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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 2, Text): Zur alten Geschichte. Zur Geschichte der alten Cultur, Religion und Kunst. Griechische Baudenkmäler. Zur Chorographie und Topographie von Griechenland. Zur grichischen Epigraphik — Leipzig, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.9054#0390

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2. Plinius als Geograph.

Wie unglaublich unwissend Plinius in den Dingen war,
über welche er so unberufen aber fingerfertig zu Schriftstellern
unternahm, ist am schlagendsten an einigen Zügen aus seiner
sogenannten Geographie zu zeigen. Ich wähle aus der über-
grossen Fülle nur einige solcher Beispiele aus, welche in den
Bereich meiner eignen genaueren Ortskunde fallen. Wenn er
uns aber über Griechenland und Kleinasien solche Dinge auf-
tischen konnte: was mag er sich erst in andern Gegenden zu
Schulden kommen lassen, wo wir ihn nicht in gleicher Weise
zu controliren vermögen? Einer besonderen Widerlegung be-
darf es in den einzelnen Fällen nicht; jeder Schüler, mit einem
Kiepcrt'schen Atlas und einem Handbuche der alten Geographie
ausgerüstet, vermag den alten Biichermachcr zu widerlegen.

Dass Plinius 4, 4 Cirra und Crisa als verschiedene Städte
aufführt, mag ihm hingehen, da auch Strabon 9, S. 418 und
selbst Neuere, wie mein Freund Ulrichs (Reisen I. S. 17 ff.)'
sich desselben Irrthums schuldig gemacht haben. Aber stärker
ist es, wenn es ebendaselbst heisst: amnis Cephisus praefluens
Dclphos, ortus in Lilaea urhe quadam, da Liläa und der Ke-
phisos durch den ganzen mächtigen Parnass von Delphi ge-
trennt sind.

Im Pelopounes lässt er 4, 5 Korinth von beiden Meeren
60 Stadien entfernt sein, Corinthus — sexagenis ab utroque
litore stadiis, während die Entfernung von Lechäon nur 12 Sta-
dien beträgt. Dann spielt ihm die engere und weitere Bedeu-
tung des Namens Achaja, nach älterem griechischen und späte-
rem römischen Gebrauche, wiederholt einen Streich; 4, 6 zählt
er Kleonä zu den Städten Achaja's im engeren Sinne, 4, 10 zu
den Städten Arkadiens; in Argolis aber, wohin es gehört, führt
er es nicht auf. Von der Lage von Phlius muss er auch eine
sehr trübe Vorstellung gehabt haben, denn es erscheint plötz-
lieh unter den Städten Achaja's an der Westküste, neben
Dyme, Kyllene u. s. w. und vor Elis, 4, 6: castellum Phlius,
quao regio ab Hörnern Araethyrea dicta est, postea Asopis. —
Hclos setzt er 4, 7 an den messenischen oder asinäischen Bu-
sen, und beschenkt uns, durch Verwechselung mit dem sicili-
schen, sogar mit einem Zankle in Messenien. — In Argolis
 
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