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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Januarheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Alte und neue graphik / Neue Kunstbücher / Die Zukunft der Dresdner Kunststätten / Der Sammler J. Hage † / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0269

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ein anregender literarischer Beitrag von Hans W. S i n g e r voraus.
Er verbreitet sich über „Das Städtebild in der graphi-
schen Kunst“ und schildert nach einem lohnenden Ausflug
in die Gebiete der alten Graphik die hauptsächlichsten Versuche,
die in der neuen Kunst eine Darstellung des Städtebildes bevor-
zugt haben. Meryon, Cameron, Whistler, Pennel u. a. marschieren
auf — und unter den Neuesten: Otto Fischer, Ingwer Paulsen,
Berthold Hellingrath, Vahrenhorst. Zahlreiche Abbildungen zieren
diesen Städtebild-Aufsatz, der jedenfalls dazu beiträgt, daß das
„Jahrbuch für Original-Graphik“ den Graphikliebhabern noch be-
gehrenswerter erscheinen mag.

Ury=(3t?ap t>ik.

Seit etwa drei Jahren radiert Lesser Ury — seit dem
einzigen Radierversuch, den er vor fast vier Jahrzehnten gewagt
hat — Blatt um Blatt, und die Kunstfreunde sehen mit Erstaunen,
wie intensiv sich die großen Qualitäten seiner Malkunst auch in
seinen Radierungen ausprägen. Aber diese Ury‘schen Blätter
zeigen uns auch sein meisterliches zeichnerisches Können. Köstlich
sind diese vier Impressionen, die da soeben im Verlage der
Neuen Kunsthandlung in Berlin erschienen sind. Man
findet darunter jenes „Große Straßenbild“, das der Künstler 1921
für die Vouzugsausgabe von Donath’s Buch „Lesser Ury. Seine
Stellung in der modernen deutschen Malerei“ geschaffen hat, das
aber schon vergriffen ist, ferner ein „Kleines Straßenbild“, voll von
huschenden Lichtern, dann die „Tiergartenallee“, die kaum ein
anderer malerisch so zu zwingen weiß, wie Lesser Ury. Schließ-
iich ist aus der Ury-Graphik der Neuen Kunsthandlung noch das
starke Blatt „Der Arbeiter“ zu nennen.

JHeue Kunßbiicbet?.

Pieter Bruegel von Max J. Friedländer. Im Pro-
pyläen-Verlag, Berlin.

Die Literatur über Pieter Bruegel erscheint uns durch dieses
hervorragende Buch Max J. Friedländers wesentlich be-
reichert, ja überhaupt fast abgeschlossen. Niemals nämlicli gab
man uns ein so kostbar klares Bild von der Art und Eigenart des
Meisters, wie es Friedländer liier entworfen und mit einer Eleganz
des Vortrags vollendet hat, die an sich schon ein Unikum ist. Er
streift die politischen, wirtschaftlichen und religiösen Kämpfe, untcr
denen die Niederlande um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu leiden
hatten, und sucht die Frage zu ergründen, wie Bruegel sich zu
ihnen gestellt hat. „Es handelt sich ja“, sagt er, „nicht darum, wie
Bruegel über den einzigen Teil des Geschehens dachte, der zu-
fällig in seinen Gesichtskreis fiel: mit seinem Herzen war er bei
dem niederdeutschen Stamme, der den spanischen Geist als einen
Fremdkörper abwehrte und ausstieß und der sich wie die ver-
wandten Stämme drängte, den Glauben in der neuen Form anzu-
nehmen. Dieses wissen wir ohne authentischen Bericlit und wiir-
den es gegen authentischen Bericht verfechten. Wir wissen es,
weil wir seine Schöpfung kennen. Er hat dieses Volk verstanden
und geliebt, hat Bediirfnisse, Zuneigungen und Abneigungen mit
ihm geteilt. Deshalb ist im tieferen Sinne sein Standpunkt kiar.“

Überaus geistreich ist Friedländers Wendung von dem Geist
der Demokratie des 16. Jahrhunderts, der schon „früh in der Kunst
sichtbar“ wurde. Und er führt seinen Bruegel als Beispiel dafür
an, daß eine neue Weltanschauung sich ankündigte, „da man statt
der Sinnbilder die Realität. statt der Rrepräsentanten das Volk,
statt des von der Kirche gelehrten Systems den naturkundlich
erkannten Zusammenhang zu erblicken wünscht.“ Bruegels
„Lebensgeschichte“ gibt er nacli Carel van Mander wieder. Im
Anschlusse an die van Mander’sche Vita beschäftigt er sich mit
den Einzelheiten der Darstellung, besonders hinweisend auf
Bruegels Italienreise und auf des Künstlers „Vorbeisehen und Un-
bewegtbleiben“ — trotz Raphael, Michelangelo usw, Und daß
der Berliner Kenner sodann die auf die Italienreise bezüglichen
Monumente zusammensteilt, ist ebenso dankenswert wie die Schil-
derung der an zahireichen bisher kaum oder garnicht gekannten

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