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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Seltsamkeiten auf dem Gebiet der Malerei
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Frimmel, Theodor von: Risse und Sprünge in Gemälden, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0109

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übrige von Makart.*) Aus früheren Zeiten ist ein ähnlicher Fall bekannt
genug. Ich meine das Huldigungsbild von Solimena mit dem eingefügten
Porträtkopf von Auerbach im Wiener Hofmuseum.
In einem anderen wunderlichen Fall hat neben dem Künstler auch
ein Affe, ein veritabler Vierhänder, an der Malerei mitgewirkt. Der Maler
Canon hatte den Auftrag erhalten, das Bildnis der Königin Natalie von
Serbien zu malen. Es war glücklich begonnen und im Gesicht sogar schon
fertiggemalt, als der Maler einmal zu einem Jagdausflug (wie es heißt vom
Grafen Hans Wilczek) geladen war. Während Canons Abwesenheit wurde
das Bild von fremder Hand weiter gemalt, und zwar von der Hand eines
Affen. Der Künstler hielt sich damals einen possierlichen Vierhänder, und
dieser, auf irgend eine Art frei geworden, versuchte es, das begonnene
Bildnis zu „vollenden“. Man kann sich vorstellen, wie der dilettierende
Affe auf der Fläche gewirtschaftet hat. Das Porträt, an dem übrigens glück-
licherweise der Kopf ohne vielen Schaden durchgekommen war, konnte
trotz mancher Versuche, es wieder herzustellen, nicht abgeliefert werden;
Canon mußte noch einmal von vorn anfangen und ein zweites Bild für die
Königin malen. Das merkwürdige erste Exemplar mit den Spuren der Affen-
malerei hat sich erhalten und gehörte vor kurzem der Frau Dr. Gisela von
Mündel-Feldberg in Wien, die mir freundlichst den überlieferten Unglücks-
fall aus Canons Atelier erzählte.

RISSE UND SPRÜNGE IN GEMÄLDEN.
(Fortsetzung zu Seite 84.)
G. Courbets (er lebte 1819—1877) Bilder weisen verschiedenartige
Erhaltung auf. Ganz tolle Lasurenrisse fanden sich schon 1903 auf seinem
Selbstbildnis im Louvre. Gesicht und Hände waren übrigens noch gut er-
halten. Zur selben Zeit wies auch ein Gemälde von Ricard im Louvre (Nr. 778)
starke Lasurenrisse auf.
C. F. Lessings: Ruhender Kreuzfahrer von 1839 (Frankfurt a. M.,
Städelsches Institut, Nr. 439) war spätestens 1913 in der ganzen Fläche von
Lasurenrissen durchzogen.
C. Rahls: Lautenspielerin im Städtischen Museum zu Wien hatte spätestens
1912 schon böse durch Sprungbildung gelitten. Das Bild stammt aus der
Zeit der freieren Technik des Rahl. Ein Bildnis aus dem Jahr 1835 in der
österreichischen Staatsgalerie (erwähnt unlängst in den Studien und Skizzen,
IV, S. 40) ist craqueliert wie ein alter Meister. Es ist eben noch in der ganz
sauberen, sorgfältigen Art der besten Altwiener gemalt.
Gemälde von Anselm Feuerbach (1829 —1880) sind mir durchschnittlich
als wohlerhalten im Gedächtnis. 1913 fand ich auch die Große Amazonen-
schlacht aus dem Jahr 1873 noch recht gut konserviert an (im Städtischen
Museum zu Nürnberg).
Bei Böcklinschen Werken wird man mit Verallgemeinerungen noch vor-
sichtiger sein müssen als bei vielen älteren Malern. Böcklins Technik (über
*) Vgl. das Verzeichnis der Gemälde im Besitz der Frau Baronin Auguste
Stummer von Tavarnok (1895), Nr. 97.
 
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