Dem Geiste die Macht!
^vv^-örter wie „Urheberschatz" klingen jetzt plötzlich in die Lust. Manche
^F v KLeute meinen, ich könnte mir was einbilden, denn Gedanken von
einer Volkswirtschaft mit Geistgnt, für die ich ein Vierteljahrhundert
Gehör gesprochen habe, würden jetzt sogar von Zweckverbänden propa-
,ie Regierungsleute achteten nun auf sie und man würde bald
. . einem Gesetzentwurf kommen. Aber ich bin nicht froh dabei, denn:
man spinnt alle diefe Anregungen nur dahin fort, wo man Geldquellen
vermutet. Ob sich's um den Mehrerlös aus Weiterverkanf von Bildern,
um die Besteuerung bisher „freier" Schriften und Tonstücke zugunsten der
lebenden Künstler (und „Künstler"?) oder sonst um einen alten Vorschlag von
mir oder sonstwem handelt — noch in keiner einzigen Begründung fand
ich die Erkenntnis von der Notwendigkeit einer grundsätzlich andern
Unterbauung aller dieser Gesetze, die Erkenntnis von der Notwendig--
keit einer Volkswirtschaft mit Geistgut überhaupt. Daß alle
echte Geisteskultur befreit werde von ihrer Entlohnung nach dem Tages-
markt wert, mit andern Worten: daß der Geist unabhängig werde
vom Geschäft und damit vom Kapital, das ist es, was endlich
begriffen, dann gefühlt und dann betätigt werden muß.
Der Trieb darnach arbeitet unbewußt und halbbewußt in der Mensch-
heit. Der Geist in unsern Schulen und unsern Kirchen ist bereits in sehr
weitem Amfange dem Einfluß des Geldes auf ihre Gestaltuug entzogen. Das
übersehe ich nicht, darauf weise ich gerade hin, um klarer zu zeigen, was
uns fehlt. Der Künstler und der Denker nämlich, und gerade der Schöpfer
im Gegensatze zum bloßen Verwerter, gerade der Geistesarbeiter, welcher
erzeugt, was bleibt und was fruchtet, er wird allein nach dem Tages-
Marktwerte entlohnt, während doch seine Gaben auf dem Tagesmarkte
unter den literarischen, musikalischen und künftlerischen Butter-, Zucker-
und Luark-Größen „notieren". Was führt an fast allen unsern Theatern
die Direktion und die Regie, als das nach dem Tages-Marktwert entschei-
Ianuarheft fyei (XXX!V, <0
(93
^vv^-örter wie „Urheberschatz" klingen jetzt plötzlich in die Lust. Manche
^F v KLeute meinen, ich könnte mir was einbilden, denn Gedanken von
einer Volkswirtschaft mit Geistgnt, für die ich ein Vierteljahrhundert
Gehör gesprochen habe, würden jetzt sogar von Zweckverbänden propa-
,ie Regierungsleute achteten nun auf sie und man würde bald
. . einem Gesetzentwurf kommen. Aber ich bin nicht froh dabei, denn:
man spinnt alle diefe Anregungen nur dahin fort, wo man Geldquellen
vermutet. Ob sich's um den Mehrerlös aus Weiterverkanf von Bildern,
um die Besteuerung bisher „freier" Schriften und Tonstücke zugunsten der
lebenden Künstler (und „Künstler"?) oder sonst um einen alten Vorschlag von
mir oder sonstwem handelt — noch in keiner einzigen Begründung fand
ich die Erkenntnis von der Notwendigkeit einer grundsätzlich andern
Unterbauung aller dieser Gesetze, die Erkenntnis von der Notwendig--
keit einer Volkswirtschaft mit Geistgut überhaupt. Daß alle
echte Geisteskultur befreit werde von ihrer Entlohnung nach dem Tages-
markt wert, mit andern Worten: daß der Geist unabhängig werde
vom Geschäft und damit vom Kapital, das ist es, was endlich
begriffen, dann gefühlt und dann betätigt werden muß.
Der Trieb darnach arbeitet unbewußt und halbbewußt in der Mensch-
heit. Der Geist in unsern Schulen und unsern Kirchen ist bereits in sehr
weitem Amfange dem Einfluß des Geldes auf ihre Gestaltuug entzogen. Das
übersehe ich nicht, darauf weise ich gerade hin, um klarer zu zeigen, was
uns fehlt. Der Künstler und der Denker nämlich, und gerade der Schöpfer
im Gegensatze zum bloßen Verwerter, gerade der Geistesarbeiter, welcher
erzeugt, was bleibt und was fruchtet, er wird allein nach dem Tages-
Marktwerte entlohnt, während doch seine Gaben auf dem Tagesmarkte
unter den literarischen, musikalischen und künftlerischen Butter-, Zucker-
und Luark-Größen „notieren". Was führt an fast allen unsern Theatern
die Direktion und die Regie, als das nach dem Tages-Marktwert entschei-
Ianuarheft fyei (XXX!V, <0
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