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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 14
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Berger, Ernst: Allerlei Fragen, Wünsche und Beschwerden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0057

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München, 6. April 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT. Jahrg. Nr. 14.

Inhait: Aiieriei Fragen, Wünsche und Beschwerden. Von E. B. (Fortsetzung.) — Ueber Tempera, Gummi,
Leim und Kasein. Aus dem Nachiass von Dr. Otto Buss J. (Fortsetzung.) — Ueber den Einiiuss
der Luftfeuchtigkeit auf das Trocknen der Firnisse. Von Dr. W. Lippert, Halle.

Allerlei Fragen, Wünsche und Beschwerden.*)
Von E. B. (Fortsetzung.)

Die am meisten verdächtigen Farben sind
durch Anilinfarben (Teerfarben) „geschönt", wie
der Fachausdruck heisst. Um sich darüber zu
vergewissern, dienen die folgenden, einfachen, von
jedermann leicht auszuführenden Versuche:
I. Man schabe etwas von dem zu unter-
suchenden Pastellstift ab, schichte das Pulver
zwischen zwei oder drei Lagen von weissem
Löschpapier (Filtrierpapier) und beträufle es mit
destilliertem Wasser. Die meisten aus Teerfarben

*) Zu 2, „Ist Pappendeckel ein geeigneter
Untergrund für Gemälde usw.", möge hier noch
ein kurzer Nachtrag folgen: In Kunsthändlerkreisen
scheint ein gewisses Misstrauen gegen Bilder, die auf
Pappe gemalt sind, zu bestehen. Erst kürzlich hat, so
wird uns mitgeteilt, ein Kunsthändler einem unserer
besten Maler ein Bild aus dem Grunde zurückgestellt,
weil es statt auf der Holztafel, die der Händler bei
Abschluss des Kaufes vor sich zu haben glaubte, auf
einer Küpperschen Malplatte gemalt war. Ueber
die rechtliche Frage der Zurückweisung des Bildes
wollen wir uns hier nicht verbreiten, vielmehr nur die
Tatsache feststellen. Dass Malpappe weniger haltbar
sei als Holz, beruht auf einer vorgefassten Meinung,
die unberechtigt ist. Holz ist dem Wurmfrass und
dem Springen ausgesetzt, während dies bei Pappe nicht
der Fall ist. Was die Küpperschen Malplatten betrifft,
so hat uns der Verfertiger, Herr Ausserbauer (München),
Einblick in die Fabrikation gewährt; danach können
wir berichten, dass die Herstellung mit aller gewünschten
Sorgfalt geschieht. Es werden dicke graue Pappen
von beiden Seiten mit Strohpappe und starkem Leim
beklebt, mit einer konservierenden Flüssigkeit, be-
stehend aus etwas Karbol, Leim, venetian. Terpentin
und isländ. Flechtenabsud imprägniert und unter
starkem Druck miteinander verbunden. Die Malseite
erhält nach Wunsch einen dünnen Oelgrund. Der
Oberfläche kann event. durch Schleifen die gewünschte
Glätte gegeben werden. Auf Proben, die wir selbst
vor einigen Jahren gemacht haben, hat sich bis jetzt
keinerlei Veränderung gezeigt.

hergestellten Pigmente geben an Wasser etwas
von ihrem Farbstoff ab und diese Lösung dringt
in das untenliegende Löschpapier ein.
2. Auch Alkohol oder eine Mischung von
Alkohol mit Ammoniak zieht meist oder häufig
etwas Farbstoff aus, so dass man auf das Vor-
handensein von Anilin schliessen kann.
3. Endlich kann man konzentrierte Schwefel-
säure zur Erkennung von Teerfarben in Mischungen
verwenden. Man schabe etwas von dem Pastell-
stift ab, gebe das Pulver in ein Probiergläschen
(Eprouvette) und giesse Schwefelsäure auf. Viele
Teerfarbstoffe lösen sich darin in charakteristischer
Färbung. Rote und gelbe Teerfarben geben
grüne und violette Lösungen.
In den letzten Jahren werden teils von Nürn-
berger, teils von Wiener Fabriken billige Pastell-
stifte in den Handel gebracht und da sie in
kleinen Kästchen verpackt sehr bequem in der
Tasche getragen werden können, sind sie von
vielen Künstlern zu Studienzwecken im Gebrauch.
Nach den obigen Methoden untersucht, hat sich
herausgestellt, dass die roten und violetten Töne
stets unecht waren, die gelben und grünen
waren echt (Chromgelb und in Mischung mit
Ultramarin) ebenso die blauen (Ultramarin).
Als Grundmaterial für alle Pastellfarbenstifte
dient zumeist Kreide, ferner Gips u. a. Vor kurzem
erhielten wir folgende Zuschrift des Kollegen E. L.
in Wien resp. Steiermark:
„Eine von mir vorgenommene Untersuchung
der im Handel gangbarsten Pastelle (weich so-
wohl als halbhart und hart) ergab, dass die
Mehrzahl derselben ganz ungeheure Quantitäten
von Bl ei weis s enthalten.
 
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