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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Kreis, in dem der reinen Erfindung. Diejenigen, die wirklich mit kräftiger
Phantasie arbeiten, feinen Farbensinn haben und neue Formen ersinnen,
werden gewiß durchdringen. Gar bald wird auch der begabte Laie erkennen,
was von diesen Ausdrucksmalereien bedeutend, was nichtssagend und
schwindelhaft ist. Sinnloses Hinkleistern dicker Farbenlagen ist schon des-
halb keine Kunst, weil das jeder kann. Wenn mir jemand das nötige Mal-
gerät und die vielen teuren Farben zur Verfügung stellt, gehe ich eine Wette
ein, daß ich derlei Stilleben, Landschaften und Porträte, wie sie da zu sehen
sind, ohne viele Mühe und ohne gelernter Futurist zu sein, in Menge herstellen
kann. Es gibt, wie angedeutet, aber auch echte Kunst bei den Ausstellern,
und dieser gegenüber trete ich bescheidener auf. Mehrere Sachen von
Leopold Krakauer, von Grete Wolf (die neuesten, weniger die früheren),
Grete Leitner, Sophie Lurie sind in der Tat erfindungsreich genug, um auf
kurze Zeit fesseln zu können. Ich zweifle nicht im mindesten daran, daß
mitten unter vielem Unkraut auch wertvolle Pflanzen keimen und daß sich
sehr verheißungsvolle Ansätze zeigen.
Wien. Nicht minder läßt sich erfolgreiches Bestreben in der kleineren
Schaustellung der „Neuen Vereinigung“ erkennen, die im Konzerthaus-
gebäude vor kurzem veranstaltet worden ist. Viktor Tischlers Spateltechnik
tritt bedeutsam hervor. Desgleichen der Graphiker und Bildhauer Jos. Humplik.
Artur Brusenbauch zeichnet und malt, angeregt durch Hodler und Sterrer,
vorzügliche Akte, Hildegard Jone ist voller Phantasie. Knapitsch fährt im
ruhigeren Kielwasser der C6zanneschen Fregatte. Bei allen eine gewisse Auf-
richtigkeit, die auch dem heiklen Kunstfreund Anerkennung abnötigt. Fr.
— Die „Pensionsgesellschaft bildender Künstler in Wien“
ist seit Jahrzehnten nicht mehr in auffallender Weise mit der Öffentlichkeit
in Berührung gekommen. 1888 war die Bodensteinsche Festschrift erschienen
unter dem weit ausgreifenden Titel: „Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens.“
Sie brachte eine dankenswerte Geschichte der Pensionsgesellschaft aus Anlaß
des hundertjährigen Bestandes, wonach eine lange Periode der Ruhe folgte.
Über Anregung Viktor Jaspers rührte sich nun in neuester Zeit die Gesell-
schaft neuerdings in lebhafter Weise, indem sie eine Ausstellung von Werken
ihrer Mitglieder veranstaltete. Diese Kunstschau ist geschickt gemacht und
führt in geordneter Weise manches vor, das sonst unverdientermaßen ver-
borgen geblieben war, neben Dingen, die aus früheren Wiener Ausstellungen
schon bekan'nt sind. Besonders treten hervor die Arbeiten von Karl Lorenz,
Erwin Pendl, Ludwig Michalek, Jos. Eug. Hörwarter, E. A. Dussek, Viktor
Jasper, Anton Brioschi. Eine mit nennenswerten Mühen zusammengebrachte
Reihe von Werken R. v. Steins wird viele fesseln dem Kunstwert nach und
als Erinnerung an den vor kurzem verstorbenen, höchst talentvollen Maler.
(Eine kleine Studie über ihn aus E. Pendls Feder im vorliegenden Heft.)
Auch Bildhauer und Medailleure finden sich unter den ausstellenden Mit-
gliedern der Gesellschaft, wie z. B. der verehrte alte Kundmann von der
Akademie, wie Stephan Schwartz und Otto König aus der alten Garde der
Kunstgewerbeschule und Richard Kauffungen von der Kunstschule für Frauen
und Mädchen. Fr.
— Bemerkenswerte Versteigerungen von Gemälden und Kunst-
sachen anderer Art haben im Lauf der jüngsten Monate stattgefunden bei
Wawra, Dr. Ignaz Schwarz, Albert Kende, in der Sezession (wo
 
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