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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 19
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Nr. 20
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Ueber fette Oele und Firnisse [3]
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Floerke, Hanns: Der Kunstunterricht in den Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0095

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Nr. 20.

Münchner kunsttechnische Blätter.

91

*/4 Stunde nicht bis zum Sieden erhitzt, gibt einen
in 24 Stunden trockenden Firnis.
Oder: 2 1 Oei: 15 g bors. M. sollen zwei bis
drei Tage lang auf 100° C. erhitzt werden.
Oder: 90 g bors. M. mit 250 g Leinöl zu
dieser Masse angerieben, und zu 25 kg sieden-
dem Leinöl gefügt.
Nach anderen Angaben soll reines Mangan-
oxyd oder Manganoxydhydrat, in eine Quantität
von */g°/o gelinde mit dem Oele erwärmt, die-
selben Dienste leisten, wie das borsaure Salz
(Polyt. Journ. 142, 452).
Farblosen Kopalfirnis nach Leisel (Polyt.
Journal 155, 237) erhält man nach folgender
Vorschrift:
*/2 kg gepulverten ostindischen Kopal, 3 kg
Terpentinöl, */2 kg Leinölfirnis, */2 kg grobes
Glaspulver. Der gepulverte Kopal muss sechs
Wochen lang (mindestens) an einem sehr trocke-
nen Orte an der Luft ausgebreitet werden, als-
dann vermischt man ihn mit dem Glaspulver in
einer Flasche mit weiter Oeffnung und giesst
das Terpentinöl hinzu; nun stellt man die Flasche
in ein Sandbad und erhitzt das Oel unter fort-
währendem Umrühren bis zum Kochen. Ueber
die Flasche setzt man eine andere Flasche mit
dem Leinölfirnis und mischt dieses, nachdem
es Siedehitze erreicht hat, nach und nach mit
der Kopallösung. Hierauf seihet man den fer-
tigen Firnis durch ein leinenes Tuch. Dieser
Firnis ist wasserhell und für teuere helle Farben
in der Oelmalerei anwendbar.
Bernsteinfirnis.
Eine Lösung von geschmolzenem oder rohem
Bernstein in Chloroform wird von Länderer und
Diamond (Polyt. Journ. 151, 78; 133, 313) emp-
fohlen, von letzterem zum Ueberziehen von
Photographien auf Kollodium; kalt aufgetragen,
trocknet er augenblicklich und wird so starr,
dass er kaum vom Glas zu unterscheiden ist.
Oder: 18 Teile Bernstein und 2 Teile Ter-
pentinöl werden in einem Gefässe solange über
freiem Feuer erhitzt, bis der Bernstein geschmol-
zen ist. Nachdem sich die Masse etwas abgekühlt
hat, setzt man derselben unter beständigem Um-
rühren nach und nach 24 Teile etwas erwärmtes
Terpentinöl zu, erhitzt eine kurze Zeit zum Sie-
den, und fügt endlich 7 bis 8 Teile guten Leinöl-
firnis zu.
Oder: 8 Teile gepulverten Bernstein, 12 Teile
Terpentinöl und 10 Teile gut trockender Leinöl-
firnis werden im Wasserbade erwärmt, bis alles
gelöst ist.
Oder: 10 Teile Bernstein werden geschmol-
zen, mit 9 Teilen Leinölfirnis gemischt, und in
32 Teilen warmem Terpentinöl gelöst. Nach
dem Erkälten setzt man 2 Teile Bleiweiss zu,
lässt mehrere Tage lang an einem warmen Orte
stehen und ültriert (Polyt. Journal 101, 54).

Der Kunstunterricht in den Nieder-
landen im 17. und 18. Jahrhundert,
Von Dr. Hanns Floerke.
(Schluss.)
Es folgt das Studium der Gewänder.*)
Dann kommt das Malen. Zuerst nach Vor-
lagen. Der Schüler bekommt Bilder seines Meisters
oder solche anderer zu kopieren.**) Van Gool
erzählt (I, 359): „Ich habe Matheus Terwesten
oft sagen hören, dass Doudyns in seiner Lehrzeit
Bauern von Ostade in Halbügur gemalt hat, die
dieser seine Schüler kopieren Hess. Kaum waren
diese Kopien fertig, so liefen sie damit zu einem
gewissen Simons, der in der Nähe eine Bücher-
bude hatte und diese Bildchen gerne für 6 fl. das
Stück kaufte. Diejenigen, die etwas behend mit
dem Pinsel umzugehen wussten, brachten im Laufe
der Woche davon wohl zwei zustande."
Die folgenden Stufen waren das Malen nach
leblosen und endlich nach lebenden Modellen im
Atelier und in der Natur. Die Perspektive wurde
im 16. Jahrhundert in Holland beinahe ausschliess-
lich aus „A. Düreri quattuor suarum Institutionum
Geometricarum libri" studiert, später gab es allerlei
Leitfäden, die es den Malern immer bequemer
machten und so die Entwicklung eigener Anschau-
ung durch eigene Versuche hinderten. Je mehr
die Kunst in Verfall geriet, desto mehr blühte die
Theorie, desto mehr Bücher über Kunst wurden
gedruckt.
Die Lehrzeit gipfelte in der Darstellung der-
selben Vorwürfe, die der Meister unter Händen
hatte. Bekannt ist das Beispiel Rembrandts,
der alle seine Schüler, unter denen wir uns tech-
nisch ausgebildete Leute vorzustellen haben, die
„Segnung Jakobs", an der er arbeitete, nach seinen
Modellen malen Hess. Auch Gerrit Dou Hess
seine Schüler malen, was und wie er malte. Dabei
konnte etwas gelernt werden, dadurch wurden Vor-
züge und Schwächen sofort erkennbar und die
Korrektur erleichtert.

*) Sandrart sagt hierzu (1,82): „Die Gewänder wohl
zu begreifen, pflegt man nächst fleissiger Beschauung des
Lebens die sogen, kleinen Wachs-Modelle zu machen oder
Gliedermänner mit Röcken oder Mänteln von rauher Leinwand
oder nassem Papier zu bekleiden : welches dann angenehme
Falten macht und sich wohl erzeiget, wenn es mit guter
Bescheidenheit in und zu grossen Biidern benutzt wird."
**) van Mander erzählt, dass sein Lehrer Lukas de
Heere (1534—1584) i" Gent mehrere Biider religiösen
Inhalts von Frans Floris vor den Bilderstürmern rettete,
sie in seinem Atelier aufbewahrte und seine Schüler täglich
danach studieren, d. h. sie von ihnen kopieren liess. — In
der Werkstatt von Bernard de Rijckere (um 1333 — 1390)
zu Antwerpen befanden sich einige schöne Bilder alter und
berühmter Meister. Diese wurden von seinen Schülern kopiert.
— Ebenso hatte Cornelis van der Voort (1576—1624)
zu Amsterdam in seinem Atelier eine Reihe von Bildern des
C ornelis von Harlem, Pieter Aertsen, Honthorst,
L 0 s t m a n n und J o r d a e n s, die er seine Schüler kopieren liess.
 
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