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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 1
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Für die Praxis / Materialkunde / Anfragen und Beantwortungen
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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 1.

hohem Fixieren so fest, dass man es abwischen
und sogar mit Brot abreiben kann, ohne dass
es leidet.
Materialienkunde.
Alaun und seine Anwendung in der Farben-
und Maltechnik.
Alaun, eine Doppelverbindung von schwefel-
saurem Aluminium und schwefelsaurem Kalium
(Doppelsalz), bildet oktaëdrische, farblose Kri-
stalle, welche viel Kristallwasser enthalten, in
Wasser auflöslich und von süsslich zusammen-
ziehendem Geschmack sind. Fertig gebildet kommt
Alaun in der Natur vor in der Nähe von Vulkanen,
besonders der Solfataren (im Erlöschen begriffe-
ner Vulkane), wo er sich durch Einwirkung von
Schwefelsäure und schwefliger Säure aus feldspat-
haltigen Gesteinen bildet, ferner neben anderen
Salzen in einigen Mineralwässern (Alaunwässern).
Doch ist dies von keiner Bedeutung gegen die
enormen Mengen, welche in den chemischen Fa-
briken (Alaunwerken) dargestellt werden. Die
Fabrikation Undet auf verschiedenen Wegen statt:
aus Alaunstein (einer natürlichen Verbindung
von schwefelsaurem Kali mit basisch-schwefel-
saurer Tonerde), aus dem Alaunschiefer und
der Alaunerde (ein mit Schwefelkies durch-
drungener Tonschiefer oder Schieferton) und
anderen Schwefelkies- und tonerdehaltigen Mi-
neralkörpern durch Brennen, Verwittern, Aus-
laugen, Abdampfen und Kristallieren resp. durch
Versetzen der durch Abdampfen konzentrierten
Lauge mit einem Kalisalze, wobei Alaun als kri-
stallinisches Pulver zu Boden fällt. Wichtiger
sind die neueren Methoden der Alaunfabrikation,
unter denen die aus Ton obenansteht. Man ver-
wendet hierzu einen kalk- und eisenfreien Ton
und trägt ihn nach dem Ausglühen in konzen-
trierter Schwefelsäure ein. Aus der so erhaltenen
Masse zieht Wasser eine Lösung von schwefel-
saurer Tonerde aus, die man durch Zusatz von
schwefelsaurem Kali oder auch schwefelsaurem
Ammoniak in Alaun überführt. Auch aus dem
Kryolith und dem Bauxit stellt man Alaun in
grossen Mengen dar.
Ausgedehnte Anwendung Undet der Alaun
in der Färberei, Zeugdruckerei als Beizmittel,
um die Zeuge für die Farbstoffe aufnahmsfähig
zu machen.
Bringt man eine Lösung von Alaun mit Aetz-
ammoniak oder Aetznatron zusammen, dann bil-
det sich ein Niederschlag von Tonerdehydrat
(Aluminiumhydroxyd), welcher mit anderen auf
demselben Wege gefällten Metallhydroxyden die
Eigenschaft hat, den Lösungen von organischen
Farbstoffen, z. B. Absuden von Cochenille, Kreuz-
beeren etc., die Farbe zu entziehen. Die so ent-
standenen Farbstoffe, Farblacke oder Lack-

farben, sind innige Verbindungen der Farbe mit
dem Tonerdehydrat. Nach dem Auswaschen des
schwefelsaurem Ammonium und Kalium erhält
man dann die reinen Malerfarben (Krapplack,
Karminlack, gelber Lack etc.).
Das frisch gefällte Tonerdehydrat bildet einen
gelatinösen Niederschlag, der, gewaschen, abfil-
triert und getrocknet, unter dem Namen „Alu-
mina" als Mittel zum Pastosmachen von Oel-
farben dienlich ist. Der Engländer Laurie be-
richtet, dass Watts sich dieses Mittels vielfach
bedient habe. Es ist aber fraglich, ob durch diese
leicht bröckelig werdende Masse das Springen
der Farbschichte nicht eher gefördert wird.
Mit Erfolg wird Alaun als Zusatz zum Leim
verwendet (z. B. bei der Papierfabrikation), um
den Leim unlöslich zu machen. Um dem Kreide-
grund eine beliebige Färbung zu geben, kann
ein gleicher Zusatz sehr zweckmässig sein, weil
man dann mit Tempera arbeiten kann, ohne ein
sofortiges Auflösen der farbigen Grundschichte
befürchten zu müssen.
Alaun dient auch zur Herstellung des sog.
alaungaren Leders oder des Pergamentes. Diese
Art des Gerbens (Weissgerberei) verändert die
tierische Haut so wenig, dass aus solchem Leder
durch Kochen noch Leim gewonnen werden kann.
Der sog. Mundleim oder Schnitzelleim früherer
Rezepte entspricht diesem Leim.
Bringt man in eine Alaunlösung eine Seifen-
lösung, so entsteht ein Niederschlag von fett-
saurer Tonerde, ein Körper, der sich nur sehr
schwer, in Wasser überhaupt nicht, löst. Diese
Eigentümlichkeit wird zum Dichtmachen von Ge-
weben, und auch in der gewerblichen Malerei
zum Grundieren von Mauern und Decken für
Leim- und Temperamalerei verwendet. Der Maler
„seift" die Fläche zuerst mit dick eingerührtem
Seifenwasser und übergeht, solange die Fläche
nicht ganz trocken ist, mit einer Alaunlösung
event, mit etwas Leimzusatz. Dadurch bildet sich
eine Deckschicht von fettsaurer Tonerde, die ein
schädliches Durchdringen des Kalkes verhindert
und einen guten Grund für Leimfarbenmalerei
bildet.
Der Niederschlag von fettsaurer Tonerde
löst sich übrigens in Terpentinöl nach und nach
auf und findet unter der Bezeichnung Tonerde-
firnis in der Malerei Verwendung.
Anfragen und Beantwortungen.
Unter dieser Rubrik finden Anfragen technischen Inhalts
ihre Erledigung. Sofern aber die Fragen von weittragenderer
Bedeutung sind und deren Beantwortung an dieser Stelle nicht
möglich wäre, behalten wir uns vor, den Gegenstand der An-
fragen in besonderen Artikeln zu behandeln.
 
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