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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 4
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Plenio, Wolfgang: Colloquium Didactisum Classicum Quintum: vom 3.-7. September 1973 in Gent/Belgien
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Buchbesprechungen
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Schönberger, Otto: [Rezension von: Iiro Kajanto, The Latin Cognomina]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0110

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Amsterdam 1973), die ganz kurz charakterisiert sei: die Textsammlung umfaßt in
möglichst chronologischer Anordnung thematisch reich gefächert römische Autoren in
exemplarischen Ausschnitten von Cato bis Augustin mit ausreichend informierender
Einleitung. Bezeichnenderweise nur wenig Caesar (BC 1,1—11), dafür viel Cicero aus
allen Gebieten seiner repräsentativen Schriftstellerei, Vergil und Horaz; leider endet
diese ausgewogene Blütenlese mit Augustin; Mittelalter und Renaissance bleiben extra
muros.
Das reiche Vortrags- und Diskussionsprogramm wurde aufgelockert durch würde-
volle, traditionsträchtige Empfänge, durch (teilweise allerdings dürftige) Stadtfüh-
rungen und Besichtigungen der Kunstschätze sowie durch eine Exkursion nach Brüssel,
der „Drehscheibe Europas“.

Kurzes kritisches Resümee
Das GENTER Colloquium hat deutlich gemacht:
1. Der Rückgang des altspr. Unterrichts nach Stunden- und Schülerzahl ist ein gesamt-
europäisches Phänomen (Abkehr von der Tradition).
2. Die in allen westeuropäischen Ländern geplante bzw. bereits durchgeführte Bil-
dungs- und Unterrichtsreform hat die Altphilologie überall vor ähnliche Probleme
gestellt und zu radikaler didaktischer Neuorientierung gezwungen.
3. In allen vertretenen Ländern sucht man - bei starken sozio-kulturellen Unter-
schieden - auf divergierenden Wegen aus der Aporie herauszukommen.
4. Das Colloquium führte trotz großer Kommunikationsbereitschaft von allen Seiten
nicht zu einer einheitlichen europäischen Bildungskonzeption, die unterschiedlichen
Auffassungen blieben bestehen, Grundprobleme wie das Verhältnis von Sprach-
kompetenz und (diese voraussetzender) Sprachreflexion, Lateinlernen und Lese-
fähigkeit, Originallektüre und Benutzung von Übersetzungen harren noch einer
verbindlichen Lösung. Alle Neuansätze: Erfassen der Strukturen — verstehendes
Lesen - (syn)thematische Lektüre in allen Variationen - haben sich als fragwürdig
erwiesen und können leicht in eine Sackgasse führen.
Was wir Altphilologen in der BRD von unseren westlichen Nachbarn (wieder) lernen
können, ist das dort zwar auch angefochtene, aber immer noch lebendige Bewußtsein
von der weiterwirkenden geistigen Kontinuität der - daher unaufgebbaren — euro-
päischen Tradition, die nun einmal vom Geiste der lateinischen Sprache geprägt ist.
Die quasi-sokratische Krisensituation könnte — das wurde als Hoffnung ausgesprochen
- bei der neuen Standortbestimmung des Altsprachenunterrichts als Grundlage für die
Selbstfindung des europäischen Geistes maieutische Funktion gewinnen.
Als Tagungsort für das Colloquium Didacticum Classicum Sextum im September
1975 ist Innsbruck vorgesehen.
Dr. W. Plenio, 239 Flensburg, Ludw.-Dettmann-Str. 3

Buchbesprechungen
Iiro Kajanto: The Latin Cognomina. Helsinki 1965. — 418 S.
Es mag gestattet sein, auch noch jetzt einen Hinweis auf das wichtige Werk von
Kajanto zu geben. Er hat in einer höchst sorgsam und weitgreifenden Arbeit eine
hohe Anzahl lateinischer Cognomina gesammelt und nach verschiedenen Gesichtspunkten
erschlossen.

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