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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 2, Text): Zur alten Geschichte. Zur Geschichte der alten Cultur, Religion und Kunst. Griechische Baudenkmäler. Zur Chorographie und Topographie von Griechenland. Zur grichischen Epigraphik — Leipzig, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.9054#0432

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402

1. Friesplatten vom Asklepiostempel zu Kos. '*)

Hiezu die Abbildung Tafel VII.

In der südöstlichen Aussenseite des zu Anfang des vier-
zehnten Jahrhunderts erbauten Schlosses der Johanniter auf
Kos, welches diesen Frühling durch eine Pulverexplosion gröss-
tentheils in die Luft gesprengt worden ist1), fanden sich vier
Friesplatten aus Parischem Marmor paarweise eingemauert, jede
],30 Meter lang und 0,63 Meter hoch, wovon 12 Centimeter
auf das Eierornament kommen. Das obere Paar war minder
beschädigt, aber in bedeutender Höhe über dem Boden einge-
mauert, war eben deshalb durch muth willige Hände arg ver-
stümmelt worden, und alle vier waren vermöge der Sitte der
Türken, ihre Festungsmauern von Zeit zu Zeit weiss zu über-
tünchen, mit einer so dicken Kalkkruste überdeckt, dass die
feineren Züge gar nicht mehr kenntlich waren. Dennoch schim-
mert selbst durch diese Umhüllung eine so vorzügliche Compo-
sition durch, dass die Reliefs auch in diesem verkümmerten
Zustand eine Bekanntmachung zu verdienen scheinen, zumal da
sie heute vielleicht nicht mehr existiren. Nach ihren Grössen-
verhältnissen haben die Friesplatten zu einem sehr ansehnlichen
Tempel Ionischer Ordnung gehört, dessen Säulen mit Capitell
und Basis etwa zwölf Mal die Höhe des Frieses betragen ha-
ben, also sieben bis acht Meter hoch gewesen sein müssen; der
Tempel dürfte nach diesen Verhältnissen weiter, wenn er ein
Hexastylos Peripteros war, den Ionischen Tempeln von Teos
und Priene an Grösse und Ausdehnung gleich gekommen sein,
wenn er aber ein Oktastylos war, sie noch übertroffen haben;
der ganze Fries hat also eine Länge von drei bis vierhundert
Fuss gehabt. Diese Erwägungen berechtigen zu der Vermu-
thung, dass ein so ansehnliches und reich geschmücktes Heilig-
thum kaum ein anderes gewesen sein kann als das vornehmste
und berühmteste der Insel, als der Tempel des Asklepios, der
nicht hoch am Gebirge bei der Quelle Burinna, sondern in ei-
ner der Vorstädte '-), vielleicht in der heutigen Vorstadt Marma-

[*) Aus Gerhard's Areh. Zeit. 1840, Juni, N. 42.]

1) Vergl. Alljr. Zeitung 1846. Mai, No. 128. Beilage.

2) Strabon 14, S. 057: Ev äs τω προαοτείω το Άοχληπιείόν ίβτι
σφόδρα Ρν8θ£ον και πολλών αναθημάτων μιατον ιερόν. Vergl. die we-
 
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