Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0599

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUPPE XVIII: MUSIKINSTRUMENTE

277


Gruppe XVIII
Musikinstrumente

Professor Jul. Buths
Vorsitzender der Gruppe XVIII

Die Gruppe XVIII bewohnte in vornehmer Ab-
geschlossenheit einen eigenen langgestreckten Saal, der
sich an die hintere Wand des Industriepalastes fügte.
Eine wohlthuende Stimmung empfing den Eintretenden.
Der ganze Raum war, seinen
vornehmen und schönen Ob-
jekten entsprechend, von einer
ästhetisch einwandfreien Aus-
stattung. Ein grofses, bunt
gemaltes Fenster in der Mitte
der Längswand begrenzte die
Aussicht, ein angenehm ge-
dämpftes Licht füllte das
Musikzimmer, dessen Wände geschmackvoll dekoriert
waren. Zur Erhöhung des künstlerischen Gesamtein-
drucks diente die Aufstellung einer grofsen Bronzestatue
der Melodie, ein schönes Stück von Gustav Rutz, Düsseldorf, und
zweier kleineren Kunstbronzen. Eine bequeme Ruhebank lud zum
Verweilen in dieser Oase der grofsen Industriehalle ein, die
gerade in diesem Flügel von Stahl und Eisen starrte.
Die Pianoforte-Industrie stand bis vor wenigen Jahren noch etwas un-
entschlossen in der Strömung der modernen Kunstgewerbe. Um so erfreulicher
zeigte es sich denn, dafs sich der Klavierbauer nun auch den modernen
Möbelstil zu eigen gemacht hat. Verschwunden ist die traditionelle Nüchtern-
heit der Kastenform des Pianogehäuses, die sich für den Hausgebrauch nur in
den Farben Schwarz, Nufsbraun und Eichen zu halten pflegte. Farbenschönheit
und Formenreichtum bezaubern heute das Auge des Beschauers. Technisch hat die Klavier-
fabrikation des Rheinlands und Westfalens schon seit Jahrzehnten einen hohen Ruf; hier nahm
sie Gelegenheit, durch ein bahnbrechendes Vorgehen auch in Bezug auf die Äufserlichkeiten ihren
guten Namen zu rechtfertigen.
Die Gründungsjahre einiger der ausstellenden Firmen zeigen, wie lange schon diese Industrie
in unserer engem Heimat eingebürgert ist. Die Firma Gerhard Adam in Wesel hat für ihre
Leistungen weithin einen guten Klang; sie fabriziert Pianos seit 1828. Besonders eines ihrer zur
Schau gebrachten Instrumente im modernen Stil, ausgeführt in silbergrauem Ahornholz mit matt-
goldenen Beschlägen, zog die Aufmerksamkeit der Freunde einer schönen Ausstattung auf sich;
auch ihre übrigen Klaviere, teils in Mahagoni, in Nufsbaum und in geschnitztem Eichen, fanden
Beachtung wegen ihrer angenehmen Spielart und ihres trefflichen Baues. 1832 entstand die bekannte
Koblenzer Firma Flügel- und Pianofortefabrik Knaufs G. m. b. H., und das von ihr ausgestellte
aparte Fabrikat erwies sich durchaus als seiner weiten Beliebtheit würdig. Ein Name von altem
guten Klang ist der der Firma Gebrüder Knake, Münster i. W., die sich weit über die Grenzen
ihrer Heimatprovinz hinaus mit ihren Flügeln und Pianos Anerkennung erworben hat. Sie zeigte
drei Flügel von verschiedener Gröfse: als Spezialität einen gradsaitigen Miniaturflügel von schönem,
gesundem Ton, einen prächtigen braunen Stutzflügel für Salongebrauch und einen mächtigen Konzert-
flügel. Aufserdem 6 Pianos in wechselnder, künstlerischer Ausgestaltung, unter denen besonders
ein im Stil Ludwigs XVI. mit reichen, farbigen Einlagen ausgeführtes gefiel.
 
Annotationen