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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 7
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Kleemann, S.: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [1]: ueber Malerfarben und über deren Einwirkung aufeinander
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Ziegler, Walter: Etwas über graphische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0030

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26

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 7.

mehrere einfache Körper — Elemente — abschei-
den lassen. So zählen z. B. Sauerstoff, Schwefel,
Blei, Eisen, Cadmium, Chrom, Quecksilber zu den
Elementen, dagegen Zinkoxyd (— Zink + Sauer-
stoff-Zinkweiss), Schwefelquecksilber (= Queck-
silber + Schwefel-Zinnober), Schwefelcadmium
(= Cadmium + Schwefel-Cadmiumgelb) zu der
zweiten Klasse von Körpern, d. h. zu den che-
mischen Verbindungen.
Für den Maler spielt als Element für sich
nur der Kohlenstoff eine Rolle. Diamant, Graphit
und Kohle, diese drei Körper, so verschieden
sie auch in ihrem Aeussern sind, bestehen doch
aus dem gleichen Element und aus nichts an-
derem als eben Kohlenstoff, der den charakte-
ristischen Bestandteil aller sogen, organischen
Stoffe bildet. Erhitzt man solch letzteren, z. B.
Holz, Knochen, unter Ausschluss der Luft, so
bleibt der Kohlenstoff zurück, weil er keine Ge-
legenheit fand, sich mit Sauerstoff zu vereinigen
und als Kohlensäure fortzugehen. Oder lässt
man Oele russend, d. h. mit mangelhafter Luft-
zufuhr verbrennen, so scheidet sich eben Kohlen-
stoff als Russ ab. Je nach seiner Gewinnung
und nach dem Grade der Erhitzung wird also
der Kohlenstoff mehr oder weniger mit Neben-
produkten vermischt sein. Daher auch die ver-
schiedenen Nüancen der schwarzen Farben. Da
Kohlenstoff ein äusserst widerstandsfähiges Ele-
ment ist, auf das weder Licht noch chemische Sub-
stanzen leicht einwirken, lassen sich die Schwarz
mit allen anderen Farben mischen, ohne dass
eine gegenseitige Einwirkung zu fürchten wäre.
Die übrigen Malerfarben sind chemische Ver-
bindungen oder Gemische solcher und unterliegen
natürlich den für Verbindungen überhaupt gel-
tenden Gesetzen. Es gibt Verbindungen, die
äusserst resistent sind sowohl gegen Licht als
auch gegen andere Substanzen. Wieder andere
mögen unempfindlich gegen Licht sein, erleiden
aber bei der Berührung mit verschiedenen Sub-
stanzen eine Veränderung, eine Zersetzung.
Chemische Zersetzungen gehen im allge-
meinen nur vor sich, oder gehen am leichtesten
vor sich, wenn die aufeinander einwirkenden
Stoffe in Lösung sich befinden. Giesst man zu
Bleiwasser, d. i. eine Lösung von essigsaurem
Blei in Wasser, eine solche von Kaliumbichromat,
so sieht man sofort die chemische Veränderung.
Aus der Lösung scheidet sich nämlich eine gelbe
Verbindung, chromsaures Blei, aus. Verloren
geht an den beiden ursprünglichen Substanzen
nichts; das Blei des essigsauren Blei verbindet
sich mit dem Chromsäurerest und der Essig-
säurerest der erstgenannten Verbindung vereinigt
sich mit dem Kalium des Bichromats zu essig-
saurem Kalium, das in der Lösung bleibt.
(Kalium + Chromsäurerest) + (Blei + Essigsäurerest) -
(Blei + Chromräurerest) + (Kalium + Essigsäurerest).

Bei Anwendung solch' wässeriger Lösungen
ist die chemische Zersetzung eine vollständige,
d. h. vorausgesetzt, dass genügend chromsaures
Kalium vorhanden ist, wird alles essigsaure Blei
in chromsaures Blei übergeführt. Würde man
die beiden Ausgangsprodukte im trockenen Zu-
stande verwenden, in einem Mörser beispiels-
weise miteinander verreiben, so Hesse sich wohl
auch an der Farbenveränderung die gleiche Zer-
setzung wahrnehmen. Es fehlt aber die innige
Mischung; nicht alle Teilchen der einen Ver-
bindung treffen alle Teilchen der anderen und
die Zersetzung kann daher nur eine unvollstän-
dige sein. Ein ähnlicher Zustand ist vorhanden,
wenn zwei Verbindungen aufeinander einwirken,
die überhaupt nicht löslich sind. Auch hier wird
man nur im allgemeinen von einer unvoll-
kommenen Zersetzung sprechen können. Die
den Maler speziell interessierenden Verbindungen,
die Farbstoffe, sind ja insgesamt unlöslich und
wenn er zwei Farben miteinander mischt, die
aufeinander einwirken, so wird er zwar keine
vollkommene Zersetzung herbeiführen, abersehen
wird er schon am Farbenumschlag, dass etwas
sich ereignet, was ihm sehr unerwünscht ist. Be-
deutend gefördert wird diese Zersetzung noch
durch den Umstand, dass die Farbstoffe in ihrem
Bindemittel — sagen wir in Oel — so ungemein
fein zerrieben sind, und wenn die fertigen Oel-
farben so auch keine richtigen Lösungen re-
präsentieren, so geben sie doch den kleinsten
Teilchen der Farbstoffe reichlich zur Berührung
Gelegenheit und erhöhen dadurch den Grad der
Zersetzung.
(Fortsetzung folgt.)
Etwas über graphische Kunst.
Von Walter Ziegler.
Die Idee der „Werkstatt der Kunst", ein tech-
nisches Beiblatt sich anzugliedern, dürfte von den
Lesern dieser Zeitschrift gewiss eine glückliche ge-
nannt werden. Bis jetzt war der Inhalt dieses Er-
gänzungsteiles ausschliesslich der Malerei gewidmet,
doch dürften andere Kunstarten gewiss dieselbe Be-
rücksichtigung verdienen und sei hier vor allem auf
die graphischen Verfahren hingewiesen, welche in
ihrer Vielzahl wohl massenhafte Arbeitsvorteile auf-
weisen, die keineswegs allgemein bekannt sind und
auch oft nicht in Fach werken gefunden werden können.
Dem Druck als mittelbares Produkt der künst-
lerischen Handarbeit ist die ursprüngliche Erzeu-
gungsart, d. h. die Bearbeitung des Druckkomplexes,
nie deutlich abzusehen und mehr als jede Technik
brauchen die graphischen Verfahren eine lehrmässige
Einführung für jene Künstler, welche sich mit ihr
befassen wollen.
Vorerst mag hier ein Wort für die graphischen
Künste im allgemeinen Platz finden. Der Laie, und
 
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