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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 9
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Friedlein, E.: Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [3]: zur Frage der Farbenmischung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0038

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34

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 9.

technik als unentbehrlich gelten; allein das än-
dert nichts an ihrer LichtempHndlichkeit. Die
Verwendung feuriger organischer Farben zum
Schönen von Deckfarben ist ein Verbrechen wider
die Kunst; ein mildernder Umstand kann nur
darin gefunden werden, dass manche Maler, die
nicht die Fähigkeit besitzen, mit einer einfachen
Palette Befriedigendes zu erreichen, immer wieder
auf Herstellung solcher, momentan sich ein-
schmeichelnder Töne bestehen.
Die natürlich vorkommenden Erdfarben so-
wohl für sich als im gebrannten Zustande sind
in allen Mischungen einwandfrei; es bleiben also
nur noch für die Erwägung ihrer Mischbarkeit
in chemischer Beziehung die Metallfarben.
Zinkweiss bleibt bei Luft- und Lichtzutritt
in allen Mischungen unverändert.
Kremserweiss (Bleiweiss) bräunt sich in
schwefelwasserstoffhaltiger Luft für sich und in
Mischungen. Hier liegt die Befürchtung nahe,
dass es sich bei seiner Empündlickeit gegen
Schwefel mit den Schwefelmetallen, also Cad-
miumgelb, Zinnober, Antimonrot, sowie mit Ultra-
marin nicht vertrage. Diese Befürchtung ist
grundlos. Es sind diese Farben so konstante,
fest verbundene chemische Verbindungen, dass
sie keinen Schwefel an das Blei abgeben; es ist
nur die einzige Möglichkeit vorhanden, dass von
der Bereitung her (Fällen aus sauren Lösungen)
freier Schwefel vorhanden sein kann ; allein eine
rationelle Farbenfabrikation sorgt schon dafür,
dass dies nicht vorkommt.
Eine gut haltbare Farbe gibt eine Mischung
von 2 Teilen Zinkweiss und 1 Teil Kremser-
weiss. An meinen Wänden ist dieselbe auf Mauer,
Holz und Leinwand, in Oel und Tempera be-
nützt und seit vielen Jahren unverändert geblieben.
Die Chrommetalle, Chromgelb, Zink-, Baryt-,
Wismuthgelb wären an sich in Mischungen in
chemischer Beziehung ungefährlich, wenn nicht
ein stark alkalisches Bindemittel benützt wird.
Allein ihrer Verwendung zu Kunstzwecken steht
der Umstand entgegen, dass sie in Verbindung
mit Leim, Oel, Casern etc. sich am Licht
stark bräunen durch Reduktion, und zwar die
hellen am stärksten, Chromorange dagegen kaum
merklich.
Die Chromrot sind gut verwendbar und
mischbar, werden aber durch Reiben immer heller.
Urangelb bräunt sich am Licht mit ver-
schiedenen Bindemitteln.
Chromoxyd ist, wenn rein, nach allen Seiten
hin einwandfrei.
Eisenoxyd ist sowohl als Hydrat, wie auch
wasserfrei, allgemein verwendbar, also auch Eng-
lischrot, Caput mortuum etc.
Vom Cadmiumgelb sind die dunkleren Sorten
ungefährlich. Das ganz helle hat aber, besonders
mit wässrigem Bindemittel, die Neigung, sich an

feuchter Luft zu schwefelsaurem Cadmium zu
reduzieren, welches farblos ist.
Die Cobaltfarben sind allgemein anwendbar.
Ultramarin ist ungefährlich.
Berliner (Pariser-) Blau bekommt zwar mit
Oel oder alkalischem Bindemittel leicht einen
Stich ins Grünliche, was aber bei der starken
Ausgiebigkeit der Farbe kaum ins Auge fällt.
Zur Mischung ganz heller zarter Töne wird es
besser vermieden.
Gegen Kupferfarben bin ich nicht recht ver-
trauensselig, aber mehr aus dem Gefühl heraus,
als dass ich es momentan scharf begründen könnte.
Für Lasuren existieren aber, besonders als fett-
saure Verbindung, ganz reizende Farben.
Das Kupferbraun ist einwandfrei.
Zinnober gibt in Mischungen schon optisch
so unschöne schmutzige Töne, dass es nicht leicht
dazu verwendet wird. Der künstliche (Patent-
Zinnober) ist dem natürlichen vorzuziehen.
Im vorstehenden wird nun allerdings der
nicht auf seine Rechnung kommen, der absolut
vor gefährlichen Farbmischungen gewarnt sein
will. Allein erstens ist es doch das zweck-
mässigste, solche Farben überhaupt nicht zu ver-
wenden, und zweitens sind wir in der glücklichen
Lage, solcher nicht zu bedürfen.
Suchen wir uns lieber eine Palette zusammen-
zustellen, mit der wir sorglos arbeiten können;
und diese dürfte etwa in folgender Zusammen-
stellung allen Ansprüchen genügen:
Weiss: Reines Kremserweiss; Mischung von
1 Teil Kremserweiss und 2 Teilen Zinkweiss.
Gelb: Die Ocker; Terra di Siena; Cadmium
mittel, dunkel und orange; ganz helles Cadmium,
Zinkgelb und Barytgelb (Strontiumgelb), nur wo
sie sich nicht umgehen lassen.
Rot: Die gebrannten Ocker, Englischrot,
Caput mortuum, Chromrot (auf der Palette zu
mischen), Mennige (nicht in Oel), Krapp; Zinn-
ober; die beiden letzten nicht in Untermalung;
gebrannte Terra di Siena.
Blau: Kobaltblau, Ultramarin, Pariserblau
(dieses nicht in ganz hellen Tönen).
Grün: Chromoxyd, feurig und deckend;
damit lassen sich alle Mischungen hersteilen.
Die unter den verschiedensten Namen, wie Zinn-
obergrün etc. laufenden grünen Farbenmischungen
sind oft so problematischer Natur, dass es nur
ratsam ist, dieselben selbst zu mischen.
Violett: Neben den Mischungen auchKrapp-
Violett.
Braun: Umbra. Durch Mischen von Chrom-
oxyd mit Krapp, Terra Siena gebrannt und selbst
Englisch Rot lassen sich die reizendsten braunen
Töne hersteilen und verlohnt es sich, darin ein-
gehende Versuche anzustellen.
Schwarz: Die Kohlenschwarz sind alle ver-
lässig, aber auch brutal. Aus Krapp, Chromoxyd
 
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