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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0517

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GRUPPE VII: CHEMISCHE INDUSTRIE

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waren vorhanden, ferner als Spezialität Pneumatics mit Stahlpanzereinlage und eine Melanit genannte
Sonderart von Kautschuk.
Asbest ist ein Material von faseriger Struktur, das zu Hornblende und Augit, auch zu Glimmer
und Serpentin Beziehung hat; im wesentlichen besteht es aus kieselsaurer Magnesia mit mehr
oder weniger Thonerde und Eisenoxydul. In der Farbe wechselt es von lauchgrün, blau und gelb
bis silberweifs. Es findet sich in den Hochalpen, in Italien und besonders reichlich in Kanada.
Seine wichtigste Eigenschaft ist seine Unverbrennbarkeit. Die faserige Beschaffenheit des Asbestes
gestattet ein Auslösen spinnbarer Fäden, die gewebt werden können. Bröckligere und kurzfädige
Blöcke werden gemahlen, je nach dem Zwecke mit anderen Stoffen gemischt und in Pressen zu
Platten — Asbestpappe — verarbeitet. Es kommt sowohl rein für sich als Pulver, in Fäden, in
Geweben und Platten oder auch, um ihm einen gewissen Grad von Elastizität zu geben, in Verbindung
mit Kautschuk in den Handel. Seine technische Verwendung findet es hauptsächlich als unver-
brennliches Isolier- und Dichtungsmaterial.
In der Ausstellung standen zwei aus Asbestmaterial gebaute Häuser: ein von der Firma Julius
Käthe in Köln-Deutz architektonisch recht wirksam ausgestattetes Jagdhaus, dessen äufsere Wände
aus Asbest-Bauplatten, die inneren aus Korksteinplatten mit Verputz bestanden, und ein von der
Firma Frankfurter Asbestwerke Akt.-Ges. vorm. Louis Wertheim, Frankfurt a. M., errichtetes von
ähnlicher Konstruktion und ähnlichem Material. In dem Wertheimschen Hause fand sich eine sehr
gelungene plastische Darstellung einer kanadischen Asbestgrube. Produkte der ausstellenden Firmen:
Fäden, Gewebe, Platten, Isolier- und Dichtungsmaterial, Kleider und Masken, waren in beiden
Häusern ausgelegt.
Ein Gang durch die Gruppe Chemie gestaltete sich nicht nur wegen der übersichtlichen
Anordnung ihrer inhaltvollen Ausstellungen zu einem sehr schätzbaren Anschauungs-Unterricht für
jeden, dem sie in solcher Mannigfaltigkeit ihrer Gebiete und Erzeugnisse noch nicht vorgekommen
war; auch jeder Chemiker konnte diese Darstellung der chemischen Produktion des Rheinlandes
und Westfalens mit gerechter Freude betrachten, in dem Gefühl, einem Fach anzugehören, das
nicht nur der Düsseldorfer Ausstellung einen wichtigen Beitrag geliefert hat, sondern das auch
dem Vaterland seine Stellung in der vordersten Reihe auf dem Weltmarkt erringen hilft.


Joseph Anton Neuinan, Köln am Rhein
 
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