Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0493

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUPPE VI: TRANSPORTMITTEL,

171



Von weiteren wichtigen Faktoren der grofsen, am Anfang unseres Jahrhunderts mit neuen
Mitteln neu einsetzenden Verkehrsumwälzungen gab die herrliche Ausstellung der Vereinigten
Waggon- und Lokomotivfabriken einen Begriff. Weifs und schmuck und bei seiner Gröfse

doch in fast zierlichen Formen
präsentierte sich der langge-
streckte Pavillon dieser Industrie
als eines der letzten grofsen
Gebäude im nördlichen Teile
des Ausstellungsgeländes. Be-
trat man die geräumige Halle
über die breite Freitreppe, die
zu ihrem Haupteingang hinauf-
führte, so meinte man sich fast
in einem Schmuckkästchen zu
befinden, so hübsch, von Lack
und Politur glänzend, zeigten
sich hier die in sechs neben-
einander liegenden Gleisen auf-
gefahrenen Waggons und Loko-
motiven; wie Riesenspielzeuge

Lokomotive der Maschinenbau-Anstalt
Humboldt, Kalk bei Köln

im Zustande der Neuheit, —
noch unverbeult und nicht von
jener rauhen Rufs- und Staub-
schicht überzogen, wie sie
schon nach wenigen Reisen
diese Maschinen und Wagen
bedeckt.
Diese Ausstellung war für
den Laien nicht minder inter-
essant wie für den Techniker.
Nicht nur dem Techniker up
to date zeigte sie eine Menge
des Neuen, sondern auch dem
Laien, der sich hier keines-
wegs ganz unsachverständig
vorkam und auch mit seiner
Ansicht über den praktischen

Wert dieser oder jener Neuerung nicht so sehr zurückhielt wie anderen Maschinen gegenüber, die
mit seinem zufälligen Berufe nur in loser oder in gar keiner Verbindung stehen. Handelte es sich
doch hier um Beförderungsmittel, die jedermann fast täglich und täglich immer mehr benutzt und
deren Entwicklung in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Bequemlichkeit man ganz naturgemäfs
stets ein reges Interesse entgegenbringt. Waren es nun die grofsen, für Schnell- oder Lastzüge
bestimmten Lokomotiven stärkster Bauart, zu deren Stockwerkhöhe man fast emporsehen mufste,
waren es die kleineren oder ganz kleinen Kreisbahn-Lokomotiven oder die scheinbar plumpen
Dampfwagen, die man auf den steilen Gleisen im Harzgebirge ihre Wagenreihe hinter sich her-
schleppen sieht, — jedesmal nahm man gerne die Gelegenheit wahr, diese Zugmaschinen einmal
in aller Ruhe und aus nächster Nähe besichtigen zu können, ohne dafs einen der fade Geruch des
brühenden Dampfes belästigte oder ein sanfter Rufsregen einem Gesicht und Anzug beschmutzte.
Die Akt.-Ges. für Lokomotivbau Hohenzollern, Düsseldorf-Grafenberg, hatte sechs Lokomotiven
ausgestellt, unter denen eine Heifsdampf-Lokomotive durch ihre gewaltigen Dimensionen viel Auf-
sehen erregte. Bei dieser war im Gegensatz zu den gewöhnlichen Lokomotiven, bei denen der
Dampf direkt vom Kessel zu den Cylindern geleitet wird, noch ein Rohrsystem eingeschaltet, in
dem der Dampf auf 300° C. erhitzt wird. Aus den zur Schau gebrachten Diagrammtafeln war zu
entnehmen, dafs genannte Lokomotive vor ihrer Überführung zur Ausstellung sowohl Güterzüge
als auch schwere D-Züge auf gebirgiger Strecke gefahren hat, wobei Geschwindigkeiten von 90 km in
der Stunde dauernd erreicht wurden, eine Leistung, die in Anbetracht der verhältnismäfsig kleinen
Räder eine sehr ansehnliche ist. Eine von vielen Besuchern als Neuheit angestaunte Lokomotive

war die feuerlose
Lokomotive, eine
Ausführung, die
bereits seit dem
Jahre 1882 von
Hohenzollern ge-
baut wird. Diese
Lokomotiven wer-
den mit Dampf aus
stationären Kessel-
anlagen geheizt;
sie sind leicht und
bequem zu hand-
haben und im Be-
triebe wesentlich
billiger als ge-

Am. Jung, Jungenthal, und Düsseldorfer Eisenbahnbedarf
Schmalspur-Zug mit tiefgebautem Personenwagen

feuerte Lokomo-
tiven. Wegen ihrer
Gefahrlosigkeit
werden sie als Zug-
maschinen beson-
ders in Pulver-
fabriken, Säge-
mühlen und ande-
ren feuergefähr-
lichen Betrieben
verwendet. Durch
ihren hellgrünen
Anstrich und ihren
blanken Messing-
dom fiel eine
Tender - Lokomo-

tive auf, die für die holländische Noord-Friesche Locaal Spoorweeg-Maatschappij bestimmt war.
Die Lokomotive hatte innenliegenden Rad-Cylinder und entsprach auch in anderen Einzelheiten den
für Holland üblichen Anordnungen. Die ausgestellte Lokomotive zeigte, dafs der deutsche
 
Annotationen