43
stücken, des Biomarts edle Zeichenkunst und Pullenburgs vernünftige kleine
Figuren, die auf Raphaels Weise mit zierlichen Landschaften, Ruinen, Thieren
und dergleichen vergesellschaftet waren, weswegen Rubens etliche für sich
zu verfärtigen ihme bestellt hat.“ Sandrart hat die Bestellung nach Utrecht
gebracht und Poelenburg die Landschaften für Rubens ausgeführt „zu des-
selben Vergnügen“. Im Nachlaß des Rubens fanden sich denn auch zwei
Landschaften von Poelenburg (Nr. 291 und 292).*) Sandrarts Aussagen
wiegen für die Deutung des Bildes bei Overhoff sehr schwer. Für uns
bieten sie einen Grund mehr, die Überlieferung aufrechtzuerhalten, daß
Poelenburg den Besuch des Rubens durch ein Gemälde verewigt habe, auf
dem das Ehepaar Poelenburg und Rubens dargestellt sind. Fast sieht es aus,
als hätte Frau van Poelenburg Modell gesessen, und Rubens hätte etwas
von einer Absicht geäußert, ihr Bildnis zu malen. Wollen wir aber der
Einbildungskraft die Zügel etwas straffer anziehen. Denn Rubens war trotz
der Besuche bei verschiedenen Malern nicht zu künstlerischen Zwecken in
Holland, sondern geheimer diplomatischer Unterhandlungen wegen, angeb-
lich auch um sich über den Tod seiner ersten Frau zu trösten. Isabella
Brandt war zu Anfang des Sommers 1626 gestorben. Immerhin ist es mög-
lich, daß der diplomatische Maler bei Poelenburg artig genug war, die
Hausfrau so zu setzen, wie man sie hätte malen können.
Zur Kennzeichnung der Malweise des Poelenburg möchte ich sogleich
im Zusammenhang mit dem Bild bei Overhoff auf die Handform des Malers
hinweisen. Poelenburg hat seinen linken Arm halb erhoben und weist mit
der linken Hand nach der Richtung hin, wo die Gattin sitzt. Alle fünf
Finger sind ausgespreitet, und die Finger müssen als kurz und dick
angesprochen werden. Es ist das ein Gegensatz zu den gezierten Hand-
haltungen der Manieristen aus der Zeit vor Poelenburg. Die Hand mit den
ausgespreiteten fünf dicklichten Fingern kommt nicht selten auf Poelenburgs
Bildern vor.
Reinier van der Laeck.
Der Künstler dieses Namens hat vorübergehend die Aufmerksamkeit
der Kunstmenschen auf sich gezogen, als W. Bode in seinen Studien zur
Geschichte der holländischen Malerei ihm einige Zeilen gewidmet hatte. Bei
Kramm (De levens en Werken enc. Bd. II) ist nur einiges wenige über
Maria Laeck zu finden, nichts über Reinier, aber Sirets Dictionnaire und Wurz-
bachs Lexikon niederländischer Künstler kennen den Reinier. Diese ältere
Literatur ist nun durch einige neue Mitteilungen, nicht zuletzt durch archi-
valische Funde von A. Bredius, überholt worden. In Seemanns Kunstchronik
(N. F. XXVI,. Sp. 150) beschreibt M. D. Henkel im Zusammenhang mit den
Neuerwerbungen des Haager Gemeindemuseums ein Bild mit der Signatur
„R. v. d. Laeck“, das die Beweinung des Adonis darstellt. Es „erinnert“,
wie es heißt, „an die Sachen von Poelenburg, ist jedoch in der Malerei
kräftiger und energischer, nicht so porzellanartig glatt; die Figuren sind
derber, nicht so süßlich-idealistisch; die Auffassung ist naturalistischer,
*) Vgl. „Catalogue of the works of art in the possession of Sir Peter Paul
Rubens at the time of his decease“ (Privatdruck 1839) und P. Lacroix’ „Revue univer-
selle des arts“ von 1855.
