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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 26
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Glaser, Curt: Berliner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0511

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Beriiner Ausweitungen

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Gelegenheit zu VergleiAen bot die gleiAzeitige Ausheilung von Werken
Emit Ludwig KirAners, die das Kronprinzenpalais veranhaltete, das in
diefem Jahre die Rolle des wiAtighen Beriiner Kunhfalons übernommen hat.
Diele Meine Ausheilung zähite zu den wenigen wiridich geiungenen Ver-
anitaitungen des Winters. Man Iah im ganzen nur äitere Bilder, aber lange
ni At Gezeigtes erlAien in einem neuen Li Ate, und das Talent KirAners
erwies HA als eines der tragfähigen unferer Zeit. Eine feinnervige Bmp-
hndfamkeit, die auf leifeite Reize reagiert, verbindet iiA mit einer durAaus
perfönfiAen künhlerihhen Vifion und der Fähigkeit zufammenfaifender Ge-
itaitung. So wandeln iiA unter KirAners Händen Motive aus dem Leben
der modernen Großitadt ohne hiliherenden Zwang und abhAtliAe Umformung
zu einem Stü& f&önen MärAens, und die WirkiiAkeit des Alltages iteigert
RA ins ReiA des PhantaftifAen.
In der GedäAtnis = Ausitellung für Auguit Ma&e, die auf die
KirAners Ausiteiiung folgte, erlebte man den Gegenfatz eines nur äußerliA
begabten und immer empfangenden Talentes, das haltlos zwiiAen allen Stil-
formein feiner Zeit einheriAwankt, ohne die zwingende Note der eigenen
PerfönliAkeit zu finden. Ma&e befaß viel Gei&maA, aber Bildermalen war
ihm gleichbedeutend mit FläAendekorieren, und da ein eigentliAes Verhältnis
zur WirkiiAkeit überhaupt ni At behänd, konnte ihm jede Art der F!äAen-
behandlung, die er bei anderen fah, gleiAermaßen dienen. Es kam ihm niAt
darauf an, das eine Mal kubihifA, das andere Mal naA dem Rezept des Mau-
rice Denis zu malen, feine Farbe breit oder dünn aufzutragen. Denn was er
wollte, war niAt mehr als eine gel&meidige ZeiAnung und klingende Farbe.
Wände, die mit folAen Bildern dekoriert ßnd, können angenehm wirken,
aber die Bilder felbft bleiben dünn und gehaltlos wie ein leiAter SAaum.
Ma&es Bilder hätten in der Ausheilung, die jetzt die Akademie unter
dem Titel »Farbe und Mode« veranhaltet, belfere Figur gemaAt als in der
anfpruAsvolleren Umgebung, in der he gezeigt werden. Denn dort ih alles
auf diefen Ton einer leiAten Fehesdekoration geltimmt. Dort wurden durA
Einbauten und Wandmalereien, durA goldtapezierte Vitrinen und Kaskaden
farbiger Seidenhoffe die ehrwürdigen Räume in eine Art bunten Aquariums
verwandelt, in dem jeder einzelne Aushellungsgegenhand in der Gefamtheit
eines fal&ingsfrohen Rauml&mu&s untergeht. Nur in einem »Saal der IAönen
Frauen« werden die Maler zu emhhahem Wettbewerb aufgefordert, indem
jedem die gleiAe Aufgabe gehellt war, die Trägerin eines modil&en Kleides
auf zwei Meter hoher Leinwand zu porträtieren. Sehr verl&ieden haben
1ÌA die zwanzig Bewerber mit dem Thema abgefunden, am gef&i&teften
vielleiAt Auguha von Zitzewitz, die ihr Bild in einfaAen FläAen aufbaute
und das Idealplakat eines Modehaufes (Auf. AuA Ludwig Kainer befitzt

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