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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 18
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Badische Schlösser nach der Revolution: auch ein Kapitel "Badischer Kunstpflege"
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0355

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BadiRhe SAiötler naA der Revoiution

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können, daß die Umwälzung eine Änderung bringen würde und 1Ì& der
Staat feiner Pflichten bewußt geworden wäre,- — bisher hat man nodi wenig
davon verfpüren können. — In Kartsruhe hat man zwar die Verwertung
des weiträumigen Schloffes ats Mufeum vorgenommen, ohne jedoch eine
grundfätztidi notwendige klare Aufteitung der Sammetreiforts vorzunehmen/
in Mannheim hat man von privater Seite auftauchende Voriditäge, der leider
die Stadtverwaltung nur allzu khwadien Nachdruck verlieh, bisher ignoriert
und mit der Heranziehung weiterer Räume zu Verwaltungszwecken begonnen.
Nun ift der Wille der Mannheimer Bevölkerung erwacht, und man ift feitens
der Stadt entfchloffen, dem neuerdings erhobenen Rufe F.WicherPs zu folgen,
der im erfebnisftarken Emleitungsvortrag des Freien Bundes die Aktualität
der Schloßfrage in ihrer Bedeutung hervorhob, die insbefondere durch die
fachliche Grundlage und den Eifer des Leiters des ftadtgeichichtlichen Mu-
feums, Prof. F. Walter, klargefteflt wird. Aber nicht erit fetzt beginnt man
diefe Frage erneut aufzurollen. Die Gerechtigkeit gebietet anzumerken, daß
bereits kurze Zeit nach der Umwälzung (während der Kriegstätigkeit Dr.
WicherPs) der damalige Affûtent der Mannheimer Kunfthalle, Dr. Storch
(jetzt in Karlsruhe), als Beauftragter eines kurzlebigen Ausfchuffes für Kunft,
Wilfenfchaft und Bildung ausführliche fa&liche Vorfchläge zu einer kulturellen
Nutzbarmachung des Schlolfes ausgearbeitet hat, die ohne Anfpruth auf dog-
matifche Geltung immerhin ats Grundlage einer emiten Propaganda hatten
dienen können,- die auch zuftändigen Stellen zwar zugeleitet wurden, heute
aber erit Wirkung zu tun beginnen, nachdem fait zwei Jahre ohne fachlichen
Erfolg verbrieften find.
Jetzt f&eint es fait, als habe man den Augenblick verpaßt. Und doch
bleibt zu wünfehen, daß in der Mannheimer Schloßfrage nicht das letzte Wort ge^
fprochen wurde. Es ift hier nicht der Ort, den verfchiedentlichen Vorfchlägen
Raum zu gönnen,- es genügt, die Notwendigkeit der Sicheritellung im Sinne
der Denkmalpflege feitzulegen. Es gilt vor allem den Beftand des Baues und
feines urfprünglichen, wertvollen Inventars zu ftchern, foweit es noch vor-
handen bzw. feine Rückführung opportun iit. Dabei wäre zuerlt womöglich
in erneuten, direkt von der Stadt zu führenden Verhandlungen der Verfuch
zu machen, die wertvollen Gobelins zurüAzugewinnen, die bei der Ausein^
anderfetzung — ohne jede Heranziehung der wirklich einfichtigen Sachverftän-
digen — dem Großherzog, an deifen vornehme Geiinnung man nkht ver-
gebiieh appeilieren dürfte, überladen wurden. Sie find ein Beftandteif des
Gefamtorganismus des SAloffes geworden, der wichtiger ift als die Ver-
legenheitsfehöpfung einer Gemäldefammlung des Kaufmanns Lucheir ! Darüber
hinaus foibe man verfudien, urfprünglich dem Schlöffe entflammende wertvolle
Möbel, die heute in Bruchfal, SAwetzingen und anderorts zerftrèut fein folien.
 
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