Geheünnis ihrer nnirdisch aufwühlenden Wirkung zn ergründen. Ein
unabweislicher, aber ach, noch immer zum Scheitern verurteilter Trieb.
Schon dieser Zwiespalt ist bitter genug, zu sehen, „daß wir nichts wissen
können'ü Zwei Auswege scheinen möglich: bescheiden, unsäglich „unbe-
friedigend", nüchtern und kleinzügig nähert sich die wissenschaftliche Forschung
dein Problem. Sie untersucht etwa, wieso wir überhaupt Töne hören,
welche entwicklungsgeschichtliche Herkunft und welche biologische Wirkung
der Rhythmus auf uns ausübt, welche Arten von Lustgefühl es gebe und
welche Folgen in unserm Körper diese haben.* Sie treibt „Psychologie"
und man unterschätzt sie nicht, wenn man meint, in einigey Iahrhunderten,
falls überhaupt, werde sie mit ihrer Arbeit zu den „eigentlichen" Problemen
des Wesens der Musik hingelangen. Dazwischen kommt wohl einmal, ab
und zu, ein Gelehrter, der diese ganze Wissenschaft grundsätzlich für ab-
wegig erklärt und dafür beachtliche Beweisführungen bringt — in unserm
Fall heißt der Gelehrte Paul Moos, sein Werk „Die deutsche Asthetik
der Gegenwart" (speziell Musikästhetik. Berlin (920).
Für die Leidenschaft dessen, der dem Wesen der Musik innerlich nahe-
steht und den gerade das letzte Problem quält, während ihm die „Bau-
steine" der Psychologie gleichgültig sind, bedeutet die ganze Mühsal der
gelehrten Kärrner — nichts! .Von Anfang an steht ein Pfitzner auf
einer andern Stelle der geistigen Welt. Ich weitz, ich will — ich muß.
Und so geht er ans Werk. Visionen von herrlichster Großzügigkeit, ge-
woben in ein Begriff- und Denksystem von erhabener Größe, bannt er in
intuitiv und geistvoll gewählte Worte. Itnd er zwingt, es-gelingt ihm
wirklich, unvergleichlich mehr von dem Gesamträtsel in das Licht der Be-
grifflichkeit als die Kärrner. Schon scheint das Ziel erreicht. Aber ein
grauenvolles Geschick ereilt sein Werk: dieses Licht ist Zwielicht, diese
Begrif-fe sind unsest, das Bild ist mehr erhellt als vorher, aber seine eigent-
lichen Züge scheinen iy diesem Licht sich zn zerlösen. Wir haben eine
Kün st le r ä st h e tik vor uns, -einen kühnen Griff, eine „Begriffsdichtnng",
ein nie ganz Verstehbares, da dieser Künstler seine, nicht unsre Sprache
spricht, und wir können seine nie in unsre von der Wissenschaft bestimmte
Sprache übersetzen, sein Denken nie auf das der Forschnng reduzieren.
Es bleibt uns das zweifelnde Warten darauf, ob in Iahrhunderten die
Wissenschaft, dieses elende und doch so wunderbare Instrument, auch nur
so viel „wissen" wird, wie heute der eine Hans Pfitzner zu wissen scheint.
In Iahrhunderten ... WolfgangSchumann
* Wer etwas psychalogisches Verständnis mitbringt, sei im Vorübergehen
aufmerksam gemacht auf G. Heiligs Arbeit „Die sinnlichen Gefühle des
Menschen", Versuch einer entwicklungsgeschichtlichen Ableitung, Iena (h(h,
worin einiges über die spezifische Wirkung der Musik sich findet und auch
ein Hinweis zur Lrklärung des späten geschichtlichen Äuftretens der Musik.
Wein und Brot
Gedichte von Hermann Ploetz
sUnter diesem Titel hat soeden der Kunstwart ein Gedichtbuch von ks e r -
mann l o e tz herausgegeben, öas als Linleitung einen Bries von Arno
Holz an Avenarius entchält. Lr Littet darin, diese Gedichte von Aunstwarts
wegen herauszugeben, ,,da es das Lebenswerk eines Mannes gilt, von dem ich
das Gefühl chabe: hätten wir doch in öieser, im besten Sinne »echt deutschen
Art«, gerade heute recht, recht viele! Ls ist wahr: diese LNänner brauchten
unabweislicher, aber ach, noch immer zum Scheitern verurteilter Trieb.
