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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 10
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Berger, Ernst: Antike Maltechnik [1]: altägyptische Mumiensargmalereien$E. Berger
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0043

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Nr. 10.

Münchner kunsttechnische Blätter.

39

ersten Anfänge der späteren sogen. Tafelmalerei
kennen. Und da das gleiche Verfahren durch
die Jahrtausende geübt und gepflegt wurde, haben
wir in dem Studium der Entwicklungsphasen der
altägyptischen Mumiensärge und Mumienmasken
die beste Gelegenheit über das Technische
der Tafelmalerei allerältester Zeiten Auf-
schluss zu gewinnen. Dabei ist es höchst merk-
würdig zu beobachten, dass^.der handwerksmäs-
sige Sinn jener alten Praktiker ungemein schnell
alle die Dinge finden liess, und die notwendigen
Hantierungen lehrte, die sowohl für die schnelle
Ausführung als auch für die längste Dauer des
Werkes am geeignetsten waren. In diesem Punkte
waren die Maler um die Mitte des zweiten Jahr-
tausend vor unserer Zeitrechnung genau so weit,
als die Künstler der Frührenaissance (mit dem
Unterschiede allerdings, dass im Zeitalter der
Renaissance ganz erheblich andere künstlerische
Anschauungen geltend waren, als zur Zeit der
Aegypter).
Wie erwähnt, bestand die ägyptische Malerei
in dem einfachen Ausfüllen der Konturen mit
einzelnen Farben ohne jede Modellierung. Der
Maler war also eigentlich ein Handwerker, dessen
Tätigkeit darin bestand, bloss schematisch die
als Umgrenzung der Figuren und Ornamentik
gezogenen Figuren mit Farben auszufüllen. Für
diese an sich so einfache Arbeit bereiteten sich
aber unsere altägyptischen Kollegen den Unter-
grund, die Bindemittel und Firnisse mit der
gleichen Umsicht, wie die Künstler der Renais-
sance! Ja, man kann in fast allen Einzelheiten
die Vorschriften des Cennino Cennini, des be-
kannten Verfassers des „Buches von der Kunst"
(Anfang des XV. Jahrhunderts) vom Grundieren
der Malbretter, Ueberziehen derselben mit Lein-
wand, vom Leimen und Schleifen des Gipsgrundes,
den verschiedenen Vorarbeiten für Vergoldung,
der plastisch geformten Zieraten bis zum Fir-
nissen des Gemäldes auf den bemalten Mumien-
särgen des Pharaonenlandes vollkommen richtig
angewendet wieder erkennen!
Im folgenden soll vielleicht zum ersten Male
der Versuch gemacht werden, an der Hand rein
technischer und in Verbindung mit stilistischen
Erkennungszeichen die Entwicklungsstadien inner-
halb der altägyptischen Mumiensargmalerei fest-
zustellen. Es sei hier jedoch gleich bemerkt, dass
es, ohne eingehende ägyptische Forschungen be-
trieben zu haben, schwer sein dürfte, die Dauer
der einzelnen Zeitperioden im Hinblick auf die
stilistischen und technischen Einzelheiten genau
zu bestimmen. Nach den zu erörternden An-
zeichen kann nur auf die Reihenfolge der
aufeinanderfolgenden Phasen geschlossen
werden. Wie lange jede einzelne Art in Uebung
gewesen sein mag, soll nicht Gegenstand der
folgenden Aufstellungen sein.



1. Aelteste Art der Malerei auf Mumien-
särgen.
Meist befindet sich der Holzsarg in einem
äusseren von einfacherer Form oder bei hervor-
 
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