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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0020

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WERDEN UND VERLAUF DER AUSSTELLUNG

sollte, eine neue Blüte der Düsseldorfer Kunst. Die Künstlerschaft nahm die Sache im Anfang des
Jahres i8g8 energischer in die Hand, und in einer am n. Februar im Malkasten abgehaltenen Be-
sprechung wurde beschlossen, im Jahre igo2 auf dem Gelände der Golzheimer Insel eine deutsch-
nationale Kunstausstellung zu veranstalten und wegen
gleichzeitiger Abhaltung einer Industrie- und Gewerbe-Aus-
stellung mit Herrn Kommerzienrat H. Lu eg in Verbindung
zu treten; denn ohne die Industrie, und zwar die Grofs-
industrie, konnte der Gedanke unmöglich verwirklicht
werden. Sollte etwas Grofses, etwas der vorhergehenden
Ausstellung nicht nur Würdiges, sondern sie, dem Wachs-
tum der Industrie entsprechend, bei weitem Überragendes
geleistet werden, so mufsten vor allen Dingen die drei
grofsen wirtschaftlich-technischen Körperschaften Rhein-
land-Westfalens für den Gedanken gewonnen werden.
Und sie wurden gewonnen! Die Grofsindustrie war
sich bewufst, dafs es den Anstrengungen des Aus-
landes gegenüber eine grofse und dankbare nationale
Aufgabe sei, die gewaltige industrielle Entwicklung der
beiden letzten Jahrzehnte in einer anziehenden und grofs-
wirkenden Kundgebung aller Welt vor Augen zu führen.
Als eine solche Kundgebung, die das öffentliche Interesse
mit zwingender Gewalt auf sich lenken, beherrschend,
aber vornehm in die Erscheinung treten und bei Abwesenheit jeder aufdringlichen Agitation
durch ihren innern Gehalt wirken sollte, sah die rheinisch-westfälische Grofsindustrie die Ver-
anstaltung einer Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung an. Die allerersten wichtigen, grund-
legenden Beratungen, in denen dieser Grundgedanke festgelegt wurde, fanden zunächst zwischen
Geheimrat H. Lu eg, der als Leiter der glänzenden Ausstellung von 1880 von vornherein als der
geborene Präsident auch dieser Ausstellung betrachtet wurde, und dem gröfsten Industriellen
unseres deutschen Vaterlandes, Herrn F. A. Krupp, sowie dem Vorsitzenden des Direktoriums
seiner Firma, Geheimrat Jencke, und dem damaligen Regierungspräsidenten Frhrn. v. Rheinbaben
statt. Friedrich Alfred Krupp, der inzwischen unter so erschütternden Umständen aus dem Leben
geschieden ist, hat seinen grofsartigen Verdiensten um das Gemeinwohl eines hinzugefügt, als er
seine Beteiligung an der Düsseldorfer Ausstellung damals zusagte. Stellte Krupp aus, so war die
Ausstellung gesichert, und Krupp knüpfte seine Zusage lediglich an die Bedingung, dafs die grofsen
wirtschaftlichen Vereine zustimmten. Um diese Bedingung zu erfüllen, fanden dann weitere Ver-
handlungen statt. In wiederholten Besprechungen zwischen den Herren Kommerzienrat Servaes-
Ruhrort, Geh. Kommerzienräten C. Lueg-Oberhausen und H. Lueg-Düsseldorf sowie dem Reichs-
und Landtagsabgeordneten Dr. Beumer und Ingenieur E. Schrödter wurde die Angelegenheit
reiflich erwogen und eine vollkommene Übereinstimmung erzielt, die ihren offiziellen Ausdruck in
der nachstehenden Kundgebung vom 10. August i8g8 erhielt:
Die Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, der Verein deutscher Eisen-
hüttenleute und der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und West-
falen haben beschlossen, sich für eine im Jahre 1902 in Düsseldorf abzuhaltende Industrie- und Gewerbe-Aus-
stellung von Rheinland, Westfalen und benachbarten Bezirken, mit der eine aus Düsseldorfer Künstlerkreisen
angeregte allgemeine deutsche Kunstausstellung verbunden werden soll, auszusprechen. Maassgebend für diesen
Beschluss waren folgende Thatsachen: Seit der letzten Düsseldorfer Ausstellung 1880, die überall in bester
Erinnerung steht, hat die Bevölkerung der Provinzen Rheinland und Westfalen eine Steigerung von 5710078 Ein-
wohnern auf 7 807 422 aufzuweisen, die sich bis 1902 auf rund 9 Millionen Seelen vermehren dürften. In dem
genannten Zeitraum aber haben sich auf allen Produktionsgebieten so grosse Neuerungen und Fortschritte voll-
zogen, dass eine Vorführung derselben gerade seitens der industriell und gewerblich am höchsten in Deutschland
entwickelten Provinzen Rheinland und Westfalen als ein dringendes Bedürfnis für alle Industrie- und Gewerbe-
zweige bezeichnet werden muss. Unter der Voraussetzung eines geeigneten, von der Stadt Düsseldorf zur
Verfügung zu stellenden Terrains sowie eines angemessenen Garantiefonds erhoffen die genannten Körper-
schaften von einer rheinisch-westfälischen Ausstellung, auf der nur hervorragende Erzeugnisse vorzuführen sein
würden, während alles Mittelmässige ebenso Ausschluss zu Anden hätte wie der jahrmarktmässige Charakter
mancher Ausstellungen der letztvergangenen Jahre, eine Förderung des heimischen GewerbeAeisses in Deutsch-
land und weit über dessen Grenzen hinaus, diesseits und jenseits des Meeres!
Das war das Signal zur Sammlung, das nicht nur in Düsseldorf, sondern in beiden Provinzen
einen begeisterten Widerhall fand. Die Presse nahm den Gedanken sofort mit Lebhaftigkeit auf,
er wurde zum Tagesgespräch und zog immer weitere Kreise. Um aber auch diejenigen, denen
der Einblick in die industriellen Verhältnisse nicht ohne weiteres offen lag, über die Notwendigkeit
der geplanten Ausstellung zu belehren, wurde eine Denkschrift herausgegeben, welche in grofsen



Dampfbagger auf dem Rhein bei der Arbeit
 
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