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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0100

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ein ganzer Raum frei gehalten, in welchem rund ein halbes Hundert seiner
sauberen Sachen vorgeführt werden. In den anderen Räumen zeichnen sich
viele Klubmitglieder durch gute Arbeiten aus, einige Bildniskünstler, wie
z. B. Wilh. Viktor Krausz, und allerlei Landschafter. Curry ist durch einige ge-
zeichnete Köpfe und durch gute weibliche Akte vertreten, E. Amadeus-Dier
durch einen großen männlichen Akt und durch ein kleines Blatt, auf dem
es von Figuren wimmelt. Karlinskys Selbstbildnis ist ohne Zweifel ein ge-
lungener Wurf. Grill sticht durch ein stimmungsvolles Dämmerungsbild mit
wohlbeobachtetem Vollmond hervor. K. L. Prinz weiß durch einen Winter-
nachmittag im Raxgebiet zu fesseln (das Hochgebirg in rosigem Licht, die
vorderen Gründe kühl beschattet). Daß Geller, Windhager, Zetsche, St. Simony,
Suppantschitsch und so der Reihe nach die beliebten Künstler des Klubs
nicht fehlen, sei noch angedeutet. Die ältere Kunst kommt dadurch zu Worte,
daß man in einer Koje Zeichnungen von E. v. Lichtenfels vereinigt hat,
welche die emsige Hand des bekannten Landschaftsmalers erkennen lassen.
Lichtenfels war gewiß nicht bahnbrechend, aber er gehört zu den Künstlern,
die weit über dem Mittelmaß stehen, und hat durch seine technische Sauber-
keit in günstiger Weise auf viele seiner Schüler eingewirkt. Einige von
diesen bemerkten dann freilich scherzweise, er setze niemals eine Farbe auf,
ohne sie vorher mit Karbolsäure desinfiziert zu haben. Die Neueren greifen
kühner zu, so daß ihnen ein Verfahren wie bei Lichtenfels zu weitläufig
erscheint. Den meisten seiner Schüler hat Lichtenfels eine sichere Führung
des Stiftes beigebracht. Das ist auch etwas. Fr.
Wien. Die Versteigerung der Gemälde aus dem Nachlaß des Ober-
ingenieurs Wladimir Strnischtie und aus der Vintlerschen Sammlung
in Bruneck wurde in den letzten Tagen des Jänner 1919 durch C. J. Wawra
vollzogen. Die Beteiligung der Kunstfreunde war lebhaft, und es wurden
mehrere nennenswerte Preise erzielt. Das Bild: Im Park von dem tüchtigen
Ungarn Brocky brachte 9300 K, ein Eigenbildnis von Canon 6500, Canons
Mädchenporträt 1500, Fr. Gauermanns Heimkehr von der Jagd 23.500,
Lampis Doppelporträt Kaiser Franz’ I. und seiner Gemahlin Maria Ludovika
16.000, Hans Makarts „Grell in der Stauden“, großes unvollendetes Bild,
6200, Ranftl: „Hund in der Falle“ 10.600, Franz Rumpler: Bauernmädchen
4500, Jak. Em. Schindler: An der Schelde 12.500, Schindler und Jos. Fux
4000, Anton Schrödl: Auf der Alm 4000, W. Verschnür: Vor dem Bauern-
gehöft 5000, G. F. Waldmüller: Guten Morgen 29.000, Waldmüllersche
Kopien nach alten Meistern 3100 und 6200, Josef Weidner: Bildnis des
Dr. Fr. Kisilka 4500 K.
Unter den älteren Bildern wurde ein Jacopo Amigoni mit 2600 K zu-
geschlagen, ein Jacopo da Ponte: Letztes Abendmahl mit 7000, ein kleiner
Annibale Carracci mit 3800, der altdeutsche, oft besprochene Tempelgang
Mariens, ein altdeutsches bedeutendes Werk aus der Vintlerschen Galerie
mit 20.000, zwei kleine Hergenröter zusammen mit 1200, die zwei Kranach
aus derselben Sammlung mit 31.000, die Kopie nach Hans v. Kulmbach
mit 1900, Ant. Mors vorzügliches Brustbild mit 22.500, Seb. Vrancx’Triumph
des Friedens und der Religion 10.200 K.
Bei der Versteigerung der steiermärkischen Sammlung Z. Gögl
sind am 10. März sehr ansehnliche Preise erzielt worden. Waldmüllers
„Ermahnung“ von 1846 wurde mit 42.000 K verkauft. Einige Pettenkofen
 
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