stücken, des Biomarts edle Zeichenkunst und Pullenburgs vernünftige kleine
Figuren, die auf Raphaels Weise mit zierlichen Landschaften, Ruinen, Thieren
und dergleichen vergesellschaftet waren, weswegen Rubens etliche für sich
zu verfärtigen ihme bestellt hat.“ Sandrart hat die Bestellung nach Utrecht
gebracht und Poelenburg die Landschaften für Rubens ausgeführt „zu des-
selben Vergnügen“. Im Nachlaß des Rubens fanden sich denn auch zwei
Landschaften von Poelenburg (Nr. 291 und 292).*) Sandrarts Aussagen
wiegen für die Deutung des Bildes bei Overhoff sehr schwer. Für uns
bieten sie einen Grund mehr, die Überlieferung aufrechtzuerhalten, daß
Poelenburg den Besuch des Rubens durch ein Gemälde verewigt habe, auf
dem das Ehepaar Poelenburg und Rubens dargestellt sind. Fast sieht es aus,
als hätte Frau van Poelenburg Modell gesessen, und Rubens hätte etwas
von einer Absicht geäußert, ihr Bildnis zu malen. Wollen wir aber der
Einbildungskraft die Zügel etwas straffer anziehen. Denn Rubens war trotz
der Besuche bei verschiedenen Malern nicht zu künstlerischen Zwecken in
Holland, sondern geheimer diplomatischer Unterhandlungen wegen, angeb-
lich auch um sich über den Tod seiner ersten Frau zu trösten. Isabella
Brandt war zu Anfang des Sommers 1626 gestorben. Immerhin ist es mög-
lich, daß der diplomatische Maler bei Poelenburg artig genug war, die
Hausfrau so zu setzen, wie man sie hätte malen können.
Zur Kennzeichnung der Malweise des Poelenburg möchte ich sogleich
im Zusammenhang mit dem Bild bei Overhoff auf die Handform des Malers
hinweisen. Poelenburg hat seinen linken Arm halb erhoben und weist mit
der linken Hand nach der Richtung hin, wo die Gattin sitzt. Alle fünf
Finger sind ausgespreitet, und die Finger müssen als kurz und dick
angesprochen werden. Es ist das ein Gegensatz zu den gezierten Hand-
haltungen der Manieristen aus der Zeit vor Poelenburg. Die Hand mit den
ausgespreiteten fünf dicklichten Fingern kommt nicht selten auf Poelenburgs
Bildern vor.
Reinier van der Laeck.
Der Künstler dieses Namens hat vorübergehend die Aufmerksamkeit
der Kunstmenschen auf sich gezogen, als W. Bode in seinen Studien zur
Geschichte der holländischen Malerei ihm einige Zeilen gewidmet hatte. Bei
Kramm (De levens en Werken enc. Bd. II) ist nur einiges wenige über
Maria Laeck zu finden, nichts über Reinier, aber Sirets Dictionnaire und Wurz-
bachs Lexikon niederländischer Künstler kennen den Reinier. Diese ältere
Literatur ist nun durch einige neue Mitteilungen, nicht zuletzt durch archi-
valische Funde von A. Bredius, überholt worden. In Seemanns Kunstchronik
(N. F. XXVI,. Sp. 150) beschreibt M. D. Henkel im Zusammenhang mit den
Neuerwerbungen des Haager Gemeindemuseums ein Bild mit der Signatur
„R. v. d. Laeck“, das die Beweinung des Adonis darstellt. Es „erinnert“,
wie es heißt, „an die Sachen von Poelenburg, ist jedoch in der Malerei
kräftiger und energischer, nicht so porzellanartig glatt; die Figuren sind
derber, nicht so süßlich-idealistisch; die Auffassung ist naturalistischer,
*) Vgl. „Catalogue of the works of art in the possession of Sir Peter Paul
Rubens at the time of his decease“ (Privatdruck 1839) und P. Lacroix’ „Revue univer-
selle des arts“ von 1855.