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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 26
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Glaser, Curt: Berliner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0510

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Bertiner Ausfteffungen

blieben, da íie aushellungsteAnilA völlig verfagte. Es wurden alte und ältehe*
graphifAe Arbeiten der Mitglieder der Vereinigung gezeigt, und die Gelegen^
heit zu einer wirkliA lebendigen Veranftaltung, die aus einem gerade jetzt
reidh ftrömenden Material unfAwer hätte gewonnen werden können, wurde
aus UngefAiA oder Teilnahmlohgkeit verpaßt.
Die einzige Kunhhandlung, die ihren Ausiteli ungsbetrieb unentwegt in
der alten Form aufrediterhält, ih der »Sturmes, der nun auch auf feine Weife
eifrig wieder die internationalen Beziehungen pflegt. Hier gab es im Januar
franzöhhhe Malerei, und man konnte lieh überzeugen, daß der oftmals tot-
gefagte Kubismus noch fehr lebendig ih. Albert Gleizes wenigftens ilt der
Methode im Gegenfatz zu Picasso treu geblieben, und wenn Louis Mar-
coussis mit ein paar Reiten von Naturformen arbeitet, fo zieht auch er doch
feine Wirkungen wefentlich aus dem ornamentaLlinearen Schema. Auf Franko
reich folgte Rußland, das nach der belehrenden Mitteilung des Kataloges in
fwan Puni einen feiner radikalen Maler entfandte. Hätte man es nicht ge-
lefen, fo hätte man es kaum bemerkt,- denn hinter all den neumodifchen Zauber-
formein des Futurismus und Kubismus und Suprematismus, zu denen lieh
als jüngfte die des Neonaturalismus gefeilt, und die man überdies beliebig
kombinieren und permutieren kann, verbarg ßch nur fAleAt ein harmlofer
Witzblattillultrator. Archipenko, der feinen Landsmann ablöfte, ift eine lichera
lieh urfprünglich (tärkere Begabung, und er ilt an all den Experimenten der
jünglten Plaftik doch in hohem Maße fAöpferifA beteiligt. Aber auch fein
Werk beweift nicht, daß die vielgerühmte Verabfolutierung der plahihhen
Form zu etwas anderem führte als zum Ornament.
ln J. B. Neumann's Graphifdiem Kabinett ilt es reAt itili geworden,
und eigentliA nur eine Ausheilung aus Wilhelm Morgners NaAlaß verdient
der Erwähnung, weil es notwendig ift, fehzuhellen, daß diefer maßlos über-
fAätzte Künftler, der von den Unentwegten an die Seite Van Goghs ge-
hellt wird, in Wahrheit ein überaus dürftiges Talent war, das dur A Bx-
preflionismus und abfolute Malerei jagend, im dekorativen KitfA eines wild
gewordenen Jugendftils endete.
Unter einer Anzahl kleinerer Kunftfalons, die hA in jüngfter Zeit auF
getan haben, ragt der von Alfred Heller, in dem 1ÌA der Kreis um BriA
He Ae! zufammenhndet, hervor. Hier fah man eine Ausheilung Werner
Go th eins, der feit ein paar Jahren gelegentliA dur A gefAma&voHe Bilder,
die den BinHuß KirAners deutliA bekundeten, aufgefallen war. Die gewollte
Befreiung aus dem Bann einer überlegenen PerfönliAkeit fAeint hA jetzt in
einer krampfhaften Form zu vollziehen, indem der ehemals gefAmeidige StriA
hA in eine hhematiherende ZeiAnung, die zurüAhaltende Farbigkeit in einen
heftigen, glasfenherartigen Kolorismus wandelt.
 
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