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Stoffers, Gottfried [Editor]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Editor]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Editor]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0527

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GRUPPEIX:STEIN-, THON- ETC. -WAREN

205

eingefüHte trockene Kohle erzeugt, und bei gut geleiteten Anlagen werden etwa 11 bis i7°/o der
gereinigten Gase zur freien Verwendung für andere Zwecke als die Koksofenheizung gewonnen.
Von geschichtlichem Interesse waren in der Ottoschen Ausstellung die Originalpläne der ersten
Flammkoksöfen und der ersten Destillationsöfen, die in den Jahren 1876, 1880 und 1883 ausgeführt
wurden und von denen die epochemachende Thätigkeit der Firma auf dem Gebiete des Koksofen-
baues ausging. Die gegenwärtige Leistungsfähigkeit der Firma auf diesem Gebiete geht daraus
hervor, dafs sie bis Ende des Jahres 1901 nicht weniger als 12168 Koksöfen, darunter etwa ein Drittel
mit Einrichtungen zur Gewinnung der Nebenerzeugnisse, gebaut hat, während die Anzahl der nach
Patenten und Zeichnungen der Firma erbauten Öfen sich sogar auf 15429 stellt. Die Zahlen-
steigerung in der Entwicklungsgeschichte der Firma Dr. Otto & Co. kann als Beweis gelten für die
Behauptung, dafs aus unseren modernen Koksbereitungs-Anlagen chemische Fabriken mit
komplizierten Betrieben geworden sind. — Dieser Ausstellung war eine Anzahl der verschiedensten
feuerfesten Steine für industrielle Zwecke beigefügt, um zu zeigen, wie mannigfaltige und komplizierte
Formen aus dem spröden Material dieser Fabrikation hergestellt werden können.
Ähnlichen Zielen streben gleichzeitig noch andere tüchtige Kräfte im Ausstellungsgebiete nach,
wenn auch ihre Ausführungen denen der Firma Otto gegenüber an Menge weit nachstehen. In
der Halle IV waren zwei Fabriken feuerfester Steine — hauptsächlich für Stahlwerke, Glashütten,
Hochöfen — mit ihren Erzeugnissen vertreten. Das Idawerk m. b. H., Krefeld-Linn, zeigte als Haupt-
Ausstellungsobjekt ein Viertel vom obern Teile eines basischen Siemens-Martin-Ofens modernster Art,
an dem die feuerfesten Materialien — wie Silicasteine, Chamottesteine, Magnesitsteine und Dolomit —
in ihrer praktischen Anwendung deutlich zur Anschauung kamen. Besondere Aufmerksamkeit
erregte ein Chamotteblock von etwa 2 m Höhe, 1,10 m Breite und 50 cm Dicke, im Gewicht von
rund 2000 kg. — Nebenan hatte die Firma P. Chr. Forsbach & Co., Mülheim am Rhein, ihre
feuerfesten Normal- und Faconsteine, ganze Faconstücke, Muffeln, Gasretorten, Ausbrennmulden um
das Modell eines Generatorofens her angeordnet. — An geschickten Aufbauten, die an der Nordwand
des Industriepalastes unter einem zierlichen offenen Pavillon vereinigt waren, gab die Firma
Ed. Böttger & Co. G. m. b. H., M. Gladbach, sehr interessante Beispiele für die Anwendung ihrer
patentierten Universalwölbsteine. Diese neuen Steine sind auf der einen Seite konvex, auf der
gegenüberliegenden Seite konkav; der somit sichelförmigen Form dieser Steine entsprechend sind
auch die Widerlagsteine auf einer Seite sichelförmig ausgeschnitten. Die Sichelsteine passen nun
bei jeder beliebigen Drehung ganz genau in den sichelförmigen Ausschnitt der Widerlagsteine,
während sich die Reihe der zwischen den Widerlagsteinen ineinandergefügten Sichelsteine jedem
Leerbogen von beliebigem Radius anschmiegt, ähnlich wie etwa bei einer Schuppenpanzerkette.
Es ergiebt sich daraus ein ganz dicht gefugter Boden, gleichviel ob dieser wie bei Gewölben
senkrecht steht oder wagerecht liegt wie bei ringförmiger Mauerung. Drei verschiedene Ausführungen,
bei denen durchaus Steine kongruenter Formate verwendet waren, machten die Vorteile dieser
Steine anschaulich, die sowohl bei Konstruktion von feuerfesten Gewölben, als bei der Errichtung
von Schachtöfen ein wertvolles Material bieten. Von den übrigen Ausstellungsobjekten der Firma
Böttger nennen wir den Herd zu einem säure- und feuerfesten Destillierofen, einen Kegel zu einem
Dolomitofen, mächtige Heizschächte für Ringöfen, Kanalsteine für Stahlwerke, feuerfeste Roststäbe,
Steine, Plättchen und Röhren für chemische und technische Zwecke. — Eine Ausstellung der
verschiedenartigsten feuerfesten Bausteine hatte auch die Koksofen-Bauanstalt Köppers, Hiby & Schroer,
Düsseldorf, mit viel Geschick und Sorgfalt errichtet.
Ausstellungen ähnlicher blafsgelb- oder orangefarbener, in ihrem Äufsern etwas eintönig wirkender
Steinformen fanden wir auch in der Industriehalle. Dort bemerkten wir zunächst den Aufbau der
Arloffer Thonwerke Heinr. Roth & Co., die aus ihren reichen, in der Eifel gelegenen Gruben hervor-
ragend feuerfeste Thone und Farbthone fördern, sowie Kaolin, der für die Herstellung von Porzellan,
Steingut und zur Papierfabrikation ein gesuchter Artikel ist. Zur Beurteilung der Qualität lagen
zahlreiche Brüche von Steinsorten auf, ferner feuerfeste Gegenstände für die verschiedensten
Verwendungszwecke. — Die 300 Arbeiter beschäftigende Arbeitsstätte Niederlahnstein der Stettiner
Chamotte-Fabrik Akt.-Ges. vorm. Didier war vertreten durch das vortreffliche Modell einer Ofenanlage
zur Erzeugung von Steinkohlengas in schrägliegenden Retorten mit Anlage für Kohlentransport und
Einrichtung zum Beschicken der Retorten. Von ihren Erzeugnissen zeigte sie Gasretorten verschiedener
Profile, Formsteine, Glüh- und Emailliermuffeln, Gewölbesteine u. a. An obeliskartigen Aufbauten
zeigten auch Gustav Haarmann & Co. G. m. b. H., Witten a. d. Ruhr, sowie Birschel & Ritter,
Erkrath, ihre feuerfesten Produkte. Unter denen der letztem Firma bemerkten wir als Spezialität
Kohlenstoffsteine mit der für Verwendung in Hochöfen erforderlichen mechanischen Festigkeit,
während die Düsseldorfer Chamotte- und Tiegelwerke vorm. P. J. Schorn & Bourdois Akt.-Ges.,
Düsseldorf, Schmelztiegel und Retorten für Kupfer, Bronze, Messing und schmiedbaren Eisengufs
 
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