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Stoffers, Gottfried [Editor]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Editor]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Editor]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0417

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Civil-Ingenieur E. Dücker Fabrikbesitzer J. C. Kremer


Gruppen IV und V
Maschinenwesen und Elektrizität


A. Maschinenwesen
as das Rheinland und Westfalen, dies rechte Gebiet der deutschen Ingenieure und Tech-
niker, an Maschinen zu zeigen hatte, sammelte sich an zu einer Gruppe unserer
Ausstellung, die mit der Wucht ihrer Gesamterscheinung in eine Reihe trat mit den
imposanten Darbietungen des Bergbaus und des Hüttenwesens. Eine Riesenhalle aus
Eisenfachwerk und Glas war ihr errichtet; ihr hohes, schönes Thor, das fast die ganze
Breite der stattlichen weifsen Giebelfront einnahm, schien die ganze Schar der Ausstellungs-
besucher zum Eintritt einzuladen: Seht hier die neuen gewaltigen, gehorsamen Geschöpfe aus
Menschenhänden und -Gedanken, diese erzenen Kolosse und Zwerge, mit welch furchtbaren,
feinen und geduldigen Kräften sie bereit sind, dem Willen der Arbeit zu dienen! In keinem der
Hauptgebäude der ganzen Ausstellung fand wohl der Ernst der Arbeit, die Intelligenz und die
Energie des Menschengeistes einen so unmittelbar demonstrativen Ausdruck wie gerade in diesem
Gebäude, an das nur massige Kühltürme und die hochragenden Schornsteine der Kesselanlagen sich
lehnten; in dieser Halle, die von allen Seiten das helle Licht des Tages in sich aufnahm, in der
ein Leben wühlte, das mit einem unaufhörlichen gedämpften Summen an unser Ohr drang; wo
unser Auge sich erstaunte an den gleitenden Bewegungen all der stählernen Glieder in ihren
geschmeidigen, öltropfenden Gelenken; wo der Boden zu zittern schien von der gebändigten
Unruhe elementarer Kräfte.
Der allgemeine Überblick über die eherne Parade in dem langgestreckten Saal, etwa von der
Galerie über dem Vestibül aus, wird allen unvergefslich geblieben sein; ja, man darf sagen, dafs
er fast eine Feierlichkeit zu erwecken vermochte wie in einer majestätischen Kirche. Hier hatten
Kraft und Stoff Wunder gewirkt. Und was sich dem Laien ferner aufdrängte bei einer nähern
Betrachtung all der eisengeschaffenen Dinge, war es nun ein Fördergerüst, der Steven oder die
Welle eines Schiffes, eine in gewaltigen Strebesäulen aufrecht stehende Dampfmaschine oder ein
zierlicher Gasmotor: nirgends bisher hat sich die moderne Kultur der Technik klarer gezeigt. Die
Maschine trat in unserer Ausstellung nicht nur auf als Herrin im wirtschaftlichen Leben, sie
bewies zugleich wie nie zuvor, wie sehr wir auch die neuen und machtvollen Kulturqualitäten:
das Streben nach Übereinstimmung zwischen Zweck, Materie und Form, ihr verdanken. Ihre
Präzision, ihre reine ehrliche Zweckmäfsigkeit, die Leichtigkeit und Sicherheit, mit der ihr kompli-
zierter Organismus arbeitet, das Absolute, Endgültige, das sie darstellt, besitzen auch einen unver-
gleichlichen ästhetischen Reiz; sie ist es, die uns von neuem zeigt, was es heifst, einen Gegen-
stand logisch aufbauen.
 
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