Schon dieser Zwiespalt ist bitter genug, zu sehen, „daß wir nichts wissen
können'ü Zwei Auswege scheinen möglich: bescheiden, unsäglich „unbe-
friedigend", nüchtern und kleinzügig nähert sich die wissenschaftliche Forschung
dein Problem. Sie untersucht etwa, wieso wir überhaupt Töne hören,
welche entwicklungsgeschichtliche Herkunft und welche biologische Wirkung
der Rhythmus auf uns ausübt, welche Arten von Lustgefühl es gebe und
welche Folgen in unserm Körper diese haben.* Sie treibt „Psychologie"
und man unterschätzt sie nicht, wenn man meint, in einigey Iahrhunderten,
falls überhaupt, werde sie mit ihrer Arbeit zu den „eigentlichen" Problemen
des Wesens der Musik hingelangen. Dazwischen kommt wohl einmal, ab
und zu, ein Gelehrter, der diese ganze Wissenschaft grundsätzlich für ab-
wegig erklärt und dafür beachtliche Beweisführungen bringt — in unserm
Fall heißt der Gelehrte Paul Moos, sein Werk „Die deutsche Asthetik
der Gegenwart" (speziell Musikästhetik. Berlin (920).
Für die Leidenschaft dessen, der dem Wesen der Musik innerlich nahe-
steht und den gerade das letzte Problem quält, während ihm die „Bau-
steine" der Psychologie gleichgültig sind, bedeutet die ganze Mühsal der
gelehrten Kärrner — nichts! .Von Anfang an steht ein Pfitzner auf
einer andern Stelle der geistigen Welt. Ich weitz, ich will — ich muß.
Und so geht er ans Werk. Visionen von herrlichster Großzügigkeit, ge-
woben in ein Begriff- und Denksystem von erhabener Größe, bannt er in
intuitiv und geistvoll gewählte Worte. Itnd er zwingt, es-gelingt ihm
wirklich, unvergleichlich mehr von dem Gesamträtsel in das Licht der Be-
grifflichkeit als die Kärrner. Schon scheint das Ziel erreicht. Aber ein
grauenvolles Geschick ereilt sein Werk: dieses Licht ist Zwielicht, diese
Begrif-fe sind unsest, das Bild ist mehr erhellt als vorher, aber seine eigent-
lichen Züge scheinen iy diesem Licht sich zn zerlösen. Wir haben eine
Kün st le r ä st h e tik vor uns, -einen kühnen Griff, eine „Begriffsdichtnng",
ein nie ganz Verstehbares, da dieser Künstler seine, nicht unsre Sprache
spricht, und wir können seine nie in unsre von der Wissenschaft bestimmte
Sprache übersetzen, sein Denken nie auf das der Forschnng reduzieren.
Es bleibt uns das zweifelnde Warten darauf, ob in Iahrhunderten die
Wissenschaft, dieses elende und doch so wunderbare Instrument, auch nur
so viel „wissen" wird, wie heute der eine Hans Pfitzner zu wissen scheint.
In Iahrhunderten ... WolfgangSchumann
* Wer etwas psychalogisches Verständnis mitbringt, sei im Vorübergehen
aufmerksam gemacht auf G. Heiligs Arbeit „Die sinnlichen Gefühle des
Menschen", Versuch einer entwicklungsgeschichtlichen Ableitung, Iena (h(h,
worin einiges über die spezifische Wirkung der Musik sich findet und auch
ein Hinweis zur Lrklärung des späten geschichtlichen Äuftretens der Musik.
Wein und Brot
Gedichte von Hermann Ploetz
sUnter diesem Titel hat soeden der Kunstwart ein Gedichtbuch von ks e r -
mann l o e tz herausgegeben, öas als Linleitung einen Bries von Arno
Holz an Avenarius entchält. Lr Littet darin, diese Gedichte von Aunstwarts
wegen herauszugeben, ,,da es das Lebenswerk eines Mannes gilt, von dem ich
das Gefühl chabe: hätten wir doch in öieser, im besten Sinne »echt deutschen
Art«, gerade heute recht, recht viele! Ls ist wahr: diese LNänner brauchten