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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0507

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GRUPPE VII: CHEMISCHE INDUSTRIE

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Rohmaterialien sowie die Modelle der dazu nötigen Apparate im Gröfsenverhältnis 1 : 20. Man
fand dort die modernsten Apparate zur Herstellung von Sulfat und Salzsäure direkt aus Röstgasen
nach dem Hargreaves-Verfahren, ferner zur Soda-Erzeugung in rotierendem Ofen nach dem Le
Blancschen Verfahren, zur Darstellung von Salpetersäure nach der patentierten, die Herstellung
von hochprozentiger Säure in ununterbrochenem Betriebe ermöglichenden Methode von Dr. Uebel,
zur Chlorkalkfabrikation nach dem eigenen, bereits von vielen Chlorkalkfabriken des Auslandes
angenommenen System der Rhenania und zur Schwefelgewinnung aus Sodarückständen nach dem
Chance-Klaus-Verfahren, durch das die mit der Lagerung von Rückständen unvermeidliche Bildung
schädlicher Schwefellaugen beseitigt wird.
Die mit Geschick und Verständnis aufgebaute Ausstellung der Aktiengesellschaft für chemische
Industrie Schalke zeigte, ausgehend vom Rohstoff, die Entwicklung der Erzeugnisse. Wir fanden
im systematischen Aufbau Schwefelkies, Schwerspatstufen, ausgebrannte Schwefelkiesstücke; von
deren Erzeugnissen sogen, englische Schwefelsäure, Salpetersäure und Salzsäure. Wir fanden
Thallium-Metall aus dem Flugstaub der Rostöfen des westfälischen Schwefelkieses gewonnen — und
die zinkhaltigen Abbrände des Schwefelkieses, zu der bekannten weifsen Farbe Lithopone verarbeitet.
Aufser der Herstellung der genannten anorganischen Präparate betreibt die Firma die Destillation
des Teers nach einem englischen patentierten Ofensystem. Rund 3000 t des von den Stein-
in seiner Verwendung als Düngmittel für

kohlen - Kokereien
gewonnenen Teers
werden jährlich zu
Benzol, Toluol,
Xylol und verwand-
ten Produkten ge-
trennt.
Die Firma Rudolf
Koepp & Co., Oest-
rich im Rheingau,
fabriziert in der
Hauptsache Chemi-
kalien, die in der
Färberei Anwen-


die TabakpHanze, das mit Erfolg ange-
wandt wurde, um dem Tabak einen bessern
Brand und ein milderes Aroma zu ver-
leihen. Die Einführung dieses Düngmittels
ist somit nicht ohne volkswirtschaftliche
Bedeutung für die deutschen tabakbau-
enden Bezirke. Die Industrie der Teer-
derivate und der
Teerfarben umfafst
eine grofse Reihe
von Zwischenpro-
dukten. Die Mäch-
tigkeit dieser In-
dustrie entspricht
dem Reichtum an
Kohle im Ausstel-
lungsgebiet; sie
entstand mit der In-
betriebsetzung der
ersten Gasfabrik zu
Ende des 18. Jahr-
hunderts. Man
mufste suchen, den
bei der Gasherstel-
Anfänglich

Kollektiv-Ausstellung der Sprengstoff-Fabriken

düng finden; sie zeigte Oxalsäure, oxalsaure
Salze und die verschiedenen Ersätze für
Brechreinstein mit hohem Antimongehalt.
In der Herstellung von Wasserglas ist
wohl die Firma Henkel & Co., Düssel-
dorf, mit einer Jahresproduktion von etwa
20000000 kg die bedeutendste des Kon-
tinents in ihrer Art. Sie hatte Natron- und
Kaliwasserglas in Stücken und in flüssigem
Zustande zur Schau gestellt. Die Firma
zeigte auch das leicht lösliche Kaliwasserglas
lung gewonnenen Teer, damals ein lästiges Nebenprodukt, nutzbringend zu verwenden,
wufste man ihn nur zu Dachpappe, zu Rufs für Buchdruckerschwärze zu verwenden, und was
man an Destillationsprodukten erzielte, diente nur zur Imprägnierung von Hölzern. Erst mit den
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als es gelang, aus dem Anilinöl Farbstoffe zu gewinnen,
bekam der Steinkohlenteer eine nicht geahnte Bedeutung. Seitdem wurde er nach allen Seiten
hin wissenschaftlich erforscht und damit eine immer gröfsere Vielheit von Teer-Destillations-
produkten allmählich in den Bereich der Farbentechnik hinübergeleitet. Die meisten der im
rheinisch-westfälischen Bezirk gelegenen Kokereien betrachten nicht mehr die Kokserzeugung allein
als ihre Aufgabe, sondern auch die Ausbeutung der Steinkohle auf deren Destillationsprodukte; einige
Werke beschäftigen sich ausschliefslich damit, den Steinkohlenteer und seine Fraktionen weiter
zu verarbeiten.
Was die Teerfarben betrifft, brauchen wir nur an die umfangreichen Werke im Wupperthal
zu erinnern, um vor Augen zu führen, welche Bedeutung diese Fabrikation in wenigen Jahrzehnten
gewann. Auch in Krefeld, Uerdingen und Düsseldorf finden sich grofse Vertriebsstätten dieser
Industrie.
Die chemischen Fabriken vorm. Weiler-ter Meer & Co. in Uerdingen repräsentierten diesen
Fabrikationszweig in einem grofsen Aufbau, in dem sie sowohl die fertigen Einzelprodukte wie
 
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