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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Raspe, Theodor: Sonderausstellung der Gartenbaufirma Ochs in Hamburg im Oldenburger Kunstgewerbemuseum
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0164

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MODERNE GARTENBAUKUNST

1 K7
10/

Farben, wie Rot und Ultramarinblau, wählt. Doch ist
seine Begründung, gegen das Weißlackierte im Garten
sträube sich auf die Dauer ein feineres Empfinden, etwas
weitgehend, weil im allgemeinen das Weiß sehr stark hinter
dem Grün und den bunten Blumen des Gartens zurücktritt.
Immerhin müssen wir eine reichere Farbenwahl als sehr
willkommen begrüßen. Die Miggeschen Bänke und Sessel,
von denen Haupttypen im Kunstgewerbemuseum ausge-
stellt sind, verbinden eine gefällige, weder übertrieben ein-
fache noch lediglich dekorative Form mit berechneter Be-
quemlichkeit und Festigkeit; der Anstrich hält sich mehrere
Sommer hindurch. Wenn der Künstler sagt, sie wären
»organisch gewachsen« und würden »noch ständig ver-
bessert«, so spricht er selber das Lob aus, das man auch
allen seinen Gartenentwürfen vor manchen Konkurrenz-
arbeiten zollen muß. □
□ Wenn man die einzelnen Entwürfe durchsieht, so
bemerkt man bald, wie innig sich Migge mit jedem
besonderen Thema beschäftigt hat,
wie er Terrainbedingungen, Wünsche
des Besitzers und Raumverhältnisse
berücksichtigt und die Schwierig-
keiten, die viele mit einem Feder-
strich beseitigen, mühsam ver-
arbeitet. Gerade das genauere Stu-
dium seiner Entwürfe, bei dem
man den Künstler ein wenig in
die Karten schauen kann, gewährt
uneingeschränkten Genuß. Überall
Beweise künstlerischer Anpassungs-
fähigkeit , architektonischer Be-
gabung, gärtnerischerTalente ; immer
wieder Wechsel, neue Versuche,
den kleinen Hausgarten der Ar-
chitektur einzuschließen und zu-
gleich in sich geschlossen und be-
haglich zu gestalten oder die zu-
fälligen Bodeneigenschaften bei
Anlegung eines öffentlichen Parks
auszunützen und ein wohltuendes
Gleichgewicht — etwa zwischen
einem kleinen See und seiner Ufer-
gestaltung herzustellen. □
□ Vortreffliches hat Migge im
Garten Dr. Emden-Kl-Flottbeck ge-
schaffen, der in Grundriß, Vogel-
perspektive und farbiger Teilansicht
ausgestellt ist. Er zeigt sich hier
als selbständiger Schüler des klassi-
schen Gartenstils, vor allem in
der sehr glücklich gewählten Kas-
kadenlinie, die ein Lindenhain wohl-
tuend für das Auge abschließt.
Überhaupt stehen ja unsere tüch-
tigsten Gartenarchitekten durch-
aus auf dem Boden der Ver-
gangenheit, wie auch unsere besten
Architekten und Kunstgewerbler
heute nicht mehr gegen alles Ge-
wesene eifern, sondern auf dieser
Grundlage, natürlich im neuzeit-
lichen Sinne, arbeiten. □
n Mit wie wenigen, einfachen
Mitteln Migge zuweilen auskom-
men kann, um etwas Praktisches,
Schönes zu erreichen, mag man
aus seiner Fuhlsbiitteler Parkanlage

ersehen. Es läßt sich kaum eine bessere Gestaltung
denken, die so sicher ihren Zweck erfüllt. Auch bleibt
es ja stets ein Zeichen starken Künstlertums, mit
Wenigem Großes zu schaffen. Daß der Künstler sich
die Anregungen amerikanischer Gartenbauten zunutze ge-
macht und gründlich verarbeitet hat, sei als ein beson-
deres Verdienst erwähnt. □
□ Oldenburg ist eine Gartenstadt; die Natur hat der Resi-
denz große Vorzüge eingeräumt. So wird man die Nutz-
anwendung dieser Ausstellung zunächst auf Oldenburg
selber ziehen. Im Wettbewerb um die Ausgestaltung des
— durch zwei Teiche wunderbar begünstigten Dobben-
viertel vor dem Everstenholz hat die Firma Ochs den Preis
erhalten. Der eine von Migges Entwürfen ist ein kühner
Schritt über frühere Arbeiten hinaus, so daß er wohl für
Deutschland einige bedeutsame Folgen haben dürfte. Wir
können heute nur kurz auf dieses erfreuliche Ergebnis der
Ausstellung hinweisen. n
 
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