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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0549

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Textil- Industrie

en Hauptindustrien des Ausstellungsbezirks: Bergbau, Hüttenwesen und Metallverarbeitung,
reiht sich unmittelbar die Textil-Industrie als eine der wichtigsten und bedeutungsvollsten
des Rheinlands und Westfalens an. Die weltbekannten Sitze der rheinisch-westfälischen
Textil-Industrie sind namentlich die Kreise Aachen, Ahaus, Barmen, Bielefeld, Düren,
Düsseldorf, Elberfeld, Eupen, M.-Gladbach, Kempen, Krefeld, Lennep, Mettmann, Montjoie,
Neufs, Schwelm, Solingen und Wipperfürth. In diesen Bezirken werden alle Textilfasern: Seide,
Baumwolle, Wolle, Leinen, Jute, Ramie u. s. w., auf kunstvolle Art verarbeitet, d. h. versponnen,
verwebt und veredelt. Schon seit Jahrhunderten ist die Textil-Industrie in den Schwesterprovinzen
heimisch, und so erreicht gerade hier die Vervollkommnung in der Verarbeitung der Stoffe einen
aufserordentlich hohen Grad.
Die Textil-Industrie im westlichen Deutschland ist sehr alt. Im Wupperthal entstand bereits
um 1500 die bergische, auf der Wasserkraft der Wupper beruhende Spezialindustrie (Garn-
bleicherei), der sich später eine
gröfsere Anzahl bedeutender Webe-
reien anschlofs, die zunächst haupt-
sächlich Bänder und Tücher er-
zeugten. Im 16. Jahrhundert war
den Städten Elberfeld und Barmen
das Monopol für die Leinengarn-
bleicherei erteilt worden. Die
Religionskriege in Frankreich, in
den Niederlanden, in den kur-
kölnischen und jülicher Gebieten
vertrieben von dort viele intelligente
Textilarbeiter, von denen sich ein
grofser Teil nach dem aufblühenden
Wupperthal wandte. Neben dem
Garn wurde nun auch Wolle ver-
webt, und die ersten Färbereien
entstanden. Zu Anfang des 18. Jahr-
hunderts begann man mit der Baum-
wirkerei, zur Sammt-, Seiden- und Wollenbandweberei und zu allen Arten des Färbens und Zeugdrucks
über. Das Weben, Wirken und Bleichen verbreitete sich von Elberfeld-Barmen durch das bergische
Land. Die Seidenweberei war im Herzogtum Berg bis zum Jahre 1775 ein Monopol des Hauses
Andreae in Mülheim am Rhein. Nach Erlöschen des Monopols begann Elberfeld die Anfertigung
von Seiden- und Sammtstoffen und imitierten chinesischen Seidentüchern (Foulards). Zu Anfang
des 18. Jahrhunderts blühte hier die Leinenweberei. Das Monopol, das die Leineweberzunft 1743
erhielt, wurde im Jahre 1783 eingezogen. Inzwischen hatten nach dem Hubertusburger
Frieden (um 1763) die baumwollenen Zeuge (Siamosen) schon grofsenteils die Leinenzeuge in der
Elberfelder Gegend verdrängt, doch konnte auch die Baumwolle in diesem Bezirk nur kurze Zeit
Boden fassen.
Als die Kontinentalsperre aufgehoben war (1814), vermochte sich die Baumwoll-Industrie des
Wupperthals gegen die englische Konkurrenz und die billigeren Löhne der Gladbacher und
sächsischen Fabriken nicht mehr zu behaupten. Sie machte der Seiden-Industrie Platz, die gegen
die Mitte des vergangenen Jahrhunderts den gröfsten Aufschwung nahm. Aber auch sie ging
zurück, und die Fabrikanten des Wupperthals sahen sich von neuem nach anderen Artikeln um.
Gegenwärtig sind es wollene Streich- und Kammgarn-, Möbel- und Wagenstoffe, allerlei gemischte


Dr. Th. Lupp

Wollweberei, deren Garnbedarf damals
die über das ganze bergische Land
verbreitete Handspinnerei deckte.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
brachte die Erfindung der Spinn-
maschine, die von England aus hier
ihren Einzug hielt, einen rapiden
Niedergang der Handspinnerei. 1783
wurde die erste mechanische Baum-
wollspinnerei Rheinlands in Cromford
bei Ratingen errichtet, und damit
begann für die rheinisch-westfälischen
Textilbezirke eine neue Zeit des Auf-
blühens.
Von den einfachen Bleich-, Webe-
und Färbe-Arten ging man zur Schnell-
bleiche, zur Anfertigung gemischter
Webewaren, zu der für Barmen be-
sonders wichtig gewordenen Band-
 
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