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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0244

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226

KONGRESSE

Die Kongresse


ein Gedanke hat sich als ein so glücklicher erwiesen, wie derjenige so viel Gesellschaften und
Vereine als nur möglich war, zu veranlassen während der Dauer der Ausstellung ihre
Kongresse und Versammlungen in Düsseldorf abzuhalten. An der Ausführung dieses
Gedankens hatten naturgemäfs Ausstellungsleitung und Stadtgemeinde das gleiche Interesse.
Die Ausstellungsleitung ging von dem Gedanken aus, dafs durch das Zusammenströmen
vieler Hunderter von hervorragenden Männern aus allen Gauen Deutschlands und aus möglichst
vielen Staaten des Auslandes sehr viel dazu beigetragen würde, die Ausstellung in den Kreisen der
Industrie, der Wissenschaft, der Regierungen und Verwaltungen und aller Gebiete des menschlichen
Geistes bekannt zu machen. Dafs aber diese Rechnung in so überaus reichem Mafse sich als
richtig erweisen werde, hatte niemand von den Urhebern des Gedankens erwartet. In der That
haben sich die Kongresse und Versammlungen während der Düsseldorfer Ausstellung als das beste
Propagandamittel erwiesen. Durch dieselben strömten von Anfang an in Düsseldorf Hunderte und
bei manchen Kongressen selbst Tausende von Männern und Frauen zusammen, von denen nach
erfolgter Rückkehr jeder einzelne in einem sehr grofsen Kreise von Freunden und Bekannten von den
Wundern der Ausstellung erzählte und zu zahlreichen Besuchen anfeuerte, und das waren gerade

diejenigen Kreise, die aus weiter und
weitester Entfernung herangezogen
wurden, die dem kaufkräftigen Publi-
kum angehörten und die daher ins-
besondere für die Aussteller von der
gröfsten Wichtigkeit waren. Nach-
gewiesenermafsen sind ganze Länder
erst durch die Kongresse auf die
Ausstellung aufmerksam geworden.
Ein interessantes Beispiel hierfür liefert
Frankreich. Die grofse Pariser Presse
hatte es abgelehnt, zur Eröffnungsfeier
nach Düsseldorf zu kommen, trotz-
dem die Ausstellungsleitung ihren
Vertretern die Reise so angenehm
wie möglich gemacht und alle Kosten
getragen hätte. Die Ablehnungen



erfolgten mit der Begründung, dafs
Düsseldorf und seine Ausstellung kein
Interesse für ihr Publikum hätten.
Erst als durch die internationalen
Kongresse für Arbeiterversicherung
und für die Wohnungsfrage, den
Kongrefs der Schiffbautechnischen
Gesellschaft u. a. Mitte und Ende Juni
eine grofse Anzahl höherer franzö-
sischer Beamten, Sozialpolitiker,
Ingenieure und Offiziere nach Düssel-
dorf gebracht, und nachdem diese in
ihren Kreisen mündlich und durch
die Presse ihrer Bewunderung für
das, was Düsseldorf und seine Aus-
stellung geboten, in geradezu be-
geisterten Worten Ausdruck gegeben

hatten, wurde Frankreich auf die Ausstellung aufmerksam, und nacheinander schickten Figaro,
Temps, Debats, Matin und andere grofse Blätter in der Person von Ives Guyot und anderen Jour-
nalisten und Schriftstellern allerersten Ranges ihre Vertreter nach Düsseldorf, was dann weiter zur
Folge hatte, dafs Frankreich Tausende von Besuchern zur Ausstellung entsandte. Ebenso ging es
mit Italien, Rufsland und Österreich. Die städtische Verwaltung ihrerseits hatte den Gedanken,
dafs der Zug so vieler einüufsreichen Männer aus allen Ländern der Welt nach Düsseldorf für die
Zukunft der Stadt von höchster Bedeutung sein würde, sofort erkannt und mit vieler Wärme auf-
genommen. Die viertel Million Mark, die für die Bewirtung und den Empfang dieser Gäste von
der Stadtverordneten-Versammlung bewilligt worden ist, hat der Stadt schon reiche Früchte getragen,
aber sie wird sich in der Zukunft noch viel mehr mit Wucherzinsen bezahlt machen. Düsseldorf
war bis zum Jahre 1902 im Auslande nicht bekannt; man kannte Köln, das Siebengebirge und den
Rhein bis Mainz, man kannte Frankfurt, Strafsburg, aber alles, was von Köln rheinabwärts lag,
war für das Ausland terra incognita. Das ist nun durch die Ausstellung mit einem Schlage anders
geworden. Wo jetzt in der ganzen Welt über eine musterhafte städtische Verwaltung, über eine
ideal angelegte Stadt diskutiert wird, da wird Düsseldorf in allererster Linie genannt, und Herr
Oberbürgermeister Marx, der mit Unterstützung der Beigeordneten der Stadt mit unermüdlicher
 
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