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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 4.1918/​1919

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Frimmel, Theodor von: Die Wiener Galerie Gottfried Preyer in Amerika
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https://doi.org/10.11588/diglit.52777#0154

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Die Niederländer aus südlichen und nördlichen Provinzen, die schließ-
lich in Preyers Sammlung ausgehalten haben, waren von ungleichem Wert.
Den angeblichen Rembrandt, Bauerntanz in der Dämmerstunde, mußten alle
ablehnen, die sich eingehend mit dem großen Meister beschäftigt hatten.
Den Ostade: der Mann in der besten Kammer, habe ich für einen Dusaert
erklärt nach der zwingenden Analogie mit dem signierten Dusaert von 1691
in der Sammlung Konsul Weber zu Hamburg. Jenes Bild zeigt dieselbe Dar-
stellung. Es hat nur die schamhafte Zugabe, daß der sitzende Mann ein
Pfeifchen vor sich hält. Es war sehr schwierig, den Besitzer des sogenannten
Ostade von der neuen Benennnung zu überzeugen, und ich glaube, daß
Preyer (nach einem Brief zu schließen, den ich aufbewahrt habe) seinen
„Ostade“ überhaupt nicht aufgegeben hat. Es mag ja ein Bildchen sein, das
Ostade nur begonnen und Dusaert fertig gemalt hat. Derlei Fälle, gar nicht
unerhört, gehören zu den heiklen Punkten der Kennerschaft. Beim ersten
Besuch, damals kannte ich das Bildchen bei Weber noch nicht, notierte ich:
Ostade oder Dusaert.
Den einen Gerrit Dou, das kleine Brustbild des Künstlervaters, müssen
alle Kunstverständigen als echt und vollständig eigenhändig gelten lassen,
auch in bezug auf die Signatur. Jeder Pinselzug war überzeugend. Der
holländische Dou-Spezialist W. Martin hat denn auch das Bildchen ohne
Einschränkung anerkannt. Dagegen mußte ich bei dem zweiten Bildchen:
Großmutter und Enkelkind, das Preyer als G. Dou gekauft hatte, auf die
Gruppe des J. A. Duck hinweisen. Als ich später die zwei signierten Duck
in Groningen sah (kleine Breitbilder, eines mit einer Deckennäherin, das
andere mit einem Holzschneider), wurde mir die Benennung Duck auch
beim Preyerschen Bildchen zur Überzeugung.
Von dem gegenständlich und dem Gemütsausdruck so überaus an-
sprechenden Bild mit dem Arzt beim jungen Mädchen, das kein gutes Ge-
wissen hat, es war wohl richtig als G. Metzu benannt, teilte mir Preyer mit,
daß es in einem kläglich verschmierten Zustand aus dem Berliner Vorrat aus-
gemustert worden sei und sich nach Entfernung der Krusten als wohl erhaltener
Metzu entpuppt habe. (Abgebildet bei Richier: L’art et la mt'idecin, S. 406.)
Den kleinen Jac. v. Ruisdael, der oben als vorübergehender Besucher
der Preyerschen Sammlung erwähnt wurde, ersetzte der Sammler durch ein
mittelgroßes Bild von demselben Meister, das, wie es hieß, aus den Galerien
Festetits und Gsell herkommen sollte. Die Angabe kann richtig sein, obwohl
in den Versteigerungsverzeichnissen der genannten Wiener Galerien nach diesem
Ruisdael vergeblich gesucht wird. Aber bei Festetits wie bei Gsell wech-
selte der Besitz sehr oft, und das Bild kann recht wohl dort gewesen sein,
ohne daß ein urkundlicher Nachweis möglich wäre. (Dazu mein Lexikon
der Wiener Gemäldesammlungen bei Festetits und Gsell.)
Auf einem Phil. Wouwerman war das Monogramm falsch.
Ein monogrammierter J. v. Goyen von 1651 und ein Wynants
schienen mir echt.
Zu einem R. de Vries und S. de Vlieger mangeln mir alte Auf-
schreibungen; auch von einem Salomon Ruisdael, der nach der Photo-
graphie sehr vertrauenerweckend aussieht, kann ich nicht nach alten An-
gaben berichten. Und in demselben Sinne muß ich eine Familienszene von
Pieter de Hooghe anführen.
 
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