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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0152

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134

PROPAGANDA

Die Propaganda


it der Werbung für eine Ausstellung ist es nicht anders beschaffen als mit der Werbung
für jedes andere Unternehmen: sie ist im modernen Leben einer der wichtigsten Faktoren,
die den Erfolg verbürgen, aber sie ist nur dann einer der ausschlaggebenden Faktoren,
d. h. sie wird nur dann von wirklichem Nutzen sein, wenn das Unternehmen, für das
sie arbeitet, ein an sich gutes ist. Reklame für eine Ausstellung, deren Daseinsberechtigung
nicht durch stichhaltige innere Gründe erhärtet wird und die in ihrer Ausführung nicht vollauf
das hält, was vorher versprochen worden ist, bedeutet weggeworfenes Geld und unnütz vergeudete
Arbeit. Denn trotz noch so nachdrücklicher, erfinderischer und kostspieliger Reklame wird eine
solche Ausstellung keinen Erfolg haben. Eine innerlich tüchtige, aus der Notwendigkeit heraus-
gewachsene Ausstellung aber ist nach der Eröffnung in sich selbst die beste Reklame und der beste
Bürge für den Erfolg. Die Erfahrung hat bei fast allen deutschen und ausländischen Ausstellungen
diesen Grundsatz bestätigt. Die Ausstellung in Buffalo igoi, deren grofsartige, originelle Reklame

für das Ausstellungswesen geradezu
vorbildlich ist, endigte mit grofsen
Geldverlusten sowohl der Aus-
stellungsleitung als der Aussteller
und Unternehmer, weil sie keinem
andern Bedürfnisse entsprungen war
als dem, die Stadt bekannt zu
machen und Fremde anzulocken.
Die von Glasgow im selben Jahre
dagegen, von der man in der
Vorbereitungszeit auf dem euro-
päischen Kontinent kaum etwas
wufste und die fast gar nicht von
sich reden machte, hatte einen
grofsen innern und geldlichen Erfolg,
weil sie einem Bedürfnis entsprang.
An der Propaganda allein liegt
es also nicht, aber sie war für die
Düsseldorfer Ausstellung in der Art,
wie sie durchgeführt wurde, doch
eine der mitwirkenden Ursachen


Ingenieur Dr. E. Schrödter

des Erfolges. Die Propaganda hat
dafür gesorgt, dafs die Ausstellung
in einem vorher nicht gekannten
Mafse dem In- und Auslande be-
kannt wurde, und die Ausstellung
selbst hat dann dafür gesorgt, dafs
die Reklame nicht Lügen gestraft
wurde, dafs die Besucher vielmehr
fast einstimmig in ihrem Urteil
waren, dafs ihre Erwartungen über-
troffen seien. So ging beides Hand
in Hand und schuf den Erfolg.
Aus der Geschichte der Propa-
ganda für die Düsseldorfer Aus-
stellung ergeben sich folgende von
der thatsächlichen Erfahrung ge-
stützten Schlüsse. Mit der Bekannt-
machung eines solchen Unter-
nehmens, das Millionen aus dem
Inlande und aus dem Auslande an-
ziehen soll, kann nicht früh genug

begonnen werden. Sie mufs sich gelegentlich schon äufsern, sobald der Gedanke der Ausstellung feste
Gestalt angenommen hat, und sie mufs dann nach einem durchdachten Programm in systematischer
Ordnung spätestens anderthalb Jahre vor der Eröffnung einsetzen. In diesen anderthalb Jahren mufs
gewissermafsen die Welt mit dem Gedanken an die Ausstellung durchtränkt werden und zwar in
den Mitteln sich steigernd, bis am Eröffnungstage das eigentliche Ausstellungsgebiet ganz mit
Spannung angefüllt und das übrige für die Ausstellung in Betracht kommende In- und Ausland
wenigstens mit allem, was die Ausstellung bieten wird, gründlich bekannt ist. Vom Eröffnungstage
ab mufs die Ausstellung das meiste selbst thun, aber die Propaganda mufs unausgesetzt bis zum
Schlufstage nachhelfen, sie mufs unausgesetzt wachsam sein und zu besonderen Zeiten und aus
besonderen Anlässen wieder lebhafter in Thätigkeit treten.
Der manchmal geäufserte Gedanke, es sei für die Werbung „noch zu früh", kann von einer
Ausstellungsleitung nicht energisch genug unterdrückt werden. Zu früh ist es nie, nur mufs die Art
der Propaganda ein Jahr vor der Eröffnung naturgemäfs eine ganz andere sein als drei Wochen
vor dem Eröffnungstage.
 
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