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Stoffers, Gottfried [Hrsg.]; Deutsch-Nationale Kunst-Ausstellung <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]; Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und Benachbarte Bezirke <1902, Düsseldorf> [Hrsg.]
Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunst-Ausstellung: Düsseldorf 1902 — Düsseldorf, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34831#0533

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GRUPPE IX: STEIN-, THON- ETC. -WAREN

2H

Westfalen gelegenen, rund 20 Morgen grofsen Gruben der Firma gewonnen und in ihren dort
betriebenen Dampf- und Wassermühlen technisch verwertet.
Eine verhältnismäfsig nur sehr geringe Vertretung hatte die Industrie der Geschirr-Porzellane im
Industriepalast gefunden. Einzig in der Ausstellung der Porzellanfabrik und -Malerei Jos. Hohmann,
Düsseldorf-Derendorf, nahm sie unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, und auch hier herrschten nur
wenige Musterserien vor; so das immer gern gesehene klare blaue „Zwiebelmuster" und das
Blumenmuster in Blau sowohl wie in anderen zarten Farben, in Unterglasurmalerei, die auf dem
weifsen Porzellan stets vorzüglich wirkt.
Das Gesamtbild der Gruppe Stein-, Thon-, Porzellan- und Glaswaren unterschied sich im Wesen
weit von dem der entsprechenden Abteilung der Düsseldorfer Ausstellung von vor 22 Jahren.
Weniger in der Beherrschung des Stoffes, die damals wie heute durchaus auf der Höhe der Zeit
war, sehr aber in den Offenbarungen der künstlerischen Absicht. Man sagte von der vorigen
Schau der keramischen Industrie Rheinland-Westfalens, soweit sie kunstgewerbliche Leistungen
bot, dafs sie mit ihren zahlreichen Nachahmungen orientalischer, römischer, altdeutscher, barocker,
nordischer Vorbilder eine ganze Kulturgeschichte des Geschmacks enthalten habe. Nun, diese
Kulturgeschichte scheint jetzt bald mit Nutzen ausgelesen zu sein; es regt sich ein Verlangen und
Schaffen eigener Formen. Man kann der gleichen Gruppe des Jahres igo2 nachrühmen, dafs sie
die Anzeichen eines neuen Zeitalters in der Kultur des Geschmacks getragen, der die Muster aus
entlegenen oder verschollenen Kunstgebieten nicht mehr genügen. Dafs z. B. im ganzen weniger
Porzellan-Produkte gezeigt wurden als 1880, war wohl ein Zufall; dafs aber, im grofsen Gegensatz
zu damals, fast keine Nippsachen und Porzellanväschen zu sehen waren, die blofs der Dekoration
dienten, zwecklos und dabei lästig sind, war kein Zufall. Modern ist der Geschmack, der sich
innerhalb der bestehenden Bedürfnisse und somit in den Grenzen der modernen Lebensauffassung
bethätigt, und unsere heutige Auffassung vom Schönen im Kunstgewerbe ist befriedigt, wo sie das
Zweckmäfsige durch das Schöne nicht behindert, sondern veredelt sieht.


Vasen von F. van Hauten Sohn, Bonn.
 
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