Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 2, Text): Zur alten Geschichte. Zur Geschichte der alten Cultur, Religion und Kunst. Griechische Baudenkmäler. Zur Chorographie und Topographie von Griechenland. Zur grichischen Epigraphik — Leipzig, 1861

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9054#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LUDWIG ROSS.

Mulljs ille bonis flebilis occidit.

Ludwig Ross ist am 22n Juli 1806 in Holstein geboren, noch im
alten deutschen Kaiserreich, wenige Wochen vor dessen Ende. Dieses
Unistandes hat er oft mit freudigem Stolze gedacht. Seine ersten Jugend-
jahre verlebte er auf Allekoppel, dem kleinen vaterlichen Landsitze Kirch-
spieles Bornhöved, im Kreise einer zahlreichen Familie, unter der Aufsicht
liebender Aeltern. Diese gaben ihm eine einfache, natürliche Erziehung,
bei der ein treffendes, plattdeutsches Sprichwort aus dem Munde der fein
verständigen Mutter von gröszercr Wichtigkeit zu sein pflegte, als son-
stige Ermahnungen und Strafen. Liehe und strenger Gehorsam wurden
frühzeitig in das Herz des Kindes gepflanzt, eine Saat, die als tief innige
Anhänglichkeit an Vaterland und Vaterhaus, als Dankbarkeit gegen die
Aeltern, als still gehegte Zuneigung zu dem groszen Verwandlenkreis,
auch in dem Herzen des in der Fremde weilenden Mannes blieb und ihre
Frucht brachte. In dieser ländlichen Abgeschiedenheit, unter den hohen
Huchen, die das kleine Haus überschatten, umgeben von einer Kette groszer,
blauer Seen, die ihre kräftigende Luft über das Land senden, wuchs das
Kind heran. Früh zeigte sich ein stiller Ernst in seinem Wesen; mit dem
dritten Jahre konnte er lesen, und als man ihm die Bücher entzog, griff
er in seinem Wissensdrang nach dem Gesangbuch der Knechte.

Einem mangelhaften Unterriehl in der Dorfschule des nahen Wan-
kendorfcs folgte der bessere einer Gouvernante, einer Fräul. Johannsen
aus Eutin; aber mit dem ]2n Jahre schon trat der Knabe in die Welt.
Der Vater gab ihn zuerst nach Kiel auf die Schule, und später zur Voll-
endung seines Gymnasialcurses nach Ploen, wo u. a. Kellermann und von
Lilienkron zu seinen Jugendfreunden zählten. An der Universität Kiel ver-
lebte er dann von 1825—29 seine Studienzeit. Er schlug anfangs die me-
dicinischeLaufbalm ein, verlicsz sie aber, nachdem ihm die erste Seclion
eine Ohnmacht zugezogen hatte. Darauf neigte er sich der Ornithologie
zu und machte mit einem älteren Freund, dem Justitiar lloie in Kiel, einem
bekannten Ornilhologcn und fleiszigen Sammler, eine Ferienreise an die
Westküste Jüllands, entschied sich jedoch schlieszlich für das Studium
der Philologie, welchem er nun mit groszem Eifer nachhieng. Als seine
Lehrer und Gönner rühmt er in einer autobiographischen Aufzeichnung
besonders die Professoren Twesten, Dahlmann, Berger, Nitzsch, Falck,
Pfaff, Reinhold und Kleucker. Nach Beendigung des akademischen Cursus
wurde er im Mai 1829 auf eine Abhandlung De Aristophanis Vespis Doclor
der Philosophie und gierig dann als Hauslehrer nach Kopenhagen in das
Haus des Kaufmannes Gottschalck. Iiier gelang es dem fleiszigen jungen
Manne, der mit guten Universitätszeugnissen und den Empfehlungen he-
 
Annotationen