Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0495

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUPPE VI: TRANSPORTMITTEL

i73

struktion des Werkes zeigte. Aus der Wahl der zur Schau gestellten Lokomotiven konnte man
entnehmen, dafs der von Humboldt neu aufgenommene Fabrikationszweig schon achtunggebietende
Erfolge zu verzeichnen hat. —
Unter den Ausstellern von Waggons für Eisenbahnen und elektrische Kleinbahnen nahm die
Akt.-Ges. Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm. Carl Weyer & Co. in Düsseldorf eine hervorragende
Stelle ein. Unter den 40 Ausstellungsobjekten der Halle stammten allein elf aus dieser Fabrik.
Zunächst mag als Urtyp des Kleinbahnwagens ein vierachsiger Personenwagen II./III. Klasse für
eine Schmalspur von nur 60 cm genannt sein, der für die Mecklenburg-Pommersche Schmalspur-
bahn bestimmt war. Durch seine überaus niedrige Bauart löste er die heikle Aufgabe, auch für
diese sehr geringe Spur vollkommen stabile und betriebssichere Personenwagen zu bauen, die
selbst bei dem höchsten beobachteten Winddruck nicht umgeblasen werden, was früher leider
wiederholt vorgekommen war. Der Wagenkasten umgriff die beiden Drehgestelle so vollkommen,
dafs man nichts von den ziemlich grofsen Rädern sah und dafs der Fufsboden nur 20 cm über
der Schienenoberkante lag; daraus folgte zugleich der Vorteil eines sehr bequemen Ein- und
Aussteigens.
Auch im Innern des Wagens legten die eingebauten Drehgestelle keinerlei Beschränkungen auf,
denn die Sitze mit dahinter befindlichen Zwischenräumen waren so angeordnet, dafs sie die Rad-
umkleidungen vollständig verdeckten. Trotz der beschränkten Raumverhältnisse fanden sich alle
nur denkbaren Annehmlichkeiten. Die Fenster in einem an dem Stirnende befindlichen Aussichts-
raum waren herablafsbar, so dafs der Raum zum offenen Sommerabteil hergerichtet werden
konnte. Die Rückenlehne unter den grofsen Fenstern konnte umgeklappt werden und diente dann
als Tisch. Eine Schlupfthür
führte in den danebenliegen-
den Salon, der mit beque-
mem Sofa, zwei Ecksitzen,
einem zusammenlegbaren
Tisch und grofsen Schrän-
ken ausgerüstet war. Ele-
gante Ausstattung erhöhte
die Behaglichkeit dieses
schönen Raumes. Der
Wagen hatte aufserdem zwei
Abteile III. Klasse, ein
kleines für Frauen, ein
gröfseres für Raucher; er
fafste im ganzen 30 Per-
sonen und konnte Kurven
von 13 m Radius leicht durchfahren. Mit diesem Wagen gekuppelt war ein vierachsiger Feldbahn-
wagen für 6 t Tragfähigkeit, allereinfachster Bauart, der vornehmlich zeigen sollte, wie billig sich
solche Transportwagen herstellen lassen.
Als Gegenstück dazu stellte ein zweiachsiger Universal-Güterwagen für 75 cm Spur, ohne Anstrich,
ganz in Naturmaterialien ausgeführt, das Solideste und Beste in Kleinbahn-Güterwagen dar. Die
Seitenwände bestanden aus je zwei um untere Zapfen drehbare Klappen, die das Verladen der
Güter erleichterten. Durch Entfernen sämtlicher Wände erhielt man einen Plattformwagen, der
wieder durch Aufsetzen eines Drehschemels in einen Langholzwagen umgewandelt werden konnte.
Setzte man dagegen auf die Bordwände die vorhandenen Aufsatzgitter, so verdoppelte man den
Rauminhalt des Wagens, der nun zum Transport von Grofsvieh oder auch leichter Materialien
— wie Torf, Stroh, Heu u. dergl. —- dienen konnte. Der Universalwagen, der auch mit Spindel-
bremse und Luftsaugebremse ausgerüstet war, ist besonders für kleinere Bahnen wertvoll, weil er
infolge seiner vielfachen Anwendbarkeit die Möglichkeit bietet, auch bei kleinerem Wagenpark
mannigfachen Ansprüchen gerecht zu werden. — Weiter war ein meterspuriger vierachsiger
Personenwagen II./III. Klasse zur Schau gebracht, der sowohl durch seine Gröfse als auch durch
seine Einrichtung wesentlich von dem kleinen Personenwagen für 60 cm Spur abwich. Er war
nach dem Durchgangssystem gebaut, mit geräumigen Plattformen an den Enden, auf denen auch
Sitzplätze vorgesehen waren. Fiel schon das Äufsere durch seine elegante hellgraue Lackierung
und durch die mächtigen Spiegelscheiben vorteilhaft auf, so zeigte die innere Einrichtung sowohl
des geräumigen, vornehm ausgestatteten Salons als auch der beiden grofsen Abteile III. Klasse,
von denen eines sich durch aufknöpfbare Kissen in II. Klasse umwandeln liefs, dafs hier alle
Wünsche des reisenden Publikums in Bezug auf Bequemlichkeit und gefällige Ausstattung berück-
 
Annotationen