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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Zu den Abbildungen nach G. van Coninxloo
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Frimmel, Theodor von: Einige Bilder vom älteren Pordenone
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0025

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von 1600, die ich Vorjahren als Werk des Coninxloo in der Grazer Galerie
feststellte,*) paßt ganz einwandfrei zwischen die Bilder von 1598 und 1604
hinein. Der Herausgeber.

EINIGE BILDER VOM ÄLTEREN PORDENONE.
(Zu den Tafeln IV, V und VI.)
Eine prächtige: Santa conversazione, die augenscheinlich von Giovanni
Antonio da Pordenone (de Corticellis oder de Sacchis, geboren 1484 zu
Pordenone, gestorben 1539 zu Ferrara) gemalt ist, kam mir im verflossenen
Winter in der Wiener Sammlung Julius Brück zu Gesicht. Die Benennung
läßt sich in diesem Fall nahezu unumstößlich beweisen, nicht nur nach der
kraftvollen Malweise, nach der Faltenformung, nach dem Kolorit mit den
zumeist stark gebrochenen Farben, sondern auch nach Einzelheiten, auf die
des besondern aufmerksam gemacht werden soll. So ist der Typus des
Josef und sogar seine Kopfwendung dieselbe, wie auf dem beglaubigten
Werk des älteren Pordenone mit der Flucht nach Ägypten, das sich in der
herrlichen Kirche Santa Maria di Campagna zu Piacenza befindet. Man darf
wohl an eine und dieselbe Vorstudie für beide Josefsdarstellungen denken.
Das Christkind mit seiner Bewegung im sogenannten Kontraposto (das rechte
Bein und der linke Arm sind ausgestreckt, wogegen das linke Bein und der
rechte Arm gebeugt sind) findet nach den Formen von Gesicht, Händen und
Füßen zahlreiche Analogien auf anerkannten Arbeiten des Pordenone.**) Marias
und Katharinas Köpfe passen gleichfalls in die Reihe der Pordenoneschen
Modelle prächtig hinein. Um ein besonderes Beispiel zu nennen, weise ich
*) Dazu Lützows Kunstchronik, Neue Folge III. Nr. 33 vom 15. September 1892,
und Blätter fürOemäldekunde Bd. III, Hefti. (Dort die Abbildung des Coninxloo in der steier-
märkischen Landesgalerie zu Graz.) — Ohne diesmal auf ein Verzeichnis der Werke des
Coninxloo auszugehen, füge ich doch zu den sonst genannten Bildern einige hinzu, die mir
besonders aufgefallen sind. In der königl. Galerie zu Kopenhagen ist Nr.372, eine Landschaft
mit Abraham undHagar, sicher nicht von Dav. Vinkboons, wie es die Kataloge angeben,
sondern von G. van Coninxloo, und zwar vermutlich aus derselben Periode wie die
Bilder in der Liechtensteingalerie und das in Graz. Das neu angekaufte Bild in der
Galerie zu Straßburg schien mir echt, ist aber vielfach verputzt. Weniger Vertrauen
konnte ich dem Gemälde der Galerie Schubart in Dresden (dann in München) ent-
gegenbringen. In der Braunschweiger Galerie notierte ich vor Jahren wieder einen an-
geblichen Vinkboons und einen solchen Jan Brueghel als richtigen Coninxloo (Nr. 91
und 74). Eines dieser beiden Bilder war stark verputzt. Im Versteigerungskatalog der
Londoner Sammlung Doetsch von 1895 wurde als Nr. 282 eine monogrammierte Arbeit
des Coninxloo beschrieben (eine Landschaft mit Venus, Adonis und Kupido auf Kupfer,
141/, englische Zoll hoch und 20'/2 breit), die A. Bredius in seinem Bericht über die
Veiling Doetsch besprochen hat. Die Universitätssammlung zu Würzburg besitzt eine
Landschaft mit Apollo, Midas und vielen anderen Figuren (stark unter einem Meter
breit und etwa 50 cm hoch), die augenscheinlich von G. v. Coninxloo und Schoubroek
gemeinsam gemalt ist (Nr. 261 der früheren Aufstellung; entspricht vermutlich der
Nr. 300 des neuen gedruckten Katalogs), obwohl man in der genannten Sammlung an
anderen Benennungen festhält. In der „Raccolta di cataloghi ed inventarii inediti“ von
Campori (S. 187) wird eine Landschaft mit Luna und Endymion von „Egidio Coninxloo“
beschrieben.
**) Über die Arbeiten des älteren Pordenone in Santa Maria di Campagna zu
Piacenza vgl. Andrea Corna: Storia ed arte in Sta. Maria di Campagna a Piacenza
(Bergamo 1908), ferner die „Rassegna d'arte“ von 1908, S. 175 ff., „L’Arte“ 1908, S. 45ff.,
und aus der älteren Literatur C.Carasi: „Le publiche pitture di Piacenza“ (1780).
 
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