inßinkt, aus einer Erotik der Finger^
fpitzen, aus einem Drang naA Rundheiten, Fettigkeiten, folAes hat der Nord-
länder nie gekannt. Der Orientale behtzt diefe taktile Senfualität in höAßem
Maße, der Romane in gewiffem Grade auA, dem Germanen fehlt he unbedingt.
Wie typifA iff der AnbtiA der deutfAen RenailTance. Wie mühte man hA
um diefe romanifAe taktile SinnliAkeit, wie fein, glatt und rund dreAfelte
man die Buxßatuettlein, wie ßürzten hA die großen deutfAen Erzgießer in
all die mythologifAen Nacktheiten hinein. Und doA! wie unruhig dieFläAen,
wie gebreAliA die Glieder, wie malerifA die Finger, die Lo&en, die Ge-
lenke. WelAe Freude dann, wenn endtiA einmal ein Gewand am Platze
ift. Da erit lebt der Bildner hA aus in den kraufen Fältelungen, den BrüAen
und Knitterungen, den hA rollenden Säumen und den ne&ifAen UmfAlägen
der fpitzen ZipfelAen. Aber iteht eine Holzfkulptur im SArein, eine Brunnen^
ftatue im Zufammenhang der Kompohtion, wie glänzt das Ganze. Ein
LeuAten geht von diefem OrAelter aus. OrgelgleiA braufen die Motive
durAeinander, um hA in der Seele des in wortlofer Kontemplation ver-
funkenen BefAauers zu göttÜAer Harmonie zu vermählen. GermanifA-
AriltliAer Geilt fAeuAt zurüA in die Diftanz des GehAtsbifdes, alle jene
erotiiA^fenfuellen Gefühle des Abtaltens, und fei es auA nur mit dem Auge,
wehrend. NiAt umfonlt iit die Kunlt des Mittelalters, und befonders die
nordilAe, eine enthnnliAte und hat der aus den Kämpfen der Reformation
hervorgegangene nordilA^evangelilAe Geilt in immer klarer Abltraktion feine
Vollendung erltrebt.
So vereinigt hA in Hildebrand romanifAe Formenbändigung, SehnfuAt
Nr. 18. 28.1. 21
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füh!, woraus diefe Tendenz erwaAfen iß, nennt Hildebrand felbß »das
Quälende des KubilAenc. »Solange eine plaßifAe Figur hA in eriter Linie
ais ein KubifAes geltend maAt, iß be noA im Anfangsßadium ihrer GeßaF
tung, erß wenn iie als eine Flädie wirkt, oblAon he kubilA iit, gewinnt he
eine künßlerikhe Form, das heißt, eine Bedeutung für die GehAtsvorßellung.c
Dies iß ein germanifA^gotifAes Gefühl, kein klafhfAes. Wenn Hildebrand
den BefAauer in die Entfernung treibt, damit er den Bewegungsakt des
von Form zu Form gleitenden, abtaßenden Sehens überwinde, wozu das
nahe, hA vor dem Gegenßand befindende Auge gezwungen iit, um dann
von dort aus fAarf hA einßellend mit einem einzigen BiiA das Ganze zu
umfaßen, fo fAöpft er aus dem Borne eAt mittelalteriiAen Gefühls. Tym-
panon, Portalgewände und SAnitzaltar, he alle waren einzig unter folAen
GehAtspunkten gefAaifen. Ihrer plaßifAen Einzelexißenz und Einzelfunktion
entkleidet, hnd die Figuren nebeneinander geordnet, um einem Gemälde
gleiA malerifAe Dienite zu tun. Gebilde im Sinne von abzutaßenden OH-
jekten hnd he niAt. PlaßifAes Formen, das heißt SAaffen aus einem in
Daumen und Zeigefinger liegenden Inßinkt, aus einer Erotik der Finger^
fpitzen, aus einem Drang naA Rundheiten, Fettigkeiten, folAes hat der Nord-
länder nie gekannt. Der Orientale behtzt diefe taktile Senfualität in höAßem
Maße, der Romane in gewiffem Grade auA, dem Germanen fehlt he unbedingt.
Wie typifA iff der AnbtiA der deutfAen RenailTance. Wie mühte man hA
um diefe romanifAe taktile SinnliAkeit, wie fein, glatt und rund dreAfelte
man die Buxßatuettlein, wie ßürzten hA die großen deutfAen Erzgießer in
all die mythologifAen Nacktheiten hinein. Und doA! wie unruhig dieFläAen,
wie gebreAliA die Glieder, wie malerifA die Finger, die Lo&en, die Ge-
lenke. WelAe Freude dann, wenn endtiA einmal ein Gewand am Platze
ift. Da erit lebt der Bildner hA aus in den kraufen Fältelungen, den BrüAen
und Knitterungen, den hA rollenden Säumen und den ne&ifAen UmfAlägen
der fpitzen ZipfelAen. Aber iteht eine Holzfkulptur im SArein, eine Brunnen^
ftatue im Zufammenhang der Kompohtion, wie glänzt das Ganze. Ein
LeuAten geht von diefem OrAelter aus. OrgelgleiA braufen die Motive
durAeinander, um hA in der Seele des in wortlofer Kontemplation ver-
funkenen BefAauers zu göttÜAer Harmonie zu vermählen. GermanifA-
AriltliAer Geilt fAeuAt zurüA in die Diftanz des GehAtsbifdes, alle jene
erotiiA^fenfuellen Gefühle des Abtaltens, und fei es auA nur mit dem Auge,
wehrend. NiAt umfonlt iit die Kunlt des Mittelalters, und befonders die
nordilAe, eine enthnnliAte und hat der aus den Kämpfen der Reformation
hervorgegangene nordilA^evangelilAe Geilt in immer klarer Abltraktion feine
Vollendung erltrebt.
So vereinigt hA in Hildebrand romanifAe Formenbändigung, SehnfuAt
Nr. 18. 28.1. 21