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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0316

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GRUPPE I: BERGBAU UND SALINENWESEN

namentlich Friedrich der Grofse sorgte für gute Wege
und Verbesserung der Ruhrschiffahrt, die 1780 vollendet
wurde und nun der Kohle schnell wachsenden Absatz
zu Wasser sicherte. Mit dem Jahre 1814 konnte sodann
eine das ganze Gebiet umfassende Berggesetzgebung Platz
greifen.
Im ig. Jahrhundert wurde der Kohlenbergbau auf eine
ganz neue Grundlage gestellt. Der Tiefbau, der bei
der mangelhaften Wasserabführung immer mit grofsen
Schwierigkeiten verknüpft war, erhielt durch die Erfin-
dung der Dampfmaschine eine Unterstützung von unge-
ahnter Bedeutung. Im Jahre i7gg wird die erste Wasser-
haltungsmaschine auf der Zeche Vollmond bei Langendreer
aufgestellt, 1804 folgt eine zweite im Essen-Werdener
Gebiet. Ihre Zahl wächst bald beträchtlich; 1850 sind
schon 126 Maschinen vorhanden, deren Arbeit nun erst eine intensive Ausbildung des Tiefbaues
und eine gewaltige Zunahme der Förderung herbeiführte. Die gewaltigste Maschinenvermehrung
erfolgte in der Zeit von 1870 bis igoo. Das zweite wichtige Ereignis war die Einführung der
Dampfkraft auf dem Schienen- und Wasserwege, die der Kohle die Verbreitung allerorten sicherte
und eine Decentralisation der Industrie möglich machte, die bisher an die Kohlen-Erzeugungsstätten
mehr oder weniger gebunden war. Zwar die Ruhrschiffahrt ging ein, weil sie nicht dem modernen
Verkehr entsprechende Massen bewältigen konnte; dafür entstanden die modernen Ruhrhäfen für
den Kohlenumschlag, an der Spitze Ruhrort.
Die Ausfuhr nahm einen erheblichen Aufschwung, seit nach 1830 die Absperrung Hollands dagegen
hei. Auch die 1851 eintretende gröfsere Freiheit des Bergbaues trug wesentlich zu seiner Blüte bei.
Ein anderes Kohlengebiet ist das Saarbecken, von dem wir aus dem Jahre 142g die ersten
Nachrichten haben. Auch dort hat sich technisch die Entwicklung ähnlich wie im Ruhrrevier
vollzogen. Der Betrieb lag meistens in den Händen der Gemeinden. 1751 werden vom Fürsten
Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, der auch ein lebhafter Förderer der Industrie seines
Landes war, die Gruben eingezogen und mit Hülfe technisch tüchtig vorgebildeter Beamten in
eigene Verwaltung genommen; die Gemeinden
erhielten den Hausbrand zu Förderkosten. Die
Landesherren der benachbarten Gebiete folgten
diesem Beispiele, und so kam es, dafs im Saar-
revier der Steinkohlenbergbau vorwiegend fiskalisch
ist, während im Oberbergamtsbezirk Dortmund
nur in Ibbenbüren staatliche Bergwerke betrieben
wurden. In der neuesten Zeit hat aber auch hier der
preufsische Staat einen gröfseren Besitz an Kohlen-
feldern in seine Hand gebracht. Im Saarrevier
wurde die erste Erlaubnis zum Bergbaubetrieb an
eine Privatperson 1804 erteilt. Auch hier datiert
die Blüte des Steinkohlenbergbaues, die Einführung
des Tiefbaues mit grofsen Dampfmaschinen an
Stelle der kleinen Landgruben mit Stollenbauten,
etwa von 1850 ab, wo die Eisenbahnen das Gebiet
aufschlossen.
Ein drittes Kohlengebiet liegt bei Aachen, das
Inde- und Wurm-Revier, wo ebenfalls die Förde-
rung seit dem 12. Jahrhundert bekannt ist und
neuerdings wieder einen gröfseren Aufschwung
genommen hat, nachdem der Bergwerksbesitz
mehr konsolidiert ist.
Schliefslich werden Steinkohlen in den Weser-
bergen zwischen Bückeburg und Hannover abgebaut.
Das rheinisch-westfälische Steinkohlenrevier ist
das erste in Europa. Dieser Bedeutung ent-
sprechend beherrschte der Steinkohlenbergbau auch
auf unserer Ausstellung das einschlägige Gebiet.


Modell einer Braunkohlen-Brikettfabrik der Maschinenfabrik
Buckau, Magdeburg*


Modell einer Schachtabteufung mittels Sackbohrer
von Haniel & Lueg
 
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