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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0518

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GRUPPE VIII: NAHRUNGS- UND GENUSSMITTEL

igö

Gruppe VIII

Nahrungs- und Genufsmittel und Apparate
zu ihrer Herstellung
st auch der geflügelte, sehr materialistisch klingende Ausspruch: Der Mensch ist,
was er ifst! nur cum grano salis zu verstehen, so wäre es doch falsch, die
grofse Bedeutung der Nahrungs- und Genufsmittel für die Menschheit zu unter-
schätzen. Suppen von indianischen Vogelnestern oder Känguruh-Schwänzen
sind entbehrliche Dinge; aber unentbehrlich ist für das physische Gedeihen
der Nationen eine gesunde gemischte Kost, bei der u. a. auch dem Fleisch
die ihm gebührende Stellung eingeräumt wird.
Wir sehen heute, dank den Fortschritten, die auf dem Gebiete der Konservie-
rung gemacht worden sind, und dank insbesondere den Handels-, Bahn- und
SchiEsverbindungen, die sich über die ganze bewohnte Erde erstrecken, den
Nahrungsmittel-Markt stets sehr reich beschickt. Was das eine Land nicht
erzeugt oder nicht in einer dem Bedarf genügenden Menge hervorbringt, das
liefert ihm das andere im wechselseitigen Austausch. Wir beziehen Getreide
aus Ungarn, Kaffee aus Westindien, Thee aus China; welche Bedeutung
Amerika seit Jahren als Lieferant von Fleisch- und anderen Konserven einnimmt,
braucht hier nicht erst betont zu werden. Aber wie wir von den Nachbarländern
und allen Erdteilen Waren beziehen, so führen wir auch die Produkte des hei-
mischen Bodens dorthin aus; deutsche Weine und deutsches Bier haben sich
längst die Welt erobert, deutsche Liköre und Mineralwasser nicht minder. Das
sind für Einfuhr und Ausfuhr nur einige wenige, naheliegende Beispiele: aber sie
genügen, um die ungeheure Bedeutung dieses Handelszweiges klar zu machen.
Es leuchtet ohne weiteres ein, dafs es sich bei einer
Industrie- und Gewerbe-Ausstellung weniger um das Vor-
führen von unverarbeiteten Naturprodukten, also etwa
Getreide, Obst, Kolonialwaren u. s. w., als vielmehr von
solchen Erzeugnissen handelt, die einen Umwandlungs-
prozefs durchgemacht haben, bevor sie als Nahrungs- oder
Genufsmittel direkt konsumiert werden können. Zu den
unverarbeiteten Naturprodukten wären in erster Linie
wohl die Mineralwasser zu zählen, die hochschätzbaren,
dem Innern der Erde entspringenden Heilfaktoren, deren sich gerade unser
Ausstellungsgebiet in grofser Anzahl und unübertroffener Vorzüglichkeit
erfreut. Wir nennen nur die teilweise weltbekannten Marken Apollinaris-
brunnen Neuenahr, Birresborner Mineralbrunnen, Schlofsbrunnen Gerol-
stein, Lamscheider Stahlbrunnen Boppard, Rhenser Mineralbrunnen und
Roisdorfer Brunnen, die sämtlich in geschmackvoller Weise ausgestellt
hatten. Unter diesen steht, was die Menge der Produktion und die Ver-
breitung betrifft, mit einem Jahresversand von etwa 30 Millionen Flaschen
und Krügen der Erstgenannte an der Spitze nicht nur Deutschlands,
sondern der ganzen Welt. Aber auch die anderen Heil- und Eririschungs-
wasser erfreuen sich ausnahmslos grofser Beliebtheit und bilden ein
ärztliches Hülfsmittel von hohem therapeutischen Wert je nach der Art der Krankheitserscheinungen,
gegen die sie Anwendung finden sollen. Der gesamte Jahresversand der rheinisch-westfälischen
Mineralquellen und derjenigen des Regierungsbezirkes Wiesbaden beläuft sich gegenwärtig auf etwa
6 Millionen Gefäfse Kurbrunnen und rund 72 Millionen Gefäfse einfacher Füllung.



Adolf Siegert
 
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