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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 10
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Ostwald, W.: Stärke-Tempera, [2]
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Kainzbauer, Ludwig: Physikalische Bedingung der Gemäldeerhaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0041

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München, 10.Febr.1908.

Bei!age zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint t4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IV. Jahrg, Nr. 10.

Inhait: Stärke-Tempera. Von Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Ostwaid, Gross-Bothen. (Schiuss.) — Physikaiische
Bedingung der Gemäideerhattung. Von Ludwig Kainzbauer, Graz. — Ueber Wismutmaierei. Von
Georg Büchner, Chemiker in München. — Die Reinigung des Shakespeare-Denkmais in Weimar.

Stärke-Tempera.
Von Geh. Hoirat Prof. Dr. W. Ostwaid, Gross-Bothen.
(Schiuss.)
Bei dieser Art macht sich der Vorzug, dass die
unterliegenden Schichten bei neuen Farbaufträgen
ganz fest bleiben, sehr angenehm geltend. Auch
erweist es sich als vorteilhaft, das fertige Bild mit
reichlichem Wasser, etwa unter einer Brause abzu-
spülen; man hängt es an einer Ecke zum Trocknen
auf und findet es hernach um ein erhebliches
hübscher wieder. So lange es nass ist, sieht es
am besten aus; man kann diesen Zustand durch
einen Ueberzug von weisser Gelatine (der man
ein wenig Glycerin zufügt) ziemlich unverändert
fixieren. Denn nach dem Trocknen sind, falls
man in Decktechnik gemalt hat, wie bei allen
Gouachefarben die mittleren und dunkleren Töne
stark aufgehellt. Es ist schon angegeben worden,
dass man diese Veränderung durch Anwendung
von viel Bindemittel ohne sonstigen Nachteil sehr
einschränken kann.
Ferner kann man diese Farben wie andere
Temperafarben als Untermalung für Oel benutzen.
Hierzu ist zu sagen, dass beim Firnissen des
Temperabildes dieses noch etwas dunkler wird,
als es im nassen Zustande war, entsprechend dem
grösseren Brechungsvermögen des Firnisses; gleich-
zeitig tritt, wenn man auf rein weissem Grunde
gemalt hat, das charakteristische „Leuchten" der
gefirnissten Temperafarbe ein. Dieses hängt näm-
lich gar nicht von dem Bindemittel der Tempera
ab, sondern von der Tatsache, dass der Dammar-
oder Mastixlack, der zum Firnissen benutzt wird,
ein höheres Brechungsvermögen hat als Lein-
oder Mohnöl, das Bindemittel der Oelfarben.
In einer Beziehung steht die Stärketempera
der gewöhnlichen Emulsionstempera nach: man
darf mit ihr nicht von neuem auf Firnis und der-

gleichen malen, denn sie haftet auf solchen nicht
durch Wasser benetzbaren Unterlagen nicht ge-
nügend. Während Anstriche, die ich unmittelbar
auf Holz ausgeführt habe, inzwischen über drei
Monate in Wind und Wetter, Sonne und Regen
gestanden haben, ohne sich zu verändern, sind
die auf Oelfarbegrund gemachten Aufstriche in-
zwischen rissig geworden und teilweise abge-
sprungen.
Die allgemeine Handhabung der neuen Farben
ist eine sehr angenehme. Vermöge der ziemlich
zähen Beschaffenheit des Bindemittels sind die
Farben salbenartig, etwas gallertartig. Sie tragen
sich mit Borstpinseln, wie sie für Oelfarben be-
nutzt werden, glatt und leicht auf und sehen nach
dem Trocknen angenehm matt aus. Hat man an
dem einen Bilde fortzumalen, welches inzwischen
trocken geworden ist, so benetzt man vorher die
ganze Oberfläche mittels des Zerstäubers mit
reinem Wasser oder auch mit einer verdünnten
Haptinlösung. Das fertige Bild kann man mit
Wachspaste abreiben, wodurch es etwas tiefer
im Ton wird und einen schwachen Glanz erhält.
Ich zweifle nicht, dass diese Farben insbesondere
auch für monumentale Wandmalerei an Stelle des
Freskos sehr geeignet sind, werde aber erst nach
einiger Zeit Gelegenheit haben, in solcher Richtung
Versuche anzustellen.
Zu privater Mitteilung meiner weiteren Er-
fahrungen an gleichstrebende Künstler bin ich
gern bereit.
Physikalische Bedingung der
Gemäldeerhaltung.
Von Ludwig Kainzbauer, Graz.
Ueber die Eigenschaften der Farben beson-
ders in bezug auf die Haltbarkeit der Gemälde
dürften die Akten mit den gediegenen Ausfüh-
 